Alcaraz stößt Djokovic in Wimbledon vom Thron
16. Juli 2023Der König ist tot, es lebe der König: Carlos Alcaraz hat die jahrelange Herrschaft von Novak Djokovic auf dem Center Court beendet. Der spanische Monarch Felipe VI. sowie Prinzessin Kate und Prinz William mit ihren Kindern George und Charlotte waren Augenzeugen, als sich der 20 Jahre alte Herausforderer in einem faszinierenden Endspiel 1:6, 7:6 (8:6), 6:1, 3:6, 6:4 gegen den 16 Jahre älteren Serben durchsetzte. Mit seinem Triumph in Wimbledon verteidigte Alcaraz auch Platz eins in der Weltrangliste.
"Es ist ein Traum, der für mich wahr wird", sagte der sichtlich ergriffene Alcaraz: "Auch wenn ich verloren hätte, hätte ich stolz auf mich sein können. Für mich ist das unglaublich für einen 20 Jahre alten Jungen gegen diese Legende zu gewinnen. Ich bin wirklich sehr stolz." Djokovic habe ihn sehr inspiriert: "Ich war ein kleiner Junge und habe Dir zugeschaut."
Djokovic: "Ganz, ganz starke Leistung"
Djokovic hätte mit einem Sieg in London zu Rekordsieger Roger Federer aufgeschlossen. Zudem hätte er mit seinem 24. Erfolg bei einem der vier Grand-Slam-Turniere die Bestmarke der Australierin Margaret Court eingestellt. Doch daraus wurde nichts. Alcaraz verwandelte nach 4:42 Stunden seinen ersten Matchball und krönte sich zum König von Wimbledon. Er nahm damit auch Revanche für seine Halbfinale-Niederlage bei den French Open. Durch den Sieg gegen den Serben beendete Alcaraz eine sensationelle Serie seinen Kontrahenten.
Djokovic nahm die Niederlage gefasst und sogar mit ein bisschen Humor. "Ich dachte, ich hätte mit dir Probleme auf Sand oder auf Hartplatz, aber doch nicht auf Rasen", sagte er bei der Siegerehrung an die Adresse seines 16 Jahre jüngeren Bezwingers, dem er eine "außergewöhnliche, ganz, ganz starke Leistung" bescheinigte. Er habe "heute nicht gewonnen, aber gegen einen besseren Spieler verloren". Djokovic geriet nach der Niederlage regelrecht ins Schwärmen und sagte er habe "noch nie" gegen einen wie Alcaraz gespielt, der Spanier vereine das Können von Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic selbst, sagte der Serbe. Alcaraz habe "das Beste aus drei Welten", vor allem aber diese "spanische Stierkampf-Mentalität".
Alcaraz bleibt die Nummer eins der Welt
Djokovic, der in Wimbledon seit 34 Matches und auf dem Centre Court seit 2013 nicht mehr verloren hatte, wäre der älteste Wimbledonsieger der Open-Ära (seit 1968) gewesen. Alcaraz ist nun der jüngste Champion im Rasenmekka seit Boris Becker und der erste seit 2003, der nicht Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray oder Djokovic heißt.
Seit Boris Becker, der bei seinen Triumphen 1985 und 1986 noch keine 19 war, war kein Wimbledonsieger jünger als Alcaraz. Er ist erst der fünfte Spieler neben Becker, Mats Wilander, Björn Borg und Rafael Nadal, der vor seinem 21. Geburtstag mindesten zwei Grand Slams gewonnen hat. Alcaraz sei derzeit der "beste Spieler der Welt", er habe "alles für eine lange Karriere auf allen Belägen", betonte Djokovic. Zugleich aber äußerte er die Hoffnung, dass das Endspiel von Wimbledon, das dritte Duell der beiden, "der Beginn einer großen Rivalität" sei. "Ich hoffe, wir spielen auch bei den US Open gegeneinander, es ist gut, wenn sich die Nummer eins und die Nummer zwei in einem fast fünfstündigen Thriller duellieren".
tk (dpa, sid)