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Politik

In Berlin verdächtigte Islamisten wieder frei

9. April 2018

Es gab keine akute Gefahr beim Berliner Halbmarathon. Der Verdacht gegen die sechs festgenommenen Männer hat sich nicht erhärtet. Trotzdem gibt es Lob für das beherzte Zugreifen der Polizei.

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Deutschland, Brandenburger-Tor,  30. Berliner Halhbmarathon
Tausende Läufer passieren beim Berliner Halbmarathon das Brandenburger TorBild: picture-alliance/dpa/K.D.Gabbert

Früh war klar geworden, dass ein Terroranschlag auf das große Sportereignis mit zehntausenden Läufern und Zuschauern in Berlin am vergangenen Wochenende wohl nicht geplant war. Ein "Gefährdungsmoment" habe man aber nicht ausschließen können und dem Anfangsverdacht "wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat" sei man eben auch konsequent nachgegangen, erläuterte ein Polizeisprecher.

Die Ermittlungen hätten vorläufig aber "keinen dringenden Tatverdacht" ergeben, teilten jetzt Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Daher gebe es keinen Haftbefehl und die sechs verdächtigten Islamisten im Alter zwischen 18 und 21 Jahren seien freigelassen worden. Ungeachtet dessen gingen die Ermittlungen weiter.    

Deutschland Berliner Halbmarathon | Polizei
In Berlin Schutz an der Laufstrecke vor dem Dom Bild: picture alliance/dpa/C. Gateau

Die Fahnder hatten von "vereinzelten Hinweisen" auf einen Gewaltakt im Zusammenhang mit dem Halbmarathon berichtet, zudem hatte die tödliche Amokfahrt in Münster den Druck verstärkt. Somit waren in großer Eile mehrere Wohnungen sowie zwei Fahrzeuge in den Berliner Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln durchsucht worden. Handys und Datenträger wurden beschlagnahmt, Waffen oder Sprengstoff fand man nicht.

Aus dem Umfeld Anis Amris

Ein Polizeisprecher berichtete, die Männer seien durch "verdächtige Verhaltensweisen im Vorfeld" aufgefallen. Unklar blieb, ob die Hinweise aus der islamistischen Szene kamen, vom Staatsschutz oder etwa aus abgehörten Telefonaten. Nach Informationen der Zeitung "Tagesspiegel" war der Hauptverdächtige bereits zwei Wochen observiert worden. Er sei den Behörden aus den Nachermittlungen zum Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin bekannt gewesen, zitierte das Blatt Sicherheitskreise.

Mindestens zwei der Festgenommenen sollen als sogenannte Gefährder gelten, also Personen, denen die Behörden einen Terroranschlag zutrauen. Sie werden dem islamistischen Umfeld des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri zugerechnet. Der Tunesier hatte im Dezember 2016 einen Laster entführt und in die Menschenmenge an der Gedächtniskirche gefahren; zwölf Menschen wurden getötet. Amri wurde wenige Tage später auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.

Im Zweifel auf Nummer sicher 

Für den Zugriff in Berlin gab es allenthalben Zustimmung. Bundesinnenminister Horst Seehofer von der CSU sagte in München: "Wir haben eine sehr angespannte Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor." Mit einem Anschlag müsse jederzeit gerechnet werden. Vor diesem Hintergrund sei es richtig, wenn die Sicherheitsbehörden sehr aufmerksam seien und auch Konsequenzen zögen. Berlins Innensenator Andreas Geisel von der SPD bekräftigte: "Die Entscheidung von gestern war absolut richtig. Im Zweifel geht es um die Sicherheit der Bürger dieser Stadt und ihrer Gäste." 

SC/sti (afp, dpa, epd)