Afrika: Witwe durch Corona
Drei Frauen in Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo erzählen von ihrem Schicksal, nachdem ihre Männer an einer COVID-19-Infektion gestorben sind. Von den Verwandten enterbt, sind sie auf sich allein gestellt.
Allein gelassen mit den Kindern
Anayo Mbah war mit dem sechsten Kind schwanger, als ihr Mann Jonas, ein junger Motorrad-Taxifahrer, an COVID-19 erkrankte. Während sie im Krankenhaus die gemeinsame Tochter Chinaza zur Welt brachte, musste er mit Sauerstoff versorgt werden. Kurz nach der Entbindung erfuhr die heute 29-jährige Anayo, dass Jonas gestorben war.
Keine ländliche Idylle für Witwen
Anayo Mbah lebt in Umuida im landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat Enugu. Sie hat nicht nur ihren Mann verloren - sein Tod nahm ihr auch die Lebensgrundlage, wie vielen Witwen in Nigeria. Kein Gesetz schützt sie davor, von den Verwandten des Verstorbenen verstoßen und enterbt zu werden. "Sie sagten mir: Je früher ich das Haus verlasse, desto besser für mich und meine Kinder."
"Kein Frieden für die Bösartigen"
"Kein Frieden für die Bösartigen" - diese Verwünschung hinterließ Anayo Mbah auf der Wand ihres Zimmers. Noch während der traditionell sechs Monate dauernden Trauerzeit verließ sie das Haus ihres verstorbenen Mannes mit nur einer Plastiktüte voller Habseligkeiten für ihre Kinder. In dieser Phase sind Witwen oft Misstrauen und Feindseligkeiten innerhalb ihrer Gemeinschaft ausgesetzt.
Tränen um den Mann - Sorge um den Sohn
In Goma in der Demokratischen Republik Kongo trauert Vanessa Emedy am Grab ihres Mannes Godefroid Kamana. Noch in der Nacht des Begräbnisses tauchten Kamanas Verwandte auf und schlossen sie vom Erbe aus. "Sie haben mir alles genommen, was ich besaß", erzählt Vanessa. Verwitwete Frauen können sogar das Sorgerecht für ihre Kinder an die Familie des verstorbenen Ehepartners verlieren.
Ältere Ehemänner - ein Risikofaktor
Die alleinerziehende Mutter Vanessa Emedy heiratete 2020 den 30 Jahre älteren Kamana. Ihr Schicksal teilt sie mit vielen Frauen, die ältere Männer geheiratet und sie durch COVID-19 verloren haben. Die Pandemie hat die Zahl der Witwen sprunghaft steigen lassen. Vanessa lebt jetzt in einer kleinen Wohnung ihrer Mutter und finanziert die Familie durch den Verkauf gebrauchter Kleidung auf dem Markt.
Blick in eine unsichere Zukunft
Roseline Ujah war 30 Jahre mit ihrem Mann Godwin verheiratet. Er starb in Umuida, Nigeria, nach einer Corona-Infektion. Da es kein offizielles Testament gab, handelten Godwins Angehörige die Verteilung der Güter unter sich aus. Roseline Ujah sollte Land und Haus verlassen - da verhinderte die Schwester ihres Mannes, dass sie vollständig enterbt wurde.
Harter Alltag für Nigerias Witwen
Roseline Ujah glaubt, dass ihr Mann das Verhalten seiner Verwandten ihr gegenüber verurteilt hätte. Die 49-Jährige lebt jetzt auf dem kleinen Stück Land, das ihr geblieben ist, und stellt Besen her, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Die Pandemie hat verwitweten Frauen wie Roseline mehr genommen als ihre Männer - sie und ihre Kinder werden auch um ihre Zukunft betrogen.