Nigerias Armee am Pranger
5. August 2014Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) erhebt schwere Vorwürfe gegen die nigerianische Armee. Im Nordosten Nigerias aufgenommenes Videomaterial zeige, wie Soldaten Menschenrechtsverletzungen begehen, teilte die Organisation mit. Bei der Gewalt handele es sich um "Kriegsverbrechen".
Das Videomaterial zeigt nach Angaben von Amnesty unter anderem eine Hinrichtung, die sich am 14. März in Maidiguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno zugetragen hat. Die Aufnahme zeigt demnach 16 junge Männer, die in einer Reihe stehen. Soldaten und Zivilisten rufen einen nach dem anderen auf, nach vorne zu treten. In dem Video ist zu sehen, wie fünf Männern die Kehle mit einem Messer durchschnitten wird. Was mit den übrigen elf Männern geschieht, ist nicht zu sehen. Augenzeugen berichten jedoch, dass sie hingerichtet wurden. Laut Amnesty gehören die Täter zur nigerianischen Armee. Ihre Uniformen und Gewehre legten dies nahe. Außerdem hätten mehrere Zeugen und Quellen aus Militärkreisen dies unabhängig voneinander bestätigt.
Nigerianische Armee kündigt Unteruchung an
Der Sprecher der nigerianischen Armee, Generalmajor Chris Olukolade, teilte mit, das Militär nehme die Vorwürfe sehr ernst. Der Inhalt des Videos enspreche nicht "unserer Arbeitsweise und unseren Grundsätzen". Es müsse eine Untersuchung geben, um sicherzustellen, dass sich "solche Praktiken nicht in das System einschleichen".
Auch die Terrorsekte Boko Haram geht äußerst brutal gegen Zivilisten vor. Amnesty berichtet von einem Angriff der Islamisten auf die Stadt Bama. Dabei seien etwa 100 Bewohner getötet worden, mehr als 200 wurden verletzt. Videomaterial zeigt die Stadt kurz nach dem Überfall: Ausgebrannte Häuser und Autos, sowie zahlreiche Leichen sind zu sehen. Erst vergangene Woche hatte Boko Haram zudem ein Video veröffentlicht, in dem die Islamisten einen nigerianischen Soldaten köpfen.
Boko Haram bedeutet wörtlich übersetzt "Westliche Bildung ist Sünde". Die islamistische Sekte will im Nordosten Nigerias einen Gottesstaat errichten. Die Terrorgruppe verübt immer wieder brutale Anschläge.
International Schlagzeilen machte Boko Haram auch mit der Entführung von 276 Mädchen Mitte April aus einer Schule im Ort Chibok. Noch immer befinden sich mehr als 200 Schülerinnen in der Gewalt der Islamisten. In dem Konflikt zwischen der Sekte und Regierungstruppen sind nach Angaben von Amnesty seit Jahresbeginn mehr als 4000 Menschen getötet worden. Die meisten waren Zivilisten.
cr/SC (APE, afpe, rtre, ai)