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Erfolg für Alec Baldwin: Mögliche Haftstrafe verkürzt sich

21. Februar 2023

Offenbar wurde ein Gesetz angewendet, das 2021 noch gar nicht existierte. Damals kam bei Dreharbeiten zum Film "Rust" die Kamerafrau Halyna Hutchins ums Leben. Alec Baldwin hatte auf sie geschossen.

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Alec Baldwin mit Hut bei den Dreharbeiten zum Film Rust.
Alec Baldwin muss sich dennoch im Falle der bei Dreharbeiten getöteten Kamerafrau vor Gericht verantwortenBild: Santa Fe County Sheriff's Office/ZUMAPRESS/picture alliance

Wie mehrere US-Medien am Montag (20.02.2023) berichteten, hat die Staatsanwaltschaft von New Mexico die Anklage gegen Alec Baldwin im Fall der beim Dreh des Westernfilms "Rust" im Oktober 2021 getöteten Kamerafrau Halyna Hutchins herabgestuft. Damit wird sich auch eine mögliche Gefängnisstrafe verkürzen. Den Berichten zufolge reduzierte die zuständige Staatsanwältin diese von zuvor fünf auf eineinhalb Jahre. Der Grund: Die Anklage basierte zunächst auf einem Gesetz, das es zum Zeitpunkt des tödlichen Vorfalls noch nicht gegeben hatte.

Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat New Mexico Anklage gegen den Schauspieler Alec Baldwin sowie die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed erhoben. Beide müssen sich vor einem Gericht in Santa Fe wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung der Kamerafrau Hutchins verantworten. Weggefallen ist nun - noch vor Prozessbeginn - der schwerwiegendere Anklagepunkt von fahrlässiger Tötung in Verbindung mit Schusswaffengebrauch. Baldwins Anwälte konnten geltend machen, dass dieser Vorwurf wegen einer erst Monate nach dem tödlichen Schuss eingeführten Gesetzesgrundlage juristisch fehlerhaft war. Wann der Prozessauftakt stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Eine Anhörung ist für Freitag (24.02.2023) geplant.

"Extrem leichtsinnige Handlungen"

Im Falle von Baldwin sprach die Staatsanwaltschaft von mehreren "extrem leichtsinnigen Handlungen" oder leichtsinnigem Verzicht auf Schutzvorkehrungen in den Tagen und Minuten vor dem tödlichen Schuss. Baldwin, der neben seiner Hauptrolle auch als Produzent des Films fungierte, hatte am 21. Oktober 2021 beim Proben einer Szene die Waffe bedient, aus der sich der tödliche Schuss löste. Hutchins starb wenig später, Regisseur Joel Souza wurde vom Projektil an der Schulter getroffen und dabei verletzt.

Vor einem Poster von Halyna Hutchins halten Menschen Kerzen hoch
Halyna Hutchins' Tod löste große Betroffenheit aus - und eine Debatte in Hollywood über Waffen am FilmsetBild: Mostafa Bassim Adly/AA/picture alliance

Ermittler werfen Baldwin vor, einen echten Revolver gezogen und in Hutchins' Richtung abgefeuert zu haben, obwohl in einer solchen Situation in der Branche normalerweise Nachbauten zum Einsatz kämen. Aufnahmen der Probensituation zeigen, dass Baldwin den Finger in der Nähe des Abzugs hatte. Das FBI analysierte, die Pistole habe nicht abgefeuert werden können, ohne den Abzug zu betätigen. Überdies wird Baldwin vorgeworfen, keine Schulungen zum Waffengebrauch am Filmset besucht zu haben. Es habe aber auch mehrere Verstöße gegen Sicherheitsauflagen und -protokolle gegeben, die dazu geführt hätten, dass Baldwin überhaupt eine geladene Waffe ausgehändigt worden sei.

Beide Angeklagten plädieren auf unschuldig

Baldwin und Gutierrez-Reed beharren auf ihrer Unschuld und kündigten an, sich gegen die Vorwürfe zu wehren. "Herr Baldwin hatte keinen Grund zur Annahme, dass die Waffe mit scharfer Munition geladen oder dass irgendwo am Set eine solche Patrone war", wie Baldwins Anwalt Luke Nikas in einem früheren Statement erklärt hatte. "Er vertraute den Profis, mit denen er zusammenarbeitete."

Eine Sprecherin der Bezirksstaatsanwaltschaft hatte verkündet, man sei "vollständig fokussiert auf Gerechtigkeit für Halyna Hutchins" und dass "die Beweise und Fakten für sich sprechen".

Zivilrechtliche Klagen

Auch zivilrechtlich muss sich Baldwin verantworten. Wie die Anwältin Gloria Allred im Februar mitteilte, werden die Eltern und die Schwester der Getöteten mit einer Zivilklage gegen Baldwin und andere Beteiligte des "Rust"-Drehs vorgehen. Die nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew lebende Familie der Kamerafrau verlangt von dem Hauptdarsteller und Co-Produzenten des Westerns Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Eingereicht wurde die Zivilklage in Los Angeles.

Auch der Witwer von Halyna Hutchins, Matthew Hutchins, hatte zunächst gegen Baldwin und andere an der Produktion Beteiligte eine Zivilklage eingereicht. Doch vorigen Oktober erfolgte eine außergerichtliche Einigung. "Wir glauben alle, dass Halynas Tod ein schrecklicher Unfall war", betonte der Witwer und Vater eines gemeinsamen Sohnes damals. Er habe kein Interesse daran, Baldwin und den Filmproduzenten die Schuld zuzuweisen. Er setzt sich nun dafür ein, dass der zunächst eingestellte "Rust"-Dreh in Kürze fortgesetzt wird. Matthew Hutchins selbst wird dabei als ausführender Produzent mitwirken, während die Kamerafrau Bianca Cline nach seinem Wunsch Halyna Hutchins' Vision für den Western vollenden solle. 

Die Meldung wurde am 21. Februar 2023 aktualisiert.

ehl/mak/vg/so (dpa, afp, ap)