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AIDS-Konferenz im Schatten des Flugzeugabschusses

Gudrun Heise19. Juli 2014

Mehrere AIDS-Forscher und Aktivisten kamen beim Abschuss des malaysischen Flugs MH17 ums Leben. Trotzdem findet die Internationale AIDS-Konferenz in Melbourne statt. Es geht unter anderem um bessere Prävention.

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Aids-Schleife (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Sie waren auf dem Weg zur 20. Internationalen AIDS-Konferenz im australischen Melbourne: Herausragende AIDS-Experten, Wissenschaftler und deren Mitarbeiter. Die Nachricht vom Absturz der Maschine und vom Tod von sechs Menschen, die an der Konferenz teilnehmen wollten, hat alle schockiert. Aber die internationalen Experten aus vielen Ländern tagen trotzdem vom 20. bis zum 25. Juli, das Programm soll so weit wie möglich aufrechterhalten werden unter dem Motto: "Schritte hin zu einer Welt ohne AIDS".

Das Logo der Veranstaltung, vier durch Schleifen stilisierte Füße, steht für größeres wissenschaftliches, medizinisches und soziales Verständnis, so die Internationale AIDS-Gesellschaft. Die kleinen und die großen dafür, dass Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Geschlechter von HIV betroffen sind, dass aber alle einen gemeinsamen Weg gehen, so die Organisation.

Gute und umfassende Vorsorge

Menschen mit HIV/AIDS dürfen nicht diskriminiert oder stigmatisiert werden. Diese Forderung ist ein zentraler Punkt der diesjährigen Konferenz. Rund 12.000 Teilnehmer hatten sich angekündigt, um über den Stand und die Entwicklungen in der Erforschung von HI-Virus und AIDS zu diskutieren und sich auszutauschen. Nach wie vor kann die Immunschwächekrankheit nicht geheilt werden. Prophylaxe rückt immer stärker in den Mittelpunkt.

Medizin, die verhindert, dass sich das Virus weiter im Körper ausbreitet, ist eines von vielen Themen. Auf der Agenda steht auch die so genannte Präexpositions-Prophylaxe, sagt AIDS-Experte Professor Norbert Brockmeyer. Einen großen Teil der Infektionen könne man damit verhindern. "Es wird an Bedeutung gewinnen, wie wir Menschen vor HIV schützen können. Dazu gehört auch die Versorgung von Kindern: Wie können sie vor einer Infektion geschützt werden, gerade in Entwicklungsländern? Wie können wir auch die Mütter besser versorgen? Das sind medizinische, aber auch soziale Fragestellungen, die diskutiert werden und für die die Wissenschaftler Antworten finden müssen."

AIDS-Medikament (Foto: ddp images/AP Photo/Sam Morris)
AIDS-Experten fordern bessere PräventionBild: AP

Erfolge und Rückschläge

Einige Tage vor Beginn der AIDS-Konferenz veröffentlichte die UNO neue Zahlen: Im vergangenen Jahr haben sich rund 2,1 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus angesteckt. Die Zahl der an AIDS verstorbenen Menschen ist weltweit um 200.000 auf 1,5 Millionen gefallen - eine positive Entwicklung, findet Brockmeyer.

Große Bedeutung in der Diskussion um HIV und AIDS haben die Politik und die einzelnen Regierungen. Darum geht es unter anderem in den Leitlinien zum Umgang mit HIV-Risikogruppen, die von der WHO Mitte Juli veröffentlicht wurden. Zentrale Themen sind die Diskriminierung und Stigmatisierung von Homosexuellen, Transsexuellen, Prostituierten und Drogenabhängigen. In einigen Ländern werden diese Personen sogar qua Gesetz diskriminiert. Dann hat das Virus eine wesentlich größere Chance sich auszubreiten, ist Brockmeyer überzeugt.

Rote AIDS-Schleife (Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa)
Die rote AIDS-Schleife ist zu einem weltweiten Symbol gewordenBild: picture-alliance/dpa

Die Melbourne Declaration

"Niemanden zurücklassen" ist dann auch der Titel der so genannten Melbourne-Erklärung, die schon im Vorfeld der Konferenz von den Organisatoren verfasst wurde. "Schluss mit Diskriminierung und Stigmatisierung" - das ist auch hier eine zentrale Forderung. Die Verfasser fordern alle Regierungen auf, Gleichbehandlung für HIV-Risikogruppen gesetzlich festzulegen und jedem das gleiche Recht auf Prophylaxe, Therapie und Aufklärung zu garantieren. "Je mehr Menschen über HIV/AIDS informiert und je besser die Aufklärungskampagnen sind, desto eher schützen sie sich. Und je häufiger antiretrovirale Medikamente gegeben werden, umso weniger Menschen infizieren sich mit dem Virus", so Brockmeyer.

Zahlreiche Organisationen weltweit haben sich der Melbourne Declaration angeschlossen, darunter der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, die französischen Organisationen Sidaction und Aides sowie das Netzwerk AIDS Action Europe. Ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament, um AIDS heilen zu können, wird wohl noch auf sich warten lassen. Aber Professor Brockmeyer ist überzeugt: "Wir sind auf dem richtigen Weg."

Und, so der AIDS-Experte weiter, er sei sicher, dass das verheerende Flugzeugunglück und der Tod von mehreren Kolleginnen und Kollegen dazu führen werde, dass sich die AIDS-Experten noch intensiver engagieren - ganz im Sinne der Opfer.