Amtswechsel im Schloss Bellevue
Wenn die Deutschen ihr Staatsoberhaupt direkt wählen könnten, gäbe es einer Umfrage zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten. Nach einer am Donnerstag in Köln veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Instituts Infratest dimap würden 36 Prozent ihre Stimme dem Kandidaten der Oppositionsparteien CDU/CSU und FDP, Horst Köhler, geben. Er läge damit knapp vor der Kandidatin des rot-grünen Regierungslagers, Gesine Schwan, für die 34 Prozent stimmen würden. Drei von zehn Befragten würden für keinen der beiden Bewerber stimmen oder trauen sich kein Urteil zu. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der tausend Befragten plädierten für eine Direktwahl des Staatsoberhauptes. Mehr politischen Einfluss des Bundespräsidenten wünschten sich 40 Prozent, für eine Beibehaltung der repräsentativen Rolle waren 53 Prozent.
Die Wahl des Bundespräsidenten erfolgt alle fünf Jahre - immer am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes - in geheimer Wahl durch die Bundesversammlung. Das Gremium, das am Sonntag darüber entscheidet, wer das höchste Staatsamt von Johannes Rau übernehmen wird, besteht aus 1.205 Mitgliedern: den Bundestagsabgeordneten und 603 von den Länderparlamenten bestimmten Wahlmännern und -frauen. CDU/CSU und FDP verfügen zusammen über die Mehrheit der Versammlung. Eine Wahl Köhlers gilt aus diesem Grund als wahrscheinlicher als ein Votum für Schwan.