Afrikanischer Kunst-Cocktail
28. Juli 2004Das museum kunst palast versucht, Neuland zu betreten - es zeigt zeitgenössische Kunst aus ganz Afrika. Knapp neunzig Künstler aus 25 Ländern bieten in Düsseldorf den bislang ersten umfassenden Überblick über die vielseitige künstlerische Arbeit auf diesem riesigen Erdteil - "Afrika Remix" lautet der Titel. Ihr Kurator, der kunst palast-Direktor Jean-Hubert Martin, präsentierte schon 1989 die Ausstellung "Magiciens de la terre" im Pariser Centre Pompidou - die erste Gruppenschau, die westliche neben nicht-westlicher Kunst präsentierte. Damals handelte er sich den Vorwurf des Neokolonialismus ein. Die Kunst aus der so genannten Dritten Welt wurde als intellektuell eher anspruchslos disqualifiziert.
Von jeder Region ein bisschen
Nun hat sich der Blick radikal geändert und afrikanische Künstler zählen zu den gefragten Protagonisten internationaler Ausstellungen. Doch an eine umfassende Überblickschau der afrikanischen Kunst hat sich bisher noch kein Kurator gewagt. Das mag daran liegen, dass es sich um ein beinahe unmögliches Vorhaben handelt, wie selbst Jean-Hubert Martin zugibt: "Natürlich wissen wir, dass wir nur einen kleinen Teil dieser Schöpfung zeigen können." In Düsseldorf gebe es aber immerhin ein Panorama "von Südafrika bis Nordafrika, Marokko und Ägypten".
Moderner Blick auf alte Wurzeln
"Remix" - der Begriff kommt eigentlich aus der Musik. Der Titel "Afrika Remix" nimmt Bezug auf die Offenheit der afrikanischen Künstler: Sie mischen die Traditionen des globalen Kunstdiskurses, ohne dabei jedoch ihre persönlichen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Wie ihre westlichen Kollegen arbeiten sie mit Installationen, Fotografie, Video oder Malerei; sie fertigen Skulpturen oder Zeichnungen. Längst leben viele Künstler in der Diaspora und bewegen sich auf dem internationalen Ausstellungsparkett.
Der Titel "Remix" spielt aber auch auf eine Neupositionierung des afrikanischen Kunstdiskurses an. Jean-Hubert Martin will die afrikanische zeitgenössische Kunst neu definieren und mehr zeigen als nur politische Fotografien.
Städte und Stilmöbel
Gerade weil die Kuratoren wissen, wie heikel ihr Vorhaben ist, hüten sie sich davor, den äußerst heterogenen Kontinent zu einem einheitlichen Ganzen zurechtzudefinieren. Sie präsentieren die Arbeiten als Einzelpositionen, lose nach Themen sortiert. Geschichte und Identität, Stadt und Erde, Körper und Seele.
Genauso wie sich Europa ein Bild von Afrika konstruiert hat, spiegelt auch Afrika sein Bild von Europa. Die Installation des in London geborenen Yinka Shonibare beschäftigt sich mit der viktorianischen Epoche Englands. Die Stilmöbel des nachgebauten Wohnzimmers sind mit bunten, afrikanischen Stoffen bezogen. In Bodys Isek Kingelez' Modellstädten finden konkrete westliche Formen, afrikanische Stile und Farben, klassische Ornamente europäischer Bauwerke sowie futuristische Formen zusammen.
Ein Kontinent will nicht alleine stehen
Doch trotz der bemerkenswerten Arbeiten: Einmal mehr wird Afrika als künstlerischer Ausnahmekontinent wahrgenommen - und damit isoliert. Das kritisiert auch Barthélémy Toguo, einer der teilnehmenden Künstler. Es sei schade, dass nur afrikanische Künstler gezeigt würden, sagt er. "Ich fände es gut, wenn die Künstler aus Afrika mit anderen Künstlern zusammen ausstellen - die afrikanischen Künstler wollen auch mit Künstlern aus England, aus Asien zusammen eine Ausstellung machen." Auf keinen Fall wollten sie aber in eine Sonder-Ecke abgeschoben werden: "Diese Meinung muss langsam mal vorbei sein."