Geschichte einer Pandemie
21. Oktober 20091981 berichtet der Arzt Michael Gottlieb in der Fachzeitschrift "Morbidity and Mortality Report" zum ersten Mal über eine neue rätselhafte Krankheit - eine ungewöhnliche Immunschwäche. Nach ersten Untersuchungen wird zunächst vermutet, dass die Erkrankung nur bei homosexuellen Männern auftritt. Ein Jahr später werden jedoch die ersten Fälle von infizierten heterosexuellen Frauen und Blutern bekannt. Die Symptome werden unter der Bezeichnung "Acquired Immune Deficiency Syndrome" (Aids) zusammengefasst.
In den darauf folgenden Jahren isolieren der französische Virologe Luc Montagnier und der amerikanische Mikrobiologe Robert Gallo - unabhängig voneinander - den HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus), der Aids auslöst. Der HI-Virus zerstört im Körper des Menschen wichtige Zellen, die für die Immunabwehr zuständig sind – die so genannten T-Helferzellen. Für seine Entdeckung erhält Luc Montagnier 2008 den Medizin-Nobelpreis. Robert Gallo erhält 1985 das US-Patent für den ersten HIV-Antikörper-Test. Eine wichtige Entdeckung, denn die Zahl der HIV-Erkrankten weltweit steigt weiter. 1985 findet in Atlanta, Georgia die erste Welt-Aids-Konferenz statt.
1987 das erste wirksame Medikament
Es vergehen weitere zwei Jahre, bis das erste Medikament gegen HIV, der Wirkstoff Azidothymid (AZT), zugelassen wird. Er kann den Krankheitsablauf jedoch nur verlangsamen. AZT wird bis heute zur Therapie von Aids eingesetzt, allerdings in Kombination mit anderen Mitteln. 1988 erklärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den 1. Dezember zum Welt-Aids-Tag. Drei Jahre später wird die rote Schleife international zum Symbol für den Kampf gegen die tödliche Krankheit.
In der Forschung gibt es immer wieder kleinere Erfolge zu vermelden: Mit Hilfe neuer Medikamente lässt sich die Infektion besser kontrollieren, und die Überlebensrate von HIV-Patienten verbessert sich erheblich. Aber das HI-Virus ist sehr aggressiv und zeigt immer wieder neue Varianten und Sub-Typen. Das HI-Virus ist das wahrscheinlich variabelste Virus, das die Wissenschaft kennt. Das macht die Entwicklung eines Impfstoffes sehr kompliziert. Einen Hoffnungsschimmer gibt es Mitte September 2009, als Wissenschaftler nach einer Studie in Thailand mit 16.000 Freiwilligen einen Impfstoff gegen die Infizierung mit Aids verkündeten. Der, so die Forscher, senkt das Risiko einer HIV-Infektion um fast ein Drittel.
Noch immer fünf Fälle pro Minute
Im Jahr 2007 lebten weltweit mehr als 33 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion beziehungsweise mit Aids. 2,5 Millionen Menschen haben sich im gleichen Jahr neu infiziert, das sind fünf Fälle pro Minute. Besonders betroffen von der Krankheit bleiben die Entwicklungsländer, vor allem der afrikanische Kontinent. Südlich der Sahara leben mehr als zwei Drittel aller von HIV betroffenen Menschen. In dieser Region gab es 2007 mehr als drei Viertel aller Aids-bedingten Todesfälle.
Besorgniserregend ist zurzeit auch die Situation in Osteuropa. Dort ist die Anzahl der Menschen mit HIV und Aids von 2001 bis 2007 um 150 Prozent gestiegen. Fast alle Neu-Infektionen sind in der Russischen Föderation und der Ukraine diagnostiziert. Die Zahl der Neu-Infektionen in Westeuropa und Nordamerika ist vergleichsweise niedrig. Insgesamt rund 27.000 HIV-Neudiagnosen wurden 2007 aus den Ländern der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) gemeldet. Estland, Portugal und Lettland verzeichneten dabei die höchsten, die Slowakei, die Tschechische Republik und Rumänien die niedrigsten Raten. Trotz aller Anstrengungen ist die Aids-Pandemie noch immer auf dem Vormarsch.
Autorin: Blagorodna Grigorova
Redaktion: Michael Borgers