Abschreckung und Abschottung in Dänemark
Am 5. Juni wählt Dänemark ein neues Parlament. Die Regierung will mit einer Politik der Abschreckung gegenüber Flüchtlingen punkten. Das Lager Kærshovedgård zeigt im Kleinen, wie die Asylpolitik des Landes aussieht.
Zwischen Gefängnis und Flüchtlingslager
Kærshovedgård in einem kleinen Dorf im Zentrum Jütlands steht stellvertretend für die Asylpolitik Dänemarks. Das ehemalige Gefängnis wurde zum Flüchtlingslager. Wo früher Häftlinge ihre Strafen absaßen, warten heute abgelehnte Asylbewerber auf ihre Rückführung. Doch so ganz wird der Knast von Kærshovedgård seine alte Funktion nicht los. Auch kriminelle Ausreisepflichtige leben dort.
Aufenthalt auf Zeit
Daniel Christiansen heißt eigentlich Ali Adnan. Seitdem der Iraker zum Christentum konvertiert ist, besteht er auf seinen neuen Namen. Seit mehr als einem Jahr lebt er in Kærshovedgård. Geht es nach der dänischen Regierung, wird er bald schon in seine Heimat zurückkehren müssen.
Abschreckende Politik
Daniel Christiansen lebt im Lager auf engstem Raum mit Hunderten anderen Flüchtlingen, die Dänemark wieder verlassen müssen. Damit in Zukunft weniger Menschen ins Land kommen, setzt die Regierung auf eine strenge Abschreckungspolitik. Die Minderheitsregierung aus Mitte-Rechts-Parteien kündigte an, abgelehnte Bewerber bald auch auf einer dänischen Insel unterzubringen.
Ein Dorf im Dorf
Als Behzad Moradi noch im Iran lebte, arbeitete er als Friseur. Heute schneidet er seinen Mitbewohnern die Haare. Die Bewohner sind gezwungenermaßen zu einer Gemeinschaft geworden, fast ein Dorf im Dorf. Etwas, was die Parlamentsmehrheit eigentlich verhindern möchte. Ein Gesetz sieht vor, dass Stadtteile, in denen kaum Dänen wohnen, abgerissen und von Investoren neu aufgebaut werden sollen.
Weiter Fußweg
Der Iraner Hoshang Rostami läuft durch die dunklen Gassen des Lagers Kærshovedgård. Die nächste Stadt liegt weit entfernt. Die Regierung zieht ihre Politik der Abschreckung und Abschottung von Flüchtlingen durch. Die liberal-konseravtive Minderheitsregierung will damit auch die rechtspopulistische "Dänische Volkspartei" zufrieden stellen, auf deren Unterstützung sie angewiesen ist.
Essensplan vom Staat
Der Alltag in Kærshovedgård ist vom Staat geregelt. Dreimal am Tag bekommen die Bewohner etwas zu essen. Sie dürfen sich selbst nichts zubereiten oder besorgen. Egal wer die Parlamentswahl Anfang Juni gewinnt, die strenge Asylpolitik Dänemarks wird wohl bestehen bleiben. Auch die oppositionellen Sozialdemokraten, kündigten an, nach einem Wahlsieg die Asylpolitik nicht verändern zu wollen.
Blick nach vorn
Karim Azizi aus dem Iran hat trotz allem seine Lebensfreude nicht verloren. Zur Zeit stehen die Zeichen gut, dass sich nach der Parlamentswahl am 5. Juni die Asylpolitik zumindest nicht weiter verschärfen wird: Bei der Europawahl verlor die rechtspopulistische "Dänische Volkspartei" massiv. Die Umfragen zeigen außerdem, dass eine linke Koalition die Mitte-Rechts-Regierung ablösen könnte.