Acht Männer wollen Karsais Erbe antreten
Neun Kandidaten von ursprünglich 26 treten bei der afghanischen Präsidentschaftswahl am 5. April an. Islamisten und westlich orientierte Reformer sind vertreten, aber keine Frau.
Salmai Rassul - Der royale Loyale
Rassul war bis Herbst 2013 Außenminister und zuvor mehrere Jahre Karsais Sicherheitsberater. Vor 2001 gehörte er zum Stab des letzten afghanischen Königs Sahir Schah in Rom und stammt selbst aus einer "Königsfamilie." Rassul steht Karsai nahe und kann sich dessen Unterstützung sicher sein.
Abdullah Abdullah - Die Nummer Zwei
Der frühere Außenminister Abdullah Abdullah kandidiert nicht zum ersten Mal. Bei der von massiven Fälschungsvorwürfen überschatteten Wahl 2009 erreichte Abdullah den zweiten Platz hinter Karsai. Ihm sind vor allem die Stimmen der ethnischen Tadschiken sicher. Abdullah gründete die heute als "National Coalition of Afghanistan" bezeichnete führende Oppositionsbewegung gegen die Regierung Karsai.
Aschraf Ghani - Der Modernisierer
Der Wirtschaftsexperte und frühere Finanzminister Aschraf Ghani wurde vom britischen Magazin "Prospect" als einer der führenden Köpfe unserer Zeit bezeichnet. Bei den Wahlen 2009 holte er kaum Stimmen. Inzwischen hat er seine Anhängerschaft vergrößert, er hat sogar den berüchtigten Usbekenführer und Warlord Abdul Rashid Dostum als Vizekandidaten ins Boot geholt.
Gul Agha Schersai - Der "Bulldozer"
Schersai ("Sohn des Löwen" auf Paschtu) kämpfte in Kandahar gegen die Sowjets und war dort kurze Zeit Gouverneur nach dem Fall der Taliban. Als Gouverneur der östlichen Provinz Nangarhar erhielt er den Spitznamen "Bulldozer", er eröffnete die Straßenverbindung zwischen Dschalalabad und Torkham, dem wichtigsten Grenzübergang nach Pakistan.
Abdul Rasul Sayyaf - Der Islamist
Sayyaf setzte 2003 durch, dass Afghanistan laut Verfassung eine "islamische Republik" ist. Terrorismus-Experten zufolge hatte Sayyaf in den 80er und frühen 90er Jahren enge Verbindungen zu Al-Kaida-Gründer Osama Bin-Laden. Einer seiner Vizekandidaten ist der Warlord Ismail Khan aus Herat, der mit seinen Milizen weite Teile des Westens von Afghanistan kontrolliert.
Qutbuddin Helal - Der ehemalige Aufständische
Helal ist Anhänger der islamistischen "Hisb-i Islami", der Partei Gulbuddin Hekmatyars, ehemaliger Ministerpräsident Afghanistans und Mudschaheddin-Führer. Die "Hisb-i Islami" kämpft gegen die Regierung Karsai, hat aber auch Anhänger, die in der Regierung sitzen. Die "Hisb-i Islami" ist nach den Taliban die zweitstärkste Aufstandsbewegung.
Hedajat Amin Arsala - Der Regierungstreue
Arsala übernahm 1969 als erster Afghane einen Posten bei der Weltbank. Er arbeitete eng mit Hamid Karsai in der Übergangszeit nach dem Fall der Taliban zusammen. Er war der erste Finanzminister des Kabinetts Karsai. Im Oktober 2014 legte Arsala zugunsten seiner Kandidatur sein Amt als "Senior Minister" nieder.
Daoud Sultanzoy - Der Nachzügler
Der Abgeordnete und ehemalige Pilot hat eine eigene Fernsehshow beim populärsten afghanischen Fernsehsender. Zunächst wurde Sultanzoys Kandidatur aufgrund von ungeklärter doppelter Staatsbürgerschaft nicht zugelassen. Er wurde dann Ende November 2013 als letzter Kandidat bestätigt. Die einzige Kandidatin wurde wegen "fehlender Dokumente" nicht zugelassen.
Acht Kandidaten von ursprünglich 26 treten bei der afghanischen Präsidentschaftswahl am 5. April an. Parteien im westlichen Sinne gibt es nicht. Treue Karsai-Anhänger wie Gegner des scheidenden Präsidenten sind vertreten, westlich orientierte Technokraten ebenso wie fundamentalistische Islamisten – allerdings keine Frau.