US-Chef von VW tritt zurück
9. März 2016Der US-Chef war nach Bekanntwerden des Skandals vor knapp sechs Monaten der erste Top-Manager des Unternehmens, der sich zu den Vorwürfen in den Vereinigten Staaten geäußert hatte. Doch das Unternehmen kommt nicht zur Ruhe, insbesondere angesichts der - Presseberichten zufolge - nur halbherzigen Wahrheitsfindung. Nun verlässt der US-Vorstandsvorsitzende Michael Horn das Unternehmen im gegenseitigen Einverständnis mit der Volkswagen AG, wie die Tochter Volkswagen Group of America mitteilte.
Hinrich Woebcken, der für Volkswagen seit kurzem bereits in leitender Funktion für die Region Nordamerika verantwortlich ist, übernehme Horns Tätigkeiten zunächst übergangsweise, heißt es in der Mitteilung.
Schwere Krise
Michael Horn hatte den Spitzenjob erst im Januar 2014 angetreten. Nun wolle sich der 54-Jährige anderen Aufgaben zuwenden, teilte sein bisheriger Arbeitgeber mit. Mitten in die Amtszeit Horns platzte das Bekanntwerden der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen, die den Konzern in eine schwere Krise gestürzt hat. Der ehemalige Konzern-Chef Martin Winterkorn war bereits im September zurückgetreten. Wenige Tage vorher hatte das US-Umweltamt EPA den Skandal publik gemacht.
VW hatte kurz nach den Vorwürfen der US-Behörden eingeräumt, in den Vereinigten Staaten bereits seit 2009 mit einer speziellen Software in großem Stil Emissionswerte bei Hunderttausenden Dieselwagen gefälscht zu haben. Der Konzern ist inzwischen mit zahlreichen Klagen konfrontiert. Es drohen Milliardenstrafen.
Weltweit sind von dem Betrug rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Während der Konzern in den USA noch mit den Behörden über die Reparatur beziehungsweise den Austausch der Fahrzeuge verhandelt, ist der Rückruf in Europa bereits angelaufen.
Vor dem Rücktritt Horns hatten Insider berichtet, dass das US-Justizministerium seine Ermittlungen gegen den deutschen Autobauer ausweitet und nun auch dem Verdacht des Bankbetrugs nachgeht. Das "Wall Street Journal" berichtete zudem unter Berufung auf Insider, in diesem Zusammenhang gehe es auch um mögliche Verstöße gegen Steuergesetze. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte Anfang der Woche dokumentiert, dass innerhalb der Konzernspitze lange um Geheimhaltung des Skandals gerungen wurde, um möglicherweise eine Einigung mit den US-Behörden ohne öffentliches Aufsehen zu erreichen.
ml/haz (dpa,rtr,afp)