Rote Zahlen, Jobabbau - Wie tief stecken Airlines in der Krise?
Den meisten Airlines hat die Corona-Krise heftige Verluste eingebrockt. In der besonders von den Reisebeschränkungen getroffenen Branche stehen Zehntausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Ein Überblick.
Lufthansa
Unter dem Strich brockte die Pandemie der Lufthansa im ersten Halbjahr rund drei Milliarden Euro Verlust ein. Die Airline geht von einem Personalüberhang weltweit von 22.000 Vollzeitstellen aus. Der Konzern müsse sich auf Dauer verschlanken, betonte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Mindestens 100 von rund 760 Flugzeugen sollen abgeschafft werden. In Deutschland sind rund 11.000 Stellen gefährdet.
Ryanair
Europas Marktführer verlor zwischen April bis Juni 95 Prozent des Vorjahresumsatzes. Der Billigflieger aus Irland machte erstmals in der Firmengeschichte einen Nettoverlust, der mit rund 185 Millionen Euro aber im Branchenvergleich niedrig ausfiel. Die Airline hatte im Frühjahr 3000 von rund 19.000 Stellen zur Disposition gestellt.
IAG
Der britisch-spanische Konzern wies bei halbiertem Umsatz von 5,3 Milliarden einen Betriebsverlust von 1,37 Milliarden Euro aus. Belastungen wie das Ausmustern von Jets erhöhten den Verlust auf 2,2 Milliarden Euro. Bei der Tochter British Airways sollen 12.000 Arbeitsplätze wegfallen, mehr als ein Viertel. Auch die Flotten und das Personal von Iberia, Vueling und Aer Lingus sollen kleiner werden.
Air France KLM
Die französisch-niederländische Gruppe machte bei nur 1,18 Milliarden Euro Umsatz (minus 83 Prozent zum Vorjahr) einen Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro. Air France und die jüngere Schwester Hop! wollen zusammen 7580 Arbeitsplätze streichen. Bei der niederländischen Tochter KLM sollen bis 2022 bis zu 5000 der insgesamt 33.000 auf Vollzeit umgerechneten Stellen verschwinden.
Easyjet
Der britische Billigflieger schrieb in den drei Monaten bis Ende Juni umgerechnet knapp 360 Millionen Euro Verlust. Mit nur zehn ihrer 315 Flugzeuge im Einsatz kratzte die Airline sieben Millionen Pfund Umsatz zusammen (Vorjahresquartal: 1,76 Milliarden Pfund). Im Mai hatte Easyjet gewarnt, 4500 Jobs sollten verschwinden - das wären 30 Prozent.
Norwegian
Der schon vor Corona angeschlagene Billigflieger aus Norwegen legt Ende August Zahlen vor. Im April wurden Tochterfirmen in Schweden und Dänemark geschlossen. Damit waren 4700 Stellen in Cockpit und Kabine bedroht.
SAS
Bei der schwedisch-dänischen Airline sind nach früheren Aussagen bis zu 5000 oder etwa die Hälfte der Stellen gefährdet. Inzwischen haben die Großaktionäre Dänemark, Schweden und die Wallenberg-Stiftung ein Rettungspaket geschnürt.
Wizz
Der ungarische Billigflieger brachte schon ab Mai und damit früh sowie auch relativ mehr Angebot als alle anderen auf den Markt. Von April bis Juni erreichte Wizz damit operativ einen kleinen Gewinn von knapp neun Millionen Euro, machte unter dem Strich aber 57 Millionen Euro Miese. Jeder fünfte der rund 5000 Beschäftigten muss um seinen Job bangen.
Condor
Der deutsche Ferienflieger will die Corona-Krise ohne Personalabbau meistern, nachdem er durch die Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook im vergangenen Jahr einige hundert Mitarbeiter entlassen musste. Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften und Kurzarbeit sollen die Personalkosten der zuletzt knapp 4200 Beschäftigten ausreichend senken. Geschäftszahlen gibt Condor nicht bekannt.