Afghanistan im freien Fall
Seit der Machtübernahme der Taliban ist Afghanistan international isoliert - und im Inneren verschlechtert sich die Lage: Fast die Hälfte der Bevölkerung hungert und das Regime schränkt die Rechte von Frauen weiter ein.
Zu wenig Lebensmittel
Laut einer Analyse des UN-Welternährungsprogramms (WFP) ist fast die Hälfte der afghanischen Bevölkerung von akutem Hunger betroffen und auf Lebensmittellieferungen, wie hier in Kabul, angewiesen. Es gehe um 19,7 Millionen Menschen, so eine Sprecherin: "Der Hunger hält im ganzen Land in einem noch nie da gewesenen Ausmaß an."
Dürre und Witschaftskrise
Weizenernte in der Nähe von Kandahar. Im gesamten Land leiden die Menschen unter einer anhaltenden Dürre und einer schweren Wirtschaftskrise. Nach WFP-Angaben wurden im Zuge des größten Nahrungsmittelhilfeprogramms der Welt allein in diesem Jahr 22 Millionen Menschen im Land unterstützt. Allerdings benötigten die UN 1,4 Milliarden US-Dollar, um ihre Programme in Afghanistan weiterzuführen.
Kontrolle und striktere Regeln
Ein Checkpoint in Kabul. Obwohl die Taliban zunächst angekündigt hatten, zurückhaltender als während ihrer ersten Regierungszeit von 1996 bis 2001 herrschen zu wollen, werden vor allem die Rechte von Frauen und Mädchen zunehmend eingeschränkt: Der Zugang zu weiterführender Bildung ist ihnen verwehrt, sie dürfen nicht mehr alleine reisen und müssen sich in der Öffentlichkeit komplett verschleiern.
Protest gegen neue Vorschriften
In der Hauptstadt Kabul regt sich Protest gegen die neuen Verordnungen. "Wir wollen als Lebewesen und Menschen anerkannt werden, nicht als Sklaven, die in einer Ecke des Hauses eingesperrt sind", sagt eine Demonstrantin.
15 Dollar für eine Burka
Ein Burka-Händler in Kabul erzählt, in den Tagen nach der Bekanntgabe der neuen Bekleidungsvorschrift seien die Preise für Burkas um 30 Prozent gestiegen. Mittlerweile habe sich das Preisniveau aber wieder normalisiert, da die Händler festgestellt hätten, dass gar keine erhöhte Nachfrage nach Burkas bestehe. "Die Taliban mögen die Burka, aber für die Frauen ist sie oft die letzte Wahl."
Gemeinsame Restaurantbesuche verboten
Verkaufsstand in Herat. In der Stadt im Westen von Afghanistan, die als vergleichsweise liberal galt, dürfen Männer und Frauen nicht mehr gemeinsam essen gehen. Safiullah, Geschäftsführer eines Restaurants bestätigt, dass er der Weisung folgen müsse "auch wenn es einen starken negativen Auswirkungen auf unser Geschäft hat und ich wahrscheinlich bald Personal entlassen muss."
Reaktion der internationalen Gemeinschaft
Die neuen Regeln der Taliban - hier eine Veranstaltung zum Todestag des Gründers Mullah Mohammad Omar - rufen die internationale Gemeinschaft auf den Plan. Die G7-Außenminister erklärten: "Wir verurteilen die Einführung zunehmend restriktiver Maßnahmen". Es müssten dringend Schritte unternommen werden, "um die Einschränkungen für Frauen und Mädchen aufzuheben".