Airbus druckt sich ein Flugzeugteil
21. September 2018Bald würden die Verriegelungswellen für Türen des Passagierflugzeugs A350 aus dem Metall-3D-Drucker kommen, kündigte die Helikopter-Tochter des deutsch-französischen Flugzeugbauers im bayerischen Donauwörth an. Dabei werde die Welle Schicht für Schicht aus Titan-Pulver in einem Drucker des Spezialisten EOS gefertigt.
Das gedruckte Bauteil sei um 45 Prozent leichter und um ein Viertel günstiger in der Herstellung. Der A350-Flieger wiege dadurch letztlich etwas mehr als vier Kilo weniger. In der Luftfahrtbranche spielen aber selbst so geringe Gewichtseinsparungen eine große Rolle, da das entscheidend für den Kerosinverbrauch ist.
Airbus Helicopters will im Auftrag von Airbus jährlich 2200 Verriegelungswellen ausliefern, wenn die Produktion hochgefahren ist. Starten soll der 3D-Druck im kommenden Jahr. Airbus-Helicopters-Manager Luis Martin Diaz kündigte zudem an, 2018 noch die Vorbereitungen für den 3D-Druck von Hubschrauberbauteilen zu starten.
Auch in der Medizintechnik, der Lebensmittelindustrie, der Automobilbranche und bei Konsumgütern kommt der neue Druck zum Einsatz. Schuhe, Schmuck, KFZ-Teile, Spielzeug, Prothesen oder Modeprodukte können per 3-D-Druck gefertigt werden.
Dieser gilt als besonders geeignet für eine flexible Produktion, bei der Bauteile in kleinen Stückzahlen maßgeschneidert hergestellt werden. Bisher wird die Technologie allerdings selten in der Serienfertigung eingesetzt, da sie mit steigenden Stückzahlen kaum günstiger wird und der Ausdruck in der Regel vergleichsweise lange dauert.
Keine Massenfertigung - noch
Manche warnen daher auch vor zuviel Euphorie: "Man kann vielleicht auch mit dem 3D-Druck eine Massenfertigung starten, aber aus Kostengründen ist das keinesfalls sinnvoll", widerspricht der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, Carl Martin Welcker, den Aussagen von Airbus. Beim 3D-Druck ist es meist genauso teuer, das erste Bauteil zu produzieren wie das Tausendste. Hinzu kommt die Schwierigkeit, bei der 3D-Serienproduktion gleichbleibende Druckqualität zu erzielen. Der Herstellungsprozess ist langsam, kann sich über Stunden und manchmal Tage hinziehen. Zudem muss die Technologie in herkömmliche Fertigungsprozesse integriert werden.
Einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young zufolge rechnen 38 Prozent der Firmen damit, dass 3D-Druck bis 2021 zu einem Teil ihres Produktionsprozesses wird. Deutschland mit seiner Stärke im verarbeitenden Gewerbe spielt Experten zufolge eine führende Rolle: "Die Bundesrepublik ist relativ stark in bestimmten Bereichen des 3D-Drucks wie dem Metall-Druck und der chemischen Industrie, die Zulieferer ist für Plastik- und Kunststoffdrucker", sagt Experte Philipp Urban vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung. und drängt darauf, diesen Technologievorsprung nicht zu verlieren. In vielen Fabriken gehören 3D-Drucker, die mehr als eine Million Dollar kosten können, neben klassischen Dreh- und Fräsmaschinen längst dazu.
Passgenaue Fertigung
Die Vorteile: Komplexe Strukturen können absolut passgenau in einem Guss gedruckt werden. Statt mehrerer Bauteile, die zusammengefügt werden müssen, kann ein einziges produziert werden. Und bisher kompakte Teile können als Netzstruktur gedruckt werden, das spart Material und Gewicht. Deswegen experimentieren die Formel Eins und die Luftfahrtbranche seit Langem mit 3D-Druck.
So profitieren aber nicht nur große Industrieunternehmen von der neuen Technik. Auch Hobby-Bastler oder Oldtimerliebhaber könnten sich bald ihr Lieblingsstück selbst ausdrucken und zusammenbauen. Das dreidimensionale Drucken war bislang aufgrund der hohen Kosten nur großen Unternehmen vorbehalten, doch auch das könnte sich in den nächsten Jahren rapide ändern. Die 3-D-Drucker werden immer besser und damit auch günstiger, schreibt das Online-Magazin 3d-grenzenlos.de.
cgn/rb (rtr, 3d-grenzenlos.de)