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Amazonas: Üppige Regenwälder, nutzlose Böden

Judith Hartl
25. August 2019

Der Regenwald in Brasilien brennt an vielen Stellen - und ist dort unwiederbringlich verloren. Denn der Boden ist unfruchtbar. Es sind die nährstoffärmsten Böden der Welt und unbrauchbar für die Landwirtschaft.

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Ecuador Amazonas Regenwald
Bild: picture-alliance/robertharding

Nirgendwo auf der Welt ist die Zahl der Tier- und Pflanzenarten so hoch wie im Amazonas-Regenwald. Auch die Regenwälder in Asien oder Afrika reichen da nicht ran. Auf einem Quadratkilometer kommen im Amazonasgebiet mehr Arten vor als in ganz Europa.

Auf einem Hektar konnten Forscher über 450 Baumarten bestimmen, in ganz Deutschland – zum Vergleich – gibt es nicht mal 100 Baumarten. Die Zahlen sind so riesig, dass es schwerfällt, sich vorzustellen, wie so etwas möglich ist.

Lesen Sie hier: Wissenschaftler fordern Regenwald-Rettung

Einzigartiger Artenreichtum

Zehntausende Pflanzenarten, darunter zahlreiche Heilpflanzen, über 2,5 Millionen Insekten-, 1300 Vogel, 430 Säugetier-, über 3000 Fischarten, Hunderte verschiedene Amphibien und Reptilien. Zahlreiche Arten werden jedes Jahr entdeckt und sehr viele hat noch kein Mensch zu sehen bekommen.

Die Regenwälder sind eine gigantische Ansammlung von Biomasse. Die Pflanzen stehen in Stockwerken. Es gibt Baumgiganten, die 60 bis 80 Meter hoch werden. Darunter die mittlere Baumetage. Darunter ist es sehr dunkel und feucht, denn die Kronen der Bäume sind so eng miteinander verwachsen, dass sie wie eine grüne Decke wirken.

Sonnenlicht fällt kaum auf den Boden. Einigermaßen hell ist es in der Nähe der Wipfel, hier leben auch die meisten Tiere – Affen, Vögel, Insekten, aber auch Schlangen und Amphibien.

1985 vs 2017: Der Waldbestand im Amazonas im Vergleich

Üppige Vegetation, karge Böden

In diesem Regenwalduniversum gibt es unendlich viele Nischen für Tiere. Dank eines Überangebots an Nahrung – an Blättern, Samen, Früchten und einer Fülle an Nährstoffen. Alles steckt in den Pflanzen. Auch das CO2, das die Bäume beim Wachsen aus der Atmosphäre ziehen und abspeichern. Dabei produzieren sie gleichzeitig Sauerstoff.

Das Verblüffende ist: So nährstoffreich und üppig die Vegetation ist, so karg und nährstoffarm ist der Boden. So gut wie nichts ist drin, die aufliegende Humusschicht ist fast überall minimal. Der Boden im Amazonas-Regenwald ist der ärmste und unfruchtbarste auf der ganzen Welt. Holzt man den Wald ab, ist er unwiederbringlich verloren. Die Humusschicht wird schnell ausgewaschen, spätestens drei Jahre nach der Rodung wächst hier nichts mehr. Zurück bleibt ein ausgelaugter, wertloser Boden.

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Bodenprofil am Amazonas Lateritboden unter tropischem Regenwald
Oben grün unten Lehm und SandBild: Imago Images/blickwinkel

Aber warum ist das so?

Der Regenwald ernährt sich aus sich selbst. Die meisten Nährstoffe werden von den Pflanzen aufgenommen und gelangen erst gar nicht in den Boden. Es ist quasi ein überirdischer Kreislauf. Die wenigen Pflanzenreste, die dann doch bis auf den Boden gelangen, also Blätter oder Äste – werden dank des ganzjährigen feucht-warmen Klimas im Nullkommanichts von Pilzen und Bakterien zersetzt. Die freigesetzten Nährstoffe, zum Beispiel Kalium, Kalzium und Magnesium, werden sofort wieder von den Wurzeln aufgenommen.

Für den Boden bleibt so gut wie nichts übrig, es kann sich auch keine fruchtbare Humusschicht bilden. Schon wenige Zentimeter unter der obersten Bodenschicht ist nichts anderes mehr als Sand oder Lehm. Alle Nährstoffe im Regenwald sind also in den Pflanzen selbst gespeichert, nicht im Boden. Für die Landwirtschaft sind Regenwaldböden deshalb nur sehr kurzfristig nutzbar.