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"Alle Zukünfte der Welt" in Venedig

9. Mai 2015

Unter dem Motto "All the World's Futures" öffnet die 56. Kunstbiennale in Venedig ihre Pforten für das Publikum. Dann heißt es: 198 Tage zeitgenössische Kunst. Los geht es mit der Verleihung der Goldenen Löwen.

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Installation von Chiharu Shiota aus Japan auf der 56. Biennale in Venedig (Foto: epa)
Bild: picture-alliance/dpa/Merola

Am Eingang grüßen schwarz in Ölfarbe getauchte Fahnen, im Inneren führt eine Leiter ins Nichts. Die Kunstbiennale von Venedig beschäftigt sich in ihrem 120. Jahr mit der Frage, wie die Zukunft unserer Welt aussehen wird. Die Kunstschau sei ein Versuch, über "Trümmer und Überreste nachzudenken", sagt Kurator Okwui Enwezor.

Der aus Nigeria stammende Enwezor vom Münchner Haus der Kunst warf schon 2002 als Leiter der Documenta in Kassel den Blick auf die Krisen der Welt. In Venedig, bei der 56. Ausgabe der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, greift der 51-Jährige die Folgen der Globalisierung noch radikaler auf. Was bedeuten sie für den Menschen? Was bringen sie an Krieg und Zerstörung, Willkür und Unterdrückung? Enwezors Ankündigung, während des gesamten Festivals, Tag für Tag, das "Kapital" von Karl Marx vorlesen zu lassen, sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen.

Viele Künstler aus "Nicht-Europa"

Insgesamt sind 163 Künstlern nach Venedig geladen, viele stammen aus Afrika, Südamerika und Asien. 89 Nationen präsentieren sich mit eigenen Ausstellungen. Auch das Bürgerkriegsland Syrien ist mit einem eigenen Pavillon bei der Kunstbiennale in Venedig vertreten. In der syrischen Ausstellung präsentieren insgesamt elf Künstler ihre Arbeiten, darunter auch vier syrische. Über den Alltag im Bürgerkriegsland berichtet ein anonymes syrisches Künstlerkollektiv. Weil die Filmemacher verfolgt werden, müssen sie heimlich arbeiten.

Installation mit Bananen von Marzia Migliora im italienischen Pavillion (Foto: epa)
Eine Besucherin schaut auf die Installation von Marzia Migliora im italienischen PavillionBild: picture-alliance/dpa/A. Merola

In den Länderpavillons sind auch Natur und Umwelt ein wiederkehrendes Thema. Die kleine, vom steigenden Meeresspiegel bedrohte Pazifik-Insel Tuvalu erinnert an die Auswirkungen der Klimaerwärmung - schon ein Schritt des Besuchers kann das riesige smaragdgrüne Wasserbecken in der Halle zum Überlaufen bringen.

Flüchtlingsthematik im Deutschen Pavillon

Deutschland zeigt sich in seinem Pavillon in den Giardini bewusst zeitkritisch. Die fünf geladenen Künstler setzen sich in ihren Arbeiten mit Flüchtlingsproblemen, Arbeitslosigkeit und der Allmacht der digitalen Medien auseinander. Mit Florian Ebner vom Folkwang Museum in Essen ist erstmals ein Fotoexperte Kurator. Vertreten sind die deutschen Künstler Hito Steyerl, Tobias Zielony und Olaf Nicolai sowie das in Kairo lebende Künstlerduo Jasmina Metwaly und Philip Rizk. Alle Arbeiten wurden eigens für den deutschen Pavillon geschaffen und sind dort erstmals zu sehen.

Hito Steyerl: "Factory in the Sun" (Foto: dpa)
Die Arbeit "Factory in the Sun" der Künstlerin Hito Steyerl im Deutschen Pavillion auf der 56. Biennale in VenedigBild: picture-alliance/dpa/F. Hörhager

Zum Auftakt vergibt eine internationale Jury die Goldenen Löwen. Deutschland hat als bisher einziges Land die begehrte Auszeichnung bereits dreimal gewonnen. Mit dem Sonderpreis für sein Lebenswerk wird der afrikanische Künstler El Anatsui aus Ghana geehrt. Bis zum 22. November werden auf der Biennale mehr als eine halbe Million Besucher erwartet. Die Kunstschau in Venedig findet alle zwei Jahre statt.

cw/se (dpa)