Alexander von Humboldt: Der außergewöhnliche Pflanzensammler
Forscher sammeln seit jeher Pflanzen, aber kaum einer so fieberhaft wie Alexander von Humboldt in den spanisch-amerikanischen Kolonien um die Jahrhundertwende. Er brachte die wilden Farben der Neuen Welt nach Europa.
Erkundung des spanischen Amerikas
Von 1799 bis 1804 bereisten Alexander von Humboldt und sein Weggefährte Aime Bonpland das heutige Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und die Vereinigten Staaten. Während dieser Zeit sammelten sie Tausende von Pflanzen, trockneten sie und schickten sie für weitere Untersuchungen nach Europa. Diese Pflanze, Dasyphyllum argenteum, ist nur in Ecuador zu finden.
Neue Entdeckungen an jeder Ecke
Neben Pflanzen sammelten die beiden auch Samen und Nüsse. Humboldt interessierte sich jedoch mehr für die Gesamtheit der Natur, sodass ein Großteil der Pflanzensammlung von dem ausgebildeten Botaniker Bonpland zusammengetragen wurde. Dennoch hatte Humboldt ein Auge fürs Detail und interessierte sich für Palmen und Orchideen – wie für dieses Catasetum maculatum, die er selbst gezeichnet hat.
An der Spitze der wissenschaftlichen Forschung
Die eigentliche Arbeit begann bereits in der Natur: Humboldt und Bonpland füllten sechs Notizbücher mit 4528 Pflanzen. Sie nummerierten sie, gaben vorläufige Bestimmungen, Beschreibungen und Standortinformationen in Französisch, Latein oder Spanisch. In einigen Fällen machten sie von den Pflanzen sogar Tuschedrucke auf Papier. Hier eine Masdevallia uniflora, eine Orchidee aus Peru.
Sicher ist sicher
Um sicherzustellen, dass die Pflanzen es nach Europa schaffen, teilte Humboldt die Sammlung auf und schickte sie in getrennten Sendungen. Sobald eine Sendung sicher in Europa angekommen war, schickte er auch Exemplare an Freunde und Mitarbeiter. Niemand kann sagen, wie viele Pflanzen gesammelt wurden und die Atlantiküberquerung überlebten. Hier eine Werneria pumila, eine Pflanzenart aus Ecuador.
Eine erfolgreiche Rückkehr nach Europa
Nach seiner Rückkehr 1804 reiste Humboldt nach Deutschland und Italien, bevor er sich für zwei Jahrzehnte in Paris niederließ, um an seiner lateinamerikanischen Forschung zu arbeiten. Bald darauf veröffentlichte er sein erstes Buch über die Reise. "Essai sur la géographie des plantes" fasste alles zusammen, was er aus jahrelangen botanischen Beobachtungen wusste. Hier ein Adiantum varium-Farn.
Von gepressten Pflanzen zu gedruckten Büchern
Am Ende brauchte Humboldt mehr als 30 Jahre, um 32 Bände über seiner Amerikareise fertigzustellen – dabei wurde viel Material nicht mal genutzt. Viele der Bücher sind große Folianten auf Französisch mit Drucken, die Szenen, Karten und Tiere zeigen. Aber es waren die botanischen Werke mit handkolorierten Bildern wie diesem Corallophyllum caeruleum, für die Humboldt berühmt wurde.
Humboldt, der Vordenker
Der größte Teil der Recherche und des Schreibens für die botanischen Bücher wurde jedoch von anderen gemacht – zuerst von Bonpland, der 1806 nach Südamerika zurückkehrte, dann von Karl Sigismund Kunth. Insgesamt produzierten sie 15 Bände über die Pflanzen in Spanisch-Amerika. Die ersten Seiten wurden 1805 gedruckt, die letzten 1834. Hier eine Culcitium-Reflexum.
König der botanischen Bücher
Berühmt machten ihn aber nicht die große Anzahl an Pflanzen, die Humboldt sammelte, oder die vielen Bücher, die er herausbrachte. Es war die Qualität der Bücher und die detaillierte Beschreibung der Pflanzen. Viele der Drucke basieren auf Zeichnungen von Pierre Jean Francois Turpin, einem der größten botanischen Künstler. Hier ein Detail einer Attalia Amygdalina-Palme.
Eine Frage kann nicht beantwortet werden
Unklar bleibt, wie viele Pflanzenproben Humboldt tatsächlich gesammelt hat. Der Forscher selbst nennt widersprüchliche Zahlen – zwischen 4500 und 12.000 Exemplaren. Entscheidend ist jedoch die Schnelligkeit, mit der er die Ergebnisse veröffentlichte, und die Pracht der Bücher. Er konnte sogar das sumpfige Gras Mariscus pycnostachyus großartig aussehen lassen.
Zu Land und unter Wasser
Humboldt sammelte auch Pflanzen vom Meeresboden. Doch nicht alle Exemplare, die nach Europa gebracht oder später veröffentlicht wurden, waren neu. Dennoch konnten die Wissenschaftler nicht widerstehen, einige nach sich selbst zu benennen. Hier ein Detail einer Zonaria kunthii, einer Alge, die heute zu Ehren des Humboldt-Kollegen Karl Sigismund Kunth als Dictyota kunthii bezeichnet wird.
Für die Ewigkeit
Unabhängig davon, wie wichtig Humboldts Arbeit für die Forschung ist, hinterließ er viele der atemberaubendsten botanischen Drucke, die je entstanden sind. Obwohl die Künstler manchmal außergewöhnliche Farben verwendeten, sind die Bilder dennoch wunderschön, so wie diese Oncidium pictum-Orchidee.