Cover-Kanzlerin: Angela Merkel in der Presse
Auf Titelblättern wurde sie mit Hitler, einer Domina, aber auch Mutter Theresa verglichen. Angela Merkel polarisiert, wie unsere Auswahl einiger Cover zeigt.
(Euro-) Brandeisen oder Peitsche?
2011, inmitten der Eurokrise, stellt das spanische Satire-Magazin "El Jueves" die Kanzlerin als knallharte Domina dar. "(Euro-) Brandeisen oder Peitsche?", fragt sie Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy. "Kommt drauf an", wimmert der nur zurück. Mit der Karikatur will das Magazin zeigen: Merkels Bedingungen an Spanien, unter denen Finanzhilfen gewährt werden, sind eindeutig zu streng.
Hitlervergleich
Neben Spanien ist auch Griechenland tief in die Eurokrise gestürzt und hochverschuldet. Ohne finanzielle Hilfen geht es nicht. Angela Merkel sichert diese im großen Umfang zu, verlangt im Gegenzug aber harte Sparmaßnahmen. Die griechische Presse, wie die Tageszeitung "Demokratie" am 9. Februar 2012, ziehen Parallelen zur deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Merkel als KZ-Insassin
Bezüge zum Nazi-Regime landen nicht nur auf griechischen, sondern auch auf polnischen Titelseiten. Als KZ-Insassin bildet 2013 das rechte Wochenmagazin "Uwazam Rze" Merkel ab. Der Vorwurf: Der ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" verfälsche die Geschichte des Krieges, insbesondere hinsichtlich der polnischen Heimatarmee AK. Stattdessen würden sich die Deutschen als Opfer stilisieren.
Pokerface in Peking
Deutlich nüchterner fällt dieses Cover aus: Merkel mit durchdringendem Blick, keine Miene verziehend. "Pokerface", lautet der Titel auf diesem chinesischen Magazin von Dezember 2011, das einen gewissen Respekt gegenüber der Kanzlerin vermuten lässt. Es erscheint kurz vor Merkels Staatsbesuch in China, bei dem sie mit Premier Wen Jiabao über Chinas Rolle bei der Stabilisierung der Eurozone berät.
Terminator Merkel
Das Image der allzu Mächtigen wird Merkel nicht so schnell wieder los. Das britische Politmagazin "New Statesman" stellt die Kanzlerin im Juni 2012 als gefährliche Killermaschine "Terminator" dar. Eine Rolle, in der man eigentlich Arnold Schwarzenegger kennt. Laut dem Magazin sei Merkel die gefährlichste deutsche Führungsfigur seit Adolf Hitler - und gefährlicher als Machthaber wie Kim Jong Un.
Plötzlich Mutter Theresa
2015 ändert sich das Bild von Angela Merkel schlagartig. Nachdem Ungarn sich weigert, syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufzunehmen und eine humanitäre Katastrophe droht, trifft Merkel eine folgenreiche Entscheidung: Sie lässt die Menschen nach Deutschland einreisen. Ihr Satz "Wir schaffen das!" geht in die Geschichte ein und verschafft Merkel vor allem im Ausland große Beliebtheit.
Wäre sie doch nur Französin...
Angela Merkels schlechtes Image aus Eurokrisenzeiten ist fortan passé. Im Ausland feiert man sie jetzt für ihre Menschlichkeit, die sie von anderen Politikerinnen und Politikern unterscheidet. Das französische Magazin "Le Point" titelt 2015: Die unglaubliche Madame Merkel. Wenn sie doch nur Französin wäre..." und attestiert ihr eine Verwandlung von der "strengen" zur "großzügigen" Madame.
Kanzlerin der freien Welt
Noch im selben Jahr kürt das New Yorker "Time"-Magazin Angela Merkel zur "Person des Jahres" und lobt sie "als Kanzlerin der freien Welt". Ihre Barmherzigkeit setze sie wie eine Waffe ein, heißt es in der Begründung. Mit seinem Cover-Gemälde hofft der nordirische Künstler Colin Davidson "ein bisschen von der Würde, dem Mitgefühl und der Menschlichkeit der Kanzlerin" eingefangen zu haben.
Unveränderter Blick aus Polen
Mitgefühl und Menschlichkeit sind in Polen weiterhin nicht die Attribute, die man Angela Merkel zuschreibt. Das Wochenmagazin "Wprost" titelt "Sie wollen Polen wieder kontrollieren" und bringt wieder einmal einen Hitlervergleich. Das Bild der Kanzlerin, umgeben von wichtigen EU-Vertretern wie Kommissionspräsident Junker, spielt auf ein historisches Foto Hitlers mit dessen Entourage an.
Der letzte Akt
Bei den Bundestagswahlen 2017 muss Angela Merkels CDU herbe Verluste hinnehmen. Mit ihrer Haltung in der Flüchtlingskrise verliert die Partei viele Stimmen an die rechtskonservative AfD. Als Alternative zu einer erneuten Großen Koalition wird "Jamaika" diskutiert, ein Zusammenschluss aus CDU/CSU, FDP und Grünen. Entsprechend sehen die Cover der deutschen Tageszeitungen und Magazine aus.
Das Ende einer Ära
Schließlich wird es doch nochmal die Große Koalition, in der Angela Merkel ihre letzten Regierungsjahre verbringt. Nach 16 Jahren, zieht sie sich freiwillig zurück. In Medien und Büchern ist nun vielfach vom Ende einer "Epoche" zu lesen, darunter in Ursula Weidenfelds Merkel-Biografie (s. Bild). Was nach Angela Merkel kommt, entscheidet sich bei den Bundestagswahlen am 26. September.