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Alle Jahre wieder: Traumziel Tournee-Sieg

Calle Kops sid, dpa
28. Dezember 2018

Immer noch ist Sven Hannawald das Maß aller Dinge, denn seit 17 Jahren hat kein deutscher Skispringer die Vierschanzentournee gewonnen. Vor dem Start am Wochenende sind die Hoffnungen der DSV-Adler eher verhalten.

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Karl Geiger beim Sprung in Engelberg in der Schweiz (Foto: picture-alliance/AP Photo/A. Wey)
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Wey

Das große Ziel bleibt unverändert: 17 Jahre nach Sven Hannawald soll endlich mal wieder ein deutscher Skispringer die berühmte Adler-Trophäe gewinnen. "Seit ein paar Jahren sind wir eigentlich dafür bereit, dennoch hat es nie gereicht", sagt Bundestrainer Werner Schuster, der dem "Hannawald-Phantom" bislang vergeblich nachjagt. Der Österreicher holte in seiner Amtszeit Olympiasiege, WM-Titel und den Gesamtweltcup. Der aus deutscher Sicht eigentlich wichtigste Erfolg fehlt aber.

Zweimal seien seine Topleute "an absoluten Überfliegern gescheitert": Severin Freund 2015/16 am Slowenen Peter Prevc, im Vorjahr der in Innsbruck schwer gestürzte Richard Freitag und Andreas Wellinger an Kamil Stoch. Dem Polen gelang dabei das Kunststück, als zweiter Springer nach Hannawald beim letzten deutschen Gesamtsieg 2002, den Grand Slam mit vier Tagessiegen zu holen.

Hoffnungen und Sorgen

In die am Wochenende in Oberstdorf beginnende 67. Vierschanzentournee starten die deutschen Skispringer mit gleichsam großen Hoffnungen und Sorgen. Karl Geiger bläst in seinem Wohnzimmer zur Attacke, Olympiasieger Andreas Wellinger muss endlich liefern, die strauchelnden Stars Richard Freitag und Severin Freund kämpfen um den Anschluss.

Der japanische Skispringer Ryoyu Kobayash klatscht die Zuschauer ab (Foto: picture-alliance/AP Photo/A. Wey)
Ryoyu Kobayash: Der Japaner springt in der bisherigen Saison auf Top-NiveauBild: picture-alliance/AP Photo/A. Wey

Der klare Top-Favorit aber  kommt aus Japan: Ryoyu Kobayashi gewann von sieben Einzelspringen in dieser Saison bisher vier und führt die Weltcup-Gesamtwertung souverän an. Seine größten Konkurrenten um den Gesamtsieg sind wohl zwei Polen. Tournee-Experte Kamil Stoch könnte mit seinem dritten Gesamterfolg in Folge beim Saisonhighlight den Rekord des Norwegers Björn Wirkola, der bisher als Einziger dreimal in Serie gewann, einstellen. Stochs Teamkollege Piotr Zyla präsentiert sich ebenfalls konstant stark. Bei der Generalprobe in Engelberg wurde er zweimal Zweiter.

Papier ist geduldig

Auf dem Papier klingt das DSV-Team eindrucksvoll. Karl Geiger als frischgebackener Weltcupsieger, dazu Stephan Leyhe, der in Wisla erstmals auf das Podest sprang, der hochveranlagte WM-Dritte Markus Eisenbichler, Olympiasieger Wellinger, Freitag als dreimaliger Weltcup-Gewinner der Vorsaison und schließlich Ex-Weltmeister Freund als Rückkehrer nach langer Verletzungspause. Klingt üppig, ist in Wahrheit aber fragil.

Klare Nummer eins ist Geiger, der als 25-Jähriger endlich in der Weltspitze angekommen ist und auf den Auftakt auf seiner Heimschanze in Oberstdorf (Qualifikation am 29.12., Entscheidung am 30.12.2018) brennt: "Wenn ich gut springe, kann ich auch auf dem Podest landen", sagt der Allgäuer. Auf dem Podium stand er in seiner Karriere bislang zweimal. Beeindruckender ist da seine Konstanz: In jedem bisherigen Saison-Wettkampf landete er unter den Top 10.

Der deutsche Skispringer Karl Geiger im Porträt (Foto: picture-alliance/dpa/U. Flueeler)
Karl Geiger: Der Allgäuer ist im Moment der beste deutsche DSV-AdlerBild: picture-alliance/dpa/U. Flueeler

Da auch Leyhe einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, sind ausgerechnet die bisherigen Schattenmänner die Hoffnungsträger - auch weil die Topleute ihr Potenzial nur sporadisch abrufen. Eisenbichler beispielsweise, der laut Schuster "im Training unser stärkster Springer" ist, ist eigentlich ein Siegflieger, zeigt aber wie zuletzt in Engelberg mit den Plätzen vier und 48 binnen 24 Stunden riesige Schwankungen.

Alles muss passen

Wellinger kommt trotz Platz zwei in Kuusamo nicht richtig in Schwung. "Im Moment sind es Kleinigkeiten. Ich weiß, was ich kann und will", sagt der 23-Jährige, im Vorjahr Tournee-Zweiter: "Es kann sehr schnell gehen." Geduld ist bei Freitag gefragt. Im Vorjahr kam er als Weltcupführender zur Tournee, vom Crash beim dritten Tournee-Springen in Innsbruck erholte er sich aber nie vollends: Die Ergebnisse waren mäßig, große Unsicherheiten bei der Landung führten zum erneuten Sturz in Nischni Tagil und neuerlichen Hüftschmerzen.

Und auf dem größten Namen ruhen schließlich die geringsten Erwartungen: Team-Senior Severin Freund genießt nach seinen zwei Kreuzbandrissen noch Schonfrist. "Er ist derzeit weit weg und wird nicht auf der nächsten Schanze den großen Wurf machen", sagt Schuster. Dennoch ist Freund immens wichtig - für die interne Chemie und in seiner Rolle als Publikumsliebling. Sein Erfolg in Oberstdorf vor drei Jahren war der letzte deutsche Tagessieg bei der Tournee. Bei den Springern von Bundestrainer Schuster muss also alles passen, damit sie Kobayashi, Stoch und Co. ernsthaft angreifen können.

ck/kd/dvo (sid, dpa)