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Achille Mbembe erhält Gerda-Henkel-Preis

9. Oktober 2018

Innerhalb der historischen Geisteswissenschaften zählt die hochdotierte Auszeichnung zu den renommiertesten überhaupt. In diesem Jahr hat sie der kamerunische Postkolonialismus-Forscher Achille Mbembe entgegengenommen.

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Achille Mbembe Historiker und Philosoph aus Kamerun
Bild: DW/Stefan Möhl

"Restitution ist nicht Willkür und Güte. Restitution ist Verpflichtung." Der in Johannesburg lehrende Historiker und Politikwissenschaftler sprach in seiner Preisrede über die Restitution afrikanischer Artefakte. Dabei betonte er das Ausmaß ihres Verlustes. Deswegen sei jede authentische Restitutionspolitik "untrennbar mit einer Wahrheitsfähigkeit verbunden, wobei Respekt vor der Wahrheit und Wiederherstellung der Welt eben dadurch zum unumgänglichen Fundament einer neuen Verbindung und einer neuen Beziehung" würden.

Die Jury der Gerda Henkel Stiftung begründete ihre Entscheidung mit den Worten: "Seine ebenso kontroversen wie beunruhigenden Überlegungen zu Afrikas Platz in einer globalen Ordnung entfalten ihre nachhaltige Wirkung auch weit über grundlegende Debatten über den Postkolonialismus hinaus. Sie lenken den Blick auf das 'Labor Afrika' jenseits aller gängigen Stereotypen und verweisen auf Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Rassismus und Kapitalismus, die auch hierzulande immer noch einer fundierten Auseinandersetzung bedürfen."

Kritik an rassistischen Denkstrukturen

Spätestens seit den frühen 2000er-Jahren gehört Achille Mbembe zu den wichtigsten Denkern des afrikanischen Kontinents. Vor allem Bücher wie "Kritik der schwarzen Vernunft" (2013) und "Ausgang aus der langen Nacht" (2016), in denen er unter anderem fortbestehende rassistische Denkstrukturen kritisiert, machten ihn weltweit bekannt. Diese Werke seien "eindrucksvolle Zeugnisse einer sehr eigenständigen und ebenso kritischen wie selbstkritischen Denkweise, die Mbembes Forschungen durchgängig prägen", würdigte die Jury den Historiker und Politikwissenschaftler weiter.

Der Historiker und Politikwissenschaftler Achille Mbembe spricht bei der Verleihung des Gerda Henkel Preises 2018
Achille Mbembe bei der Preisverleihung in DüsseldorfBild: Stephan Brendgen

Mbembe, 1957 in Kamerun geboren, promovierte an der Pariser Sorbonne im Fach Geschichte und lehrte auch in den USA. Er ist Professor für Geschichte und Politik am Wits Institute for Social and Economic Research (WISER) der University of the Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, darunter ins Arabische, Deutsche, Englische, Italienische, Niederländische, Polnische, Portugiesische, Rumänische und Spanische.

Auszeichnung soll Mut machen 

Der mit 100.000 Euro dotierte Gerda Henkel Preis ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen im Bereich der historischen Geisteswissenschaften und wird alle zwei Jahre vergeben. 2016 hatte die Luther-Biografin Lyndal Roper den Preis bekommen. 

Die Entscheidung, in diesem Jahr Achille Mbembe zu ehren, zeige, so Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, "dass auf dem afrikanischen Kontinent exzellente wissenschaftliche Arbeit geleistet wird." Er hoffe, "dass Prof. Mbembes Auszeichnung vielen jungen Forscherinnen und Forschern - nicht nur in Afrika - Mut machen und eine Inspiration sein wird."

bb/ka (dpa, www.gerda-henkel-stiftung.de)