Algerien wählt neuen Präsidenten
16. April 2014Der früher so redegewandte algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika (Artikelbild) ist seit dem vergangenen Frühjahr so geschwächt, dass er seither kaum in der Öffentlichkeit zu sehen war. Bei Wahlkampfveranstaltungen traten statt des Staatschefs seine Parteifreunde auf. Der 77-Jährige ist Mitglied der früheren Einheitspartei Nationale Befreiungsfront FLN. Aus Lautsprechern tönten Aufnahmen mit alten Reden Bouteflikas.
Und dennoch will Bouteflika, der bereits seit 1999 an der Macht ist, fünf weitere Jahre regieren in dem größten afrikanischen Flächenstaat, der reich an Öl und Gas ist. Er gilt als großer Favorit. Unter den fünf Gegenkandidaten wird allenfalls dem früheren Ministerpräsidenten Ali Benflis ein Achtungserfolg zugetraut.
"Ein korruptes System"
Unter politischen Beobachtern und der Opposition ist die vierte Kandidatur Bouteflikas umstritten. Eine Allianz aus fünf Parteien hat zum Boykott der Wahl aufgerufen. Sie fordert eine Demokratisierung des Landes. Die Kritiker des Präsidenten werfen ihm vor, sich nur durch ein undurchsichtiges und korruptes System an der Macht zu halten, das auch vor Wahlfälschung nicht haltmache. Einige gehen sogar davon aus, dass der 77-Jährige nur noch eine Marionette des mächtigen Geheimdienstes und der Militärs ist.
Amnesty International hat jüngst massive Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Algerien beklagt. Der Druck auf Regierungsgegner sei hoch und öffentliche Kritik werde nicht geduldet, erklärte die Menschenrechtsorganisation.
"Ein Garant für Sicherheit"
Dagegen verweisen die Anhänger des Staatschefs darauf, dass Bouteflika Algerien nach dem blutigen Bürgerkrieg in den 1990er Jahren vorangebracht habe, und dass er für Stabilität und Sicherheit stehe. Schätzungsweise 150.000 Menschen wurden seinerzeit bei den Kämpfen zwischen Islamisten und deren Gegnern getötet. Auch den sogenannten Arabischen Frühling überstand Bouteflika nahezu unbeschadet. Während es in Ländern wie Tunesien, Ägypten und Libyen zu massiven Volksaufständen einschließlich der Entmachtung der Staatsführer kam, reichten in Algerien einige Zugeständnisse, um die Lage zu beruhigen. So wurden der Ausnahmezustand aufgehoben und die Preise für Grundnahrungsmittel gesenkt.
Fast 23 Millionen Algerier sind zur Präsidentenwahl in dem nordafrikanischen Land aufgerufen. Mehr als 260.000 Polizisten sollen für einen sicheren Verlauf sorgen.
Die Wahllokale sind von 9.00 Uhr MESZ bis 20.00 Uhr MESZ geöffnet.
se/ml (dpa, afp)