Zwei Literaturnobelpreise im Oktober
24. April 2019Die Nobelpreisträger werden in diesem Jahr zwischen dem 7. und 14. Oktober verkündet. Das teilte die Nobelstiftung mit. Den Anfang machen wie jedes Jahr die wissenschaftlichen Preise in den Kategorien Medizin, Physik und Chemie am Montag, Dienstag und Mittwoch der Woche, gefolgt vom Literaturnobelpreis am Donnerstag.
Zum Abschluss der eigentlichen Nobelwoche wird am Freitag der diesjährige Friedensnobelpreisträger bekanntgegeben. Am 14. Oktober wird als Letztes der Wirtschaftsnobelpreis verkündet, der nicht im Testament von Preisstifter Alfred Nobel auftaucht und damit nicht zu den klassischen Nobelpreisen zählt. Die Nobelpreise werden traditionell Anfang Oktober bekanntgegeben. Verliehen werden die Auszeichnungen dann am 10. Dezember - dem Todestag Nobels - in Stockholm und Oslo.
Das vergangene Jahr hinter sich lassen
Nach der Absage des Literaturnobelpreises im Vorjahr wird in diesem Herbst sowohl ein Preisträger für das Jahr 2018 als auch einer für das Jahr 2019 verkündet. Nach den internen Problemen bei der für die Preisvergabe zuständigen Akademie sei man zu der Ansicht gelangt, dass die Institution mehrere wichtige Maßnahmen ergriffen habe, um das Vertrauen in sie wiederherzustellen, erklärte die Nobelstiftung bereits im März. Mit diesen Reformen habe die Akademie nun die Möglichkeit, das vergangene Jahr und die damit verbundenen Probleme hinter sich zu lassen.
Die Schwedische Akademie steckt seit Ende 2017 wegen eines umfassenden Skandals in einer tiefen Krise. Die Affäre dreht sich um die mittlerweile aus dem Gremium ausgetretene Dichterin Katarina Frostenson und ihren Ehemann Jean-Claude Arnault. Ihm hatten im November 2017 insgesamt 18 Frauen sexuelle Belästigung und Übergriffe vorgeworfen. Wegen Vergewaltigung wurde er dann im Dezember 2018 vom Berufungsgericht in Stockholm zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Wie bereits gegen das Urteil der Vorinstanz ging er dagegen in Berufung.
Vertrauen wiederherstellen
Die Akademie wirft Frostenson und Arnault außerdem vor, die Literaturnobelpreisträger vorab ausgeplaudert und damit gegen ihre Geheimhaltungspflicht verstoßen zu haben. Wegen der Krise bei der Akademie war 2018 erstmals seit fast 70 Jahren kein Nobelpreis für Literatur vergeben worden. Damals hatte die Jury bereits angekündigt, man wolle den Preis für 2018 im kommenden Jahr zusammen mit demjenigen für 2019 bekanntgeben.
Begründet wurde das damit, dass zunächst das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wiederhergestellt werden müsse, bevor ein neuer Preisträger verkündet werde. Die Nobelstiftung hatte daraufhin mehrere Änderungen bei der Akademie gefordert, damit diese die Preisvergabe wiederaufnehmen darf. Dem war die Institution, die den Literaturnobelpreis seit 1901 vergibt, weitgehend nachgekommen.
Nicht die erste Absage
"Es werden zwei Nobelpreise, so wie wir es erhofft haben", sagte der Vorsitzende der Schwedischen Akademie, Anders Olsson, im März der Tageszeitung "Dagens Nyheter". Zugleich gab seine Institution bekannt, dass Horace Engdahl das Nobelkomitee, nicht aber die Akademie verlassen werde. Diesen Entschluss habe er aus freien Stücken gefasst, um der Zukunft des Nobelpreises und der Zusammenarbeit zwischen Akademie und Nobelstiftung in Zukunft nicht im Weg zu stehen. Engdahl galt als umstritten. Im Sommer 2018 hatten drei andere Akademiemitglieder seinen Rücktritt gefordert, vor allem weil er sich immer wieder für seinen Freund Arnault ausgesprochen und die Anschuldigungen der 18 Frauen in Frage gestellt hatte.
Der Literaturpreis wurde 2018 nicht zum ersten Mal abgesagt, zuletzt wurde er von 1940 bis 1943 wegen des Zweiten Weltkriegs überhaupt nicht vergeben. Mehrmals wurde er zwischen 1915 und 1949 zudem um ein Jahr verschoben, weil damals kein würdiger Preisträger gefunden worden war. Der US-Schriftsteller William Faulkner bekam den Preis für 1949 schließlich im Jahr 1950 zugesprochen. Dass statt Krieg oder Mangel an geeigneten Kandidaten im vergangenen Jahr ein Skandal zu der Absage geführt hatte, war jedoch ein Novum.
pgr/kle (dpa, nobelprize.org)