Airbus hat Werk in den USA eröffnet
14. September 2015Es ist ein Frontalangriff gegen den amerikanischen Konkurrenten Boeing, den der europäische Flugzeugbauer Airbus mit der Eröffnung einer Fertigungsstätte in den USA startet. Das Werk in Mobile im Bundesstaat Alabama ist an diesem Montag mit einer feierlichen Zeremonie eröffnet worden.
Im Frühjahr 2016 will Airbus den ersten auf dem 470.000 Quadratmeter großen Areal montierten Mittelstreckenjet der A320-Familie ausliefern. In dieses erste Endmontagewerk in den USA hat Airbus nach eigenen Angaben rund 600 Millionen Dollar (529 Mio Euro) investiert. Die neue Produktionsstätte soll bei Airbus und Zulieferern insgesamt 1000 Arbeitsplätze schaffen.
Gebaut werden sollen in den USA vor allem Flugzeuge vom Typ A321, so Airbus-Chef Fabrice Brégier vor der Eröffnung des neuen Werks. Airbus will mit dem neuen Werk seinen Marktanteil in den USA auf 50 von aktuell 40 Prozent steigern. Als 2012 die Entscheidung für Mobile gefallen sei, habe der Airbus-Anteil in den Flotten der US-Fluggesellschaften noch bei knapp 20 Prozent gelegen, sagte Brégier der Zeitung "Welt am Sonntag".
Mehr Präsenz in den Absatzmärkten
"Wir glauben, dass es strategisch wichtig ist, neben Europa in den zwei Schlüsselmärkten USA und China verwurzelt zu sein", erklärt Brégier. Bislang werden A320-Maschinen von Airbus in Hamburg-Finkenwerder, in Toulouse und seit 2008 im chinesischen Tianjin montiert.
Die Präsenz in den USA ist für Airbus vor allem deswegen wichtig, weil der Konzern davon ausgeht, dass die Nachfrage nach Flugzeugen mit Standard-Rumpf in den kommenden Jahren stark steigen wird. Die USA sind der weltgrößte Markt für solche Maschinen, die nur einen Mittelgang haben und in der Regel sechs Sitzen je Reihe. Die A320-Familie ist in diesem Segment sehr begehrt. Airbus kommt schon jetzt mit der Produktion kaum den Aufträgen hinterher und die drei bisherigen Endmontagewerke sind ausgelastet.
Außerdem biete der US-Markt einen klaren Wettbewerbsvorteil, so Brégier: "In Frankreich zum Beispiel sind die Sozialabgaben im Vergleich zu Deutschland und Mobile viel zu hoch." Das sei ein Grund, warum die Produktion in den USA günstiger sei als an den Standorten Hamburg und Toulouse. Und das, obwohl in den USA die Flugzeuge nur montiert werden. Die Einzelteile müssen aus Hamburg meist per Schiff in die USA gebracht werden..
Boeing plant Investition in China
Auch der Airbus-Rivale Boeing bemüht sich um Fertigungsstandorte und Vertragspartner im Ausland, um mehr Aufträge an Land zu ziehen. Wie das Fachblatt "Aviation Week" berichtet, plant der US-Konzern die Endmontage von einigen Modellen der 737-Reihe in einem neuen Werk in China. Dort sollten die Maschinen künftig ihre Lackierung und einen Teil der Innenausstattung erhalten und estflüge unternehmen.
Airbus und der US-Flugzeugbauer Boeing liefern sich seit Jahrzehnten einen harten Kampf um die Weltmarktführung bei Verkehrsflugzeugen. Der Airbus A321 ist der schärfste Konkurrent des Boenig-Modells 737, verfügt aber über mehr Sitze und eine größere Reichweite.
Das Vorhaben Boeings solle noch in diesem Monat anlässlich des ersten Staatsbesuchs von Chinas Präsident Xi Jinping in den USA bekanntgegeben werden, hieß es in der "Aviation Week". Die Boeing-Führung wollte sich zu den China-Plänen aber nicht konkret äußern.
In einer Stellungnahme hieß es lediglich, das Unternehmen schaue sich dauernd nach Optionen um, die Produktivität zu verbessern. "Eine Möglichkeit für uns ist, mit Partnern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, auch in China, das unser größter internationaler Markt ist."
Gegenwind von den Gewerkschaften
Boeing muss im US-Bundesstaat Washington, wo ein Großteil der eigenen Produktion beheimatet ist, aber mit Widerstand rechnen. Die Mechanikergewerkschaft zeigte sich besorgt, dass durch eine Endmontage in China heimische Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Das Management hatte 2011 in einem Tarifvertrag zugesichert, dass die 737-Maschinen im Werk in Renton in Washington gebaut werden.
Probleme mit US-Gewerkschaften drohen Airbus hingegen auf absehbare Zeit nicht. Denn in Mobile sind gar keine vertreten, wie Brégier erläuterte. "Ich denke nicht, dass unsere Beschäftigten eine Gewerkschaft brauchen, um mit Airbus gute Beziehungen zu haben."
iw/ul (dpa, rtr)