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Politik

Afrikaner wollen mehr Impfstoffe für Afrika

27. August 2021

Bei einem Gipfel im Berliner Kanzleramt haben afrikanische Staaten auf einen besseren Zugang zu Corona-Vakzinen gepocht. Eine Freigabe von Patenten sieht Deutschland jedoch als den falschen Weg an.

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Deutschland | G20 | Compact with Africa meeting in Berlin
Gastgeberin der Konferenz im Kanzleramt: Angela Merkel (M.)Bild: Michele Tantussi/REUTERS

Es sei eine "dramatische Ungerechtigkeit", dass in Europa 60 Prozent, in Afrika aber nur zwei Prozent der Menschen gegen das Coronavirus geimpft seien, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. "Dies müssen wir schnell überwinden." Bei dem teils online abgehaltenen Treffen der Initiative "G20 Compact with Africa" forderte die Kanzlerin zugleich mehr Engagement für eine eigenständige Produktion von Corona-Vakzinen in Afrika. Das wäre auch ein Schlüssel für die Ankurbelung der Wirtschaft, so Merkel.

Die deutsche Regierungschefin kündigte zudem an, dass die Bundesrepublik in diesem Jahr 70 Millionen Corona-Impfdosen an ärmere Staaten spenden werde. Bisher war lediglich von 30 Millionen Dosen die Rede gewesen.

"Leichtfertig"

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa pochte auf eine Freigabe der Patente für Corona-Impfstoffe. "Wir halten es für leichtfertig, dass Vakzine nur in einigen Ländern produziert werden", sagte Ramaphosa. Dem schloss sich auch der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Kongos Präsident Félix Tshisekedi, an.

Deutschland | G20 | Compact with Africa meeting in Berlin | Cyril Ramaphosa
Nicht nur virtuell in Berlin anwesend: Cyril RamaphosaBild: Tobias Schwarz/REUTERS

Deutschland lehnt eine Freigabe der Patente ab und will lieber Firmen wie BioNTech Produktionsstätten in Afrika aufbauen lassen. Das Mainzer Unternehmen gab denn auch am Rande der Konferenz bekannt, den Aufbau einer Impfstoffproduktion in Ruanda und im Senegal zu prüfen. Dort könnten dann mRNA-Impfstoffe des Unternehmens gegen Malaria und Tuberkulose, die sich gegenwärtig noch in der Entwicklung befinden, hergestellt werden, teilte BioNTech mit.

99 Prozent Import

Die Ankündigung folgte einem Treffen von Vorstandschef Ugur Sahin mit den Präsidenten von Ruanda und Senegal, Paul Kagame und Macky Sall, sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Berlin. "Unser Ziel ist es, in Afrika Impfstoffe zu entwickeln und nachhaltige Produktionskapazitäten für Impfstoffe aufzubauen, um gemeinsam die medizinische Versorgung zu verbessern", erklärte Sahin.

Die Länder der AU importieren derzeit nach eigenen Angaben 99 Prozent ihrer Impfstoffe. 2040 sollten es nur noch 40 Prozent sein, heißt es.

Deutschland Biontech startet Impfstoffproduktion in Marburg
Impfstoffproduktion von BioNTech in Deutschland - bald auch in Afrika?Bild: BioNTech SE 2020/dpa/picture alliance

Die "Compact for Africa"-Initiative war 2017 während der deutschen Präsidentschaft in der Gruppe der wichtigsten Wirtschaftsmächte (G20) ins Leben gerufen worden. Die Konferenz in Berlin war eine Art Abschied von Kanzlerin Merkel vom afrikanischen Kontinent. Sie hatte sich auf vielen Reisen für Afrikas Entwicklung eingesetzt. 

wa/cw (rtr, dpa, afp)