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Ab jetzt wird alles schöner

Rolf Wenkel15. Januar 2014

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr nur minimal gewachsen, sagt das Statistische Bundesamt. Doch für 2014 strotzen die meisten Volkswirte vor Optimismus.

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Bauarbeiter auf einem Gerüst (Foto: dpa)

Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2013 kaum gewachsen. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat am Mittwoch (15.01.2014) ein mageres Plus von gerade einmal 0,4 Prozent gemeldet. "Die Krise im Euroraum hat vor allem zum Jahresauftakt die exportabhängige Industrie belastet“, sagte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW, Ferdinand Fichtner, zur DW.

Trotzdem: "Im Vergleich zum Euroraum stehen wir ganz gut da mit unseren 0,4 Prozent", so Fichtner. "Insofern können wir schon sagen, dass sich die deutsche Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad entkoppelt hat von der Krise im Euroraum. Trotzdem spielt natürlich die Schwäche, vor allem in den südeuropäischen Ländern, eine Rolle. Die deutsche Exportwirtschaft vor allem hat darunter schon merklich gelitten."

Schwacher Start im Frühjahr

Auch Allianz-Volkswirt Rolf Schneider sieht in den 0,4 Prozent nur einen "begrenzten Erfolg". 0,4 Prozent Wachstum seien eine sehr mäßige Zahl. Auch der Jahresausklang sei nicht ganz so gut ausgefallen wie erwartet. "Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal vermutlich nur um ein Viertel Prozent gewachsen", so Rolf Schneider zur DW. Nach dem schwachen Start im Frühjahr hatten die meisten Volkswirte mit einer zunehmenden Dynamik im Jahresverlauf gerechnet, doch im Oktober war die Industrieproduktion überraschend gesunken - und hatte damit die meisten Analysten auf dem falschen Fuß erwischt.

Doch alles in allem ist der überwiegende Teil der Analystengemeinde zufrieden. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist überzeugt: "Die deutsche Wirtschaft fährt nicht mehr nur auf zwei, sondern auf allen vier Zylindern." Und der Außenhandelsverband BGA resümiert: "Die deutsche Wirtschaft hat sich 2013 in einem schwierigen Umfeld gut behaupten können. Darin spiegelt sich auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen auf den internationalen und den heimischen Märkten wider."

Jörg Krämer (Foto: Imago Bonn)
Jörg Krämer: "Wirtschaft läuft wieder auf vier Zylindern"Bild: imago stock&people

Start für einen globalen Aufschwung?

Diese Leistungsfähigkeit soll vor allem in diesem Jahr für einen kräftigen Aufschwung sorgen. So sagt die Weltbank der globalen Wirtschaft eine deutliche Erholung voraus, und die meisten Volkswirte glauben, dass davon Deutschland besonders profitieren wird. "Der deutsche Export ist 2013 kaum gewachsen. Das wird in diesem Jahr anders sein. Ich rechne damit, dass die deutsche Ausfuhr etwa um vier Prozent zulegen wird. Und das wird auch dazu beitragen, dass das deutsche Wirtschaftswachstum 2014 etwa zwei Prozent erreichen wird", sagt Allianz-Volkswirt Rolf Schneider voraus.

"Wir sehen das genau so, dass die Weltwirtschaft, vor allem getrieben durch die US-Wirtschaft aber auch durch die Schwellenländer, durch China zum Beispiel oder auch durch Brasilien, an Schwung gewinnen wird im Verlauf dieses Jahres", ergänzt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. "Das ist natürlich Balsam für die deutsche Wirtschaft. Wir haben in der zweiten Jahreshälfte schon eine Beschleunigung gesehen, und die wird sich auch fortsetzen, eben weil die Weltwirtschaft an Schwung gewinnt - wovon die deutsche Exportwirtschaft profitieren wird."

Eine Straße mit Schlaglöchern in Berlin (Foto: dpa)
Die Investitionen bleiben das Sorgenkind der meisten Experten. Vor allem mehr Investitionen in die öffentliche Infrastuktur wären nötigBild: picture-alliance/dpa

Sorgenkind Investitionen

Zudem können sich die deutschen Exporteure berechtigte Hoffnungen machen, dass sich auch die Abnehmerländer in Europa wieder erholen. Auch der private Konsum hat sich in der Vergangenheit als große Stütze für die Wirtschaft erwiesen. Und das wird wohl auch so bleiben, angesichts eines robusten Arbeitsmarkts, moderat steigender Einkommen und optimistischer Verbraucher.

Schlecht bestellt ist es allerdings um die Investitionen. "Sie sind das Sorgenkind in Deutschland. Es wird viel zu wenig investiert. Das führt auch dazu, dass die Produktivitätsentwicklung recht schwach ist. Und das begrenzt Wachstumschancen", sagt Allianz-Volkswirt Rolf Scheider. "Ich rechne damit, dass die Ausrüstungsinvestitionen in diesem Jahr wieder um vier bis fünf zulegen werden. Aber selbst mit diesem Zuwachs haben wir damit kein hohes Investitionsniveau".

"Der Staat investiert zu wenig"

Noch schlechter ist es um die Investitionen in die Infrastruktur bestellt. Deutschland fährt seit Jahren auf Verschleiß, warnen Experten, und viele Bürger bekommen das zu spüren - in Form von kaputten Schienen, Straßen und Brücken. "Der Staat investiert zu wenig. Das hängt damit zusammen, dass die Gemeinden teilweise sehr klamme Finanzen haben. Hier ist der Staat aufgerufen, neue Initiativen zu ergreifen", sagt Allianz-Volkswirt Schneider. "Denn die Infrastruktur ist ganz entscheidend für das mittelfristige Wachstumspotential."

Gerade hat das Statistische Bundesamt für das vergangene Jahr einen annähernd ausgeglichenen Staatshaushalt gemeldet. Das Haushaltsdefizit betrug gerade einmal 1,7 Milliarden Euro oder 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch für das laufende Jahr erwarten Experten ausgeglichene Staatsfinanzen, "Vielleicht gibt es sogar einen kleinen Überschuss", so Rolf Schneider zur DW. "Von daher müsste es durchaus möglich sein, mehr Geld für Investitionen zu verwenden."