91 Flüchtlinge in LKW in Rumänien entdeckt
27. Juni 2017Die Behörden in Rumänien teilten mit, dass die Flüchtlinge in dem Lastwagen illegal die Grenze zwischen Rumänien und Ungarn überqueren wollten. Damit hätten sie den Schengen-Raum erreicht. In dem türkischen Fahrzeug, das Automobilteile transportierte, fand die Polizei 29 Kinder zwischen zwei und 17 Jahren. Bei den Erwachsenen handele es sich um 44 Männer und 18 Frauen. Über den Gesundheitszustand der Menschen wurde nichts bekannt gegeben.
Nach Polizeiangaben erklärte der Fahrer, von den Flüchtlingen in seinem Laderaum nichts gewusst zu haben. Laut Frachtpapieren habe sich der Transporter auf dem Weg nach Norwegen befunden. Der LKW wollte den Angaben zufolge die Grenze zwischen Nadlac in Rumänien und Csanadpalota in Ungarn überqueren. Das EU-Mitglied Ungarn ist Mitglied im weitgehend grenzkontrollfreien Schengen-Raum, Rumänien ist zwar in der EU, aber beim Schengen-Abkommen nicht mit dabei.
Seit Ungarn seine Grenzen zu Serbien im Jahr 2015 mit Stacheldraht gesichert hat, ist Rumänien zu einem zentralen Durchgangsland für Menschen geworden, die auf dem Landweg nach Westeuropa fliehen wollen.
Größte Gefahr - Erstickungstod
Immer wieder versuchen Flüchtlinge in Lastwagen versteckt in die EU zu kommen. Die bekannten Fallzahlen sind zwar deutlich geringer als bei der Flucht im klapprigen Booten über das Mittelmeer, für den einzelnen ist die Reise im LKW aber kaum minder gefährlich. Eng zusammengedrängt, ohne Wasser und Nahrung in den dunklen Laderäumen von Lastwagen, verbringen die Menschen oft mehrere Tage. Immer wieder sterben dabei Migranten qualvoll, sie ersticken oder sterben an Dehydrierung.
Prozess nach Flüchtlingstragödie in Kühllaster
Das Geschehen in Rumänen ruft düstere Erinnerungen wach: Ende August 2015 waren in Österreich 71 tote Flüchtlinge in einem Lastwagen gefunden worden. Der Fall hatte weltweit für große Bestürzung gesorgt. Vergangene Woche hatte in Ungarn der Prozess gegen elf mutmaßliche Schlepper begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, für den Tod der 71 Geflüchteten verantwortlich zu sein, die in einem Kühllastwagen erstickt waren. Den vier Hauptangeklagten drohen lebenslange Haftstrafen wegen "besonders grausamen" Mordes und Menschenhandels.
Ungarn übernahm die juristische Aufarbeitung, weil die mutmaßlichen Verantwortlichen - Schlepper aus Bulgarien, Afghanistan und dem Libanon - dort verhaftet worden waren. Außerdem waren die Flüchtlinge, unter ihnen Iraker, Syrer und Afghanen, nach gerichtsmedizinischen Erkenntnissen nicht in Österreich, sondern bereits auf ungarischem Staatsgebiet gestorben.
qu/kle (afp, APE)