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Protest zum Earth Overshoot Day

Heiner Kiesel20. August 2013

Ab heute leben wir auf Pump. Der Welterschöpfungstag soll uns daran erinnern, dass für dieses Jahr schon jetzt die Ressourcen aufgebraucht sind. Das Problem: Jedes Jahr rückt dieser Tag weiter nach vorn.

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Aktivisten des Bundes für Naturschutz Deutschland und des Netzwerks Inkota vor dem Kanzleramt in Berlin (Foto: DW: Heiner Kiesel)
Erdüberlastungstag - Aktion in BerlinBild: DW/Heiner Kiesel

Die nachwachsenden Ressourcen für dieses Jahr seien aufgebraucht, hat das Global Footprint Network in San Francisco ausgerechnet. "Der Erdüberlastungstag ist der Zeitpunkt, von dem an wir auf Pump leben und wir uns eigentlich irgendwo Ressourcen leihen müssten", pflichtet Christine Pohl, Referentin für nachhaltiges Wirtschaften vom Umweltnetzwerk Inkota, bei. Stimmen die Zahlen, dann geht der Konsum der Menschheit ab heute auf Kosten der Biodiversität, der Tierpopulation und der ökologischen Integrität von Böden und Gewässern. Der Überlastungstag müsse jedes Jahr drei bis vier Tage früher angesetzt werden, erklärt Pohl.

Es muss sich etwas tun, meint die Aktivistin und deshalb ist sie zusammen mit 15 weiteren Mitgliedern Inkotas, des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) und der Nachhaltigkeitsinitiative Fairbinding vor das Bundeskanzleramt in Berlin gekommen. Sie haben eine drei mal vier Meter große Leinwand aufgebaut. Darauf zeigen sie ein Motiv, dass dem "Dieses Video ist in deinem Land leider nicht verfügbar"-Fenster des Internet-Dienstes Youtube nachempfunden ist. "Die Erde ist ab heute leider nicht mehr verfügbar", haben die Nachhaltigkeits-Demonstranten getextet und statt dem roten Piktogramm eines traurigen Gesichts einen traurigen Erdball eingefügt. Um die errechnete Erschöpfung der Ressourcen deutlich zu machen, wirft sich die ganze Gruppe, begleitet von einem enervierenden hohen Pfeifton, auf die Bodenplatten vor dem Domizil des Amtssitzes der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie soll der Protest erreichen, aber an den Panoramafenstern des Waschbetonbaus zeigt sich niemand.

Christine Pohl von der Organisation Inkota (Foto: DW/Heiner Kiesel)
Christine Pohl, Fachreferentin für Nachhaltigkeit bei InkotaBild: DW/Heiner Kiesel

Deutschland in der Pflicht

Die Aktion ist Teil des internationalen "Earth Overshoot Day 2013", der vom Global Footprint Network koordiniert wird. Die Forscher der Organisation verweisen darauf, dass es sich bei der Festlegung des Datums um eine Schätzung handelt, die sich jedoch auf eine aufwändigen Berechnung des menschlichen Verbrauchs und der vorhandenen Reserven stützt. 1970 sei die Schwelle überschritten worden, in der mehr Ressourcen verbraucht worden seien, als nachwüchsen. Inzwischen konsumiere die Weltbevölkerung in einem Jahr 1,5 mal die Vorräte, die eigentlich für diesen Zeitraum zur Verfügung stünden, heißt es auf der Website footprintnetwork.org. Dort wird auch gewarnt: "Die ökologischen und ökonomischen Krisen, die wir derzeit erleben, sind Symptome dräuenden Katastrophe."

"Deutschland hat eine besondere Verantwortung, weil er Verbrauch hier weit über dem Durchschnitt der Weltbevölkerung liegt. Wären alle so wie wir, dann bräuchten wir 2,6 Planeten, um nachhaltig zu wirtschaften", sagt Pohl und fordert ein Umdenken von der Politik. Es müsse ein Wirtschaftssystem entstehen, das die Grenzen der Erde respektiert und auf autonome und solidarische Produktions- und Lebensformen aufbaue. "Die Bundesregierung muss sich auch international für eine Entwicklungsagenda post-2015 einsetzen", wünscht die Inkota-Referentin. Sie bezieht sich dabei auf einen Beschluss der UN-Konferenz zur Nachhaltigen Entwicklung (Rio2012), die vergangenes Jahr in Rio de Janeiro beschlossen hatte, bis Herbst 2014 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung auszuarbeiten. Damit sollen die Milleniumsziele, die bis 2015 erreicht werden sollen, um eine ökologische Komponente erweitert werden. Deutschland ist an der Arbeitsgruppe beteiligt, die daran arbeitet.