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Das Wichtigste zur 68. Berlinale

Jochen Kürten
15. Februar 2018

Die Berliner Filmfestspiele zeigen in den kommenden Tagen knapp 400 Filme. Gespannt schaut die Welt des Kinos auf den Wettbewerb um den Goldenen Bären. Doch auch darüber hinaus geizt die Berlinale nicht mit Höhepunkten.

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Deutschland - Vorbereitungen zur Berlinale
Bild: picture-alliance/dpa/J. Kalaene

1.    Der Wettbewerb

Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht die Konkurrenz um die Silbernen und den Goldenen Bären. 24 Filme sind diesmal für den Wettbewerb gemeldet, fünf davon laufen allerdings "außer Konkurrenz", das heißt, sie können am Ende keine Preise abräumen. Bekannte Namen aus den USA wie Steven Soderbergh, Gus van Sant und Wes Anderson sind dabei, letzter eröffnet mit dem Animationsfilm "Isle of Dogs" das Festival. Renommierte Regienamen sind außerdem Benoît Jacquot und Cédric Kahn aus Frankreich, Alexei German Jr. aus Russland, Malgorzata Szumowska aus Polen und Lav Diaz von den Philippinen. Südamerika schickt Beiträge aus Mexiko und Paraguay - und auch der Iran ist dabei.

2.    Die Deutschen 

Das heimische Kino trumpft im vorletzten Berlinale-Jahr unter der Leitung von Festival-Chef Dieter Kosslick noch einmal groß auf. Unter den 24 Filmen des Wettbewerbs sind nicht weniger als zehn mit deutscher Co-Finanzierung. Vier Filme (von Thomas Stuber, Christian Petzold, Emily Atef und Philip Gröning) sind rein deutsche Produktionen - ansonsten gilt: In einer globalisierten Filmwelt fällt es angesichts der vielen Co-Produktionen zunehmend schwer, nationales Kino überhaupt noch zu definieren. Originäres junges deutsches Kino präsentiert sich außerdem wieder in der Sektion "Perspektive Deutsches Kino".  

Marie Bäumer als Romy Schneider im deutschen Wettbewerbsbeitrag "3 Tage in Quiberon"
Marie Bäumer als Romy Schneider im deutschen Wettbewerbsbeitrag "3 Tage in Quiberon"Bild: Rohfilm Factory/Prokino/Peter Hartwig

3.    Die Themen

Es gebe kein übergreifendes Thema in diesem Jahr, kein Motto, erklärte Festivalchef Dieter Kosslick auf der Programm-Pressekonferenz im Vorfeld der Berlinale: Stattdessen diese Ankündigung: "Zehn Tage lang haben Sie die Möglichkeit zu entdecken, wie Filmemacherinnen und Filmemacher die Welt mit ihren vielfältigen Gesellschaften, Lebensentwürfen und Erfahrungshorizonten heute sehen und was sie daraus machen." Im Grunde sind die fast 400 Filme der Berlinale auch zu unterschiedlich, als dass sich ein übergreifendes Thema finden ließe. Klar ist jedoch: 2018 kommt auch die Berlinale nicht darum herum, den Weinstein-Skandal, die #MeToo-Initiative und die Situation der Frauen in der Filmwelt zu thematisieren. Dazu ist unter anderem eine große Diskussionsveranstaltung geplant.

4.    Welche Stars werden erwartet?

Natürlich kommen alle Regisseurinnen und Regisseure, um ihre Filme persönlich der Öffentlichkeit vorzustellen. Aus den USA werden u.a. Wes Anderson, Gus Van Sant und Steven Soderbergh erwartet. Auch bei den Darstellern ist viel Prominenz angesagt. Die Riege der weiblichen Hollywood-Stars führen Emily Watson, Rosamunde Pike und Mia Wasikowska an. Auch Greta Gerwig, die für ihre Regie-Leistung in Lady Bird für den Oscar nominiert ist, wird kommen - als Teil des Casts von "Isle of Dogs". Bei den Schauspielkollegen geben sich Robert Pattinson, Joaquin Phoenix, Bryan Cranston, Jeff Goldblum und Bill Murray die Ehren - und natürlich Ehren-Bär-Preisträger Willem Dafoe. Natürlich ist auch die europäische Filmwelt vertreten: Isabelle Huppert und Fanny Ardant sowie Gaspard Ulliel und Tahar Rahim kommen aus Frankreich, Alba Rohrwacher und Valeria Golino aus Italien. Gael García Bernal ist das prominenteste Gesicht aus Lateinamerika. Auch Asien ist vertreten. Und: Aus Deutschland kommen sie alle - von Wim Wenders über Hanna Schygulla bis hin zu Shooting Star Franz Rogowski.

5.    Die anderen Sektionen I: Forum

Zwanzig Jahre jünger als das Festival ist die Programmsektion "Forum des internationalen Films", die sich zum 48. Mal dem unabhängigen, engagierten und experimentierfreudigen Kino aus aller Welt widmet. Hier laufen 44 Filme, das Dokumentarische und Politische steht gleichberechtigt neben fiktionalen Erzählformen. Vertreten sind diesmal unter anderem Filme aus Korea und China, aber auch aus Marokko, in dem zwei Filmemacherinnen den Blick auf die Geschlechterverhältnisse in der arabischen Welt richten. Mit Spannung erwartet wird auch Ruth Beckermanns Dokumentarfilm "Waldheims Walzer", der den umstrittenen österreichischen Präsidenten Kurt Waldheim (1986 - 1992) in den Blickpunkt stellt.

6.    Die anderen Sektionen II: Panorama

Neben dem Forum ist das "Panorama" die zweite große Neben-Reihe innerhalb der Berlinale - ein Festival im Festival. Auch hier laufen Dokumentar- und Spielfilme nebeneinander. Sie sind traditionell ein wenig publikumsgängiger als die Filme im Forum. Unter den 44 Werken, darunter 16 Debüts, finden sich viele kritische Arbeiten, die sich mit den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen in aller Welt beschäftigen. Den Auftakt macht der deutsch-österreichische Film "Styx", der eine spannende Geschichte auf hoher See erzählt: Eine deutsche Ärztin gerät während eines Urlaubstrips in Gefahr und muss sich einer großen Verantwortung stellen.

Filmstill - Berlinale  Al Gami’ya | What Comes Around
Dokumentarischer Blick auf Kairo: der Panorama-Beitrag "Al Gami’ya" Bild: LBN/EGY/GRC/QAT/SVN 2018

7.    Die Retrospektive

Zu den Höhepunkten einer jeden Berlinale gehört die filmhistorische Retrospektive. 2018, 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, widmet sie sich einmal mehr dem Kino der Weimarer Republik, das den deutschen Film in aller Welt bekannt machte. Doch diesmal sind es nicht die berühmten, viel gezeigten Klassiker jener Epoche, die präsentiert werden. Es soll die "ganze Vielfalt" des Weimarer Kinos gezeigt werden, heute wenig bekannte Regisseure und Schauspieler kommen zur Geltung. In 28 Programmen werden Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme präsentiert, zusammengefasst in drei Themenschwerpunkte: Exotik, Alltag und Geschichte. Als  Sondervorführung mit Live-Musik in einer Gala-Aufführung läuft der Stummfilm "Das alte Gesetz" von 1923.

8.    Das Angebot für Kinder und Jugendliche

Auf großen Publikumszuspruch der kleineren Berlinale-Besucher hofft wieder die Sektion "Generation", die sich an jüngere Zuschauer richtet. 65 Filme werden dort präsentiert, aufgeteilt in die beiden Reihen Kplus und 14plus. Es ist also bei den Berliner Filmfestspielen wie immer auch etwas dabei für den Nachwuchs im Kinosessel: "Die Programmschiene 'Generation' zeigt Filme, die nah dran sind am Alltag und Erleben von Kindern und Jugendlichen, häufig auch in herausfordernden Situationen", heißt es von Seiten der Veranstalter. Eröffnet wird 14plus übrigens mit dem Film eines bekannten deutschen Regisseurs: Hans Weingartner stellt sein neues Werk "303" vor, ein Roadmovie.

Filmstill - Berlinale - Ceres
Blick in die Zukunft: Zwei Protagonisten in der Dokumentation "Ceres" - zu sehen in der Sektion "Generation"Bild: Diplodokus/T. J. Wennekes

9.    Filme zu verkaufen

Bei der Berlinale werden aber nicht nur die unterschiedlichsten Filmformate in den unterschiedlichsten Programmreihen gezeigt. Es wird auch ge- und verkauft: Film als Ware könnte man das Motto des "European Film Market" (EFM) umschreiben, der in diesem Jahr zum 30. Mal stattfindet. Im Martin Gropius-Bau und im Marriott-Hotel kommen rund 9000 Händler und Investoren, Lizenzfachleute und Produzenten zusammen, um Neues anzubieten oder für den jeweiligen Heimatmarkt zu erwerben. In diesem Jahr hat man Kanada als Gastland eingeladen. Weitere Schwerpunkte sind Dokumentarfilme und Co-Produktionen. Im "Africa Hub" blickt man auf den Filmkontinent Afrika.

10.  Serien

Kein Filmfestival, das was auf sich hält, ohne Serien! Auch die Berlinale präsentiert ein eigenes Serienprogramm. In diesem Jahr werden neue Mehrteiler aus Deutschland, den USA, Israel, Australien und den skandinavischen Ländern gezeigt. Mit dabei ist unter anderem "Bad Banks" von Christian Schwochow, eine Serie, die in der Welt der Hochfinanz spielt und in Frankfurt und Luxemburg angesiedelt ist. Die US-Serie "The Terror" zeichnet die berühmte Polarexpedition des Forschers Sir John Franklin nach, Regie der ersten drei Folgen führte der Deutsche Edward Berger. Außerdem bei der Berlinale: acht neue, unvollendete Produktionen, die sich für internationale Partner vorstellen. Auch die Erfolgsserie "Berlin Babylon" war vor Jahren bei einem solchen Berlinale-Serien-Pitching dabei.