Alex Jones muss fast eine Milliarde zahlen
13. Oktober 2022Der 48-jährige Moderator und Gründer des rechtsradikalen US-amerikanischen Onlineportals "Infowars" hatte über Jahre behauptet, dass der Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School mit 26 Toten im Dezember 2012 gar nicht stattgefunden habe, sondern mit Schauspielern inszeniert worden sei, um eine Verschärfung des Waffenrechts durchzusetzen.
Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Connecticut verurteilte Alex Jones nun wegen Verleumdung. Er soll insgesamt 965 Millionen US-Dollar an Hinterbliebene zahlen.
Ein 20-Jähriger hatte vor zehn Jahren in Newtown in Connecticut 20 Kinder und sechs Lehrer erschossen. Anschließend erschoss er sich selbst. Die Klage war von Angehörigen von fünf Kindern und drei Lehrern eingereicht worden, die bei dem Massaker getötet wurden - sowie von einem FBI-Agenten, der zu den Ersthelfern am Tatort gehörte.
Angehörige wurden jahrelang bedroht und belästigt
In dem Prozess sagten Eltern und Geschwister der Opfer laut Medienberichten unter Tränen aus, wie sie jahrelang von Leuten bedroht und belästigt wurden, die den Lügen in Jones' Sendung glaubten. Fremde seien bei ihnen zu Hause aufgetaucht, um sie zu filmen, in den sozialen Medien seien sie mit beleidigenden Kommentaren überschüttet worden.
Der Betrag von 965 Millionen US-Dollar ergibt sich aus der Summe der Schadenszahlungen an die insgesamt 15 Klägerinnen und Kläger. Der Prozess war der zweite, bei dem Jones für seine Sandy-Hook-Lügen finanziell zur Verantwortung gezogen wurde. In Texas wurde er bereits im August dazu verurteilt, fast 50 Millionen Dollar Schadenersatz an die Eltern eines bei dem Amoklauf getöteten Jungen zu zahlen.
Wie viel Jones am Ende wirklich zahlen kann, ist noch offen. Während des Verfahrens hatte er erklärt, nicht mehr als zwei Millionen US-Dollar zahlen zu können.
Der in rechtsradikalen Kreisen einflussreiche Jones hat mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien viel Geld verdient und einen großen Kreis von Anhängern. Er ist als Unterstützer des früheren US-Präsidenten Donald Trump bekannt. So machte Jones sich Trumps Falschbehauptung zu eigen, die Wahlniederlage des Amtsinhabers gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden bei der Wahl 2020 sei auf massiven Betrug zurückzuführen.
Der aus Texas stammende Journalist befand sich außerdem in Washington, als radikale Trump-Anhänger am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten. Sein Portal "Infowars" meldete im April Insolvenz an.
qu/AL (dpa, afp, rtr)