Albanien: Vom Kommunismus in die NATO
2. April 2009Der autoritäre albanische Führer Enver Hoxha und sein Regime hatten Albanien hermetisch vom Rest Europas abgeriegelt. In mehr als 45 Jahren kommunistischer Herrschaft wurden rund eine Million Betonbunker gebaut. Der Diktator sah sein Land von Feinden umzingelt. Viele der Bunker sind erhalten und erinnern noch heute an die dunkle Vergangenheit des Landes.
Erstmals Mehrparteien-Wahlen
Die ersten Mehrparteien-Wahlen fanden am 31.3.1991 statt. Den Wahlsieg errang die Albanische Arbeiterpartei. So hieß die Partei von Enver Hoxha. Danach änderte sie ihren Namen in Sozialistische Partei Albaniens. Zum ersten Präsidenten der Partei wurde der ehemalige Premier Fatos Nano gewählt. Nur ein Jahr später fanden Neuwahlen statt, bei denen die Demokratische Partei siegte. Sali Berisha wurde so der erste nicht kommunistische Präsident Albaniens, Nano dagegen musste wegen „Missbrauch von Staatseigentum“ ins Gefängnis.
Nach dem Ende der kommunistischen Schreckensherrschaft verbreitete sich seit Anfang der 90er Jahre die organisierte Kriminalität. Besonders populär war das so genannte Schneeballsystem, bei dem zweifelhafte Gestalten den albanischen Bürgern schwindelerregende Zinsen für ihr Geld versprachen. Viele Albaner glaubten an das Versprechen, dass sie so ans schnelle Geld kommen würden. Sie gaben den Kriminellen ihre Ersparnisse und verkauften zum Teil Land- und Wohneigentum in der Hoffnung, enorme Gewinne zu erzielen.
Soziale Unruhen
Doch das System brach 1997 zusammen. Unruhen waren die Folge. Bürger randalierten, plünderten und brandschatzten, was ihnen in die Finger kam. Im Süden des Landes wurden militärische Waffenlager geplündert und mehrere zehntausend Waffen gestohlen. Die Regierung rief den Ausnahmezustand aus.
Die Revolte der Bürger ging teilweise in einen bewaffneten Aufstand mit politischen Forderungen über. Aufständische übernahmen die Kontrolle über mehrere Städte im Süden des Landes. Ein Bürgerkrieg brach aus, der zahlreiche Tote, Verletzte und enormen materiellen Schaden forderte. Fatos Nano wurde aus dem Gefängnis befreit. Unterdessen waren Präsident Sali Berisha und Premier Aleksander Meksi gezwungen, ihr Amt niederzulegen. Bei den vorgezogenen Neuwahlen gewannen die Sozialisten von Fatos Nano.
Mit US-Hilfe in die NATO
Immer wieder kam es dann in der Folge zu politischen Wechseln. Sozialistische Partei und Demokratische Partei kämpften erbittert gegeneinander. Aber unabhängig davon setzte Albanien seinen Reformprozess fort. Im Mai 2003 unterzeichneten Albanien, Kroatien und Mazedonien in Tirana die so genannte US-Adriatic Charter. Damit wurde die Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Reformen in den drei Ländern auch formell. Das Dokument betont die Bedeutung der Stärkung der Demokratie und der Minderheitenrechte, der Bekämpfung des Terrorismus und der grenzübergreifenden Kriminalität sowie der militärischen Zusammenarbeit. Zudem wurde eine Kommission der Partner gegründet, mit dem Ziel, weitere Reformen umzusetzen.
Albanien nahm und nimmt an internationalen Friedensmissionen teil. Gleich nach der Unterzeichnung der NATO-Partnerschaft für den Frieden 1996 schickte es die ersten Soldaten nach Bosnien und Herzegowina. Dort waren bislang 15 albanische Friedensmissionen stationiert. In Afghanistan sind albanische Soldaten seit August 2002 tätig. Bis Ende vergangenen Jahres waren albanische Soldaten auch im Irak im Einsatz. Im Augenblick sind albanische Einheiten im Tschad und in Georgien.
Die Regierung in Tirana hatte erwartet, dass das Land gemeinsam mit Kroatien und Mazedonien die Einladung zur Mitgliedschaft in der Nordatlantischen Allianz bekommen würde. Für Kroatien und Albanien wurde diese Mitgliedschaft nun Realität. Mazedonien bleibt weiter außen vor, weil Griechenland wegen des Namensstreits um die gleichnamige griechische Region sein Veto eingelegt hat.
Dies mindert die Freude in Albanien keineswegs. In Tirana wird die Mitgliedschaft als ein „historisches Ereignis“ gefeiert. Die NATO ist das einzige Thema, bei dem sich sowohl die Regierung als auch die Opposition in Albanien in den letzten Jahren immer einig waren – sie waren dafür.
Autor: Bahri Cani / Mirjana Dikic
Redaktion: Bernd Johann