75.000 "Stolpersteine" erinnern an Nazi-Opfer
29. Dezember 2019In fast 2000 deutschen Städten, aber auch in mehr als 25 anderen Ländern gehören die"Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig zum Straßenbild: Messingtafeln, so groß wie ein Pflasterstein, in Straßen und Gehsteige eingelassen. Die Namen und Lebensdaten, die in eine solche Plakette eingraviert wurden, gehören zu Menschen, die an diesem Ort lebten, bevor sie zu Opfer der Nationalsozialisten wurden.
An diesem Sonntag hat Demnig im bayerischen Memmingen den 75.000. "Stolperstein" und einen weiteren verlegt. Sie erinnern an das jüdische Ehepaar Martha und Benno Rosenbaum. 1938 verwüsteten Nationalsozialisten ihre Wohnung. Drei Jahre später flohen sie nach Uruguay, um ihrer möglichen Deportation und Ermordung zu entgehen. Wiederum drei Jahre später nahm Benno, 1883 in Memmingen geboren, sich in Montevideo das Leben. Mit den beiden neuen liegen allein in Memmingen nun 115 "Stolpersteine".
Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) bezeichnete das Erinnern als notwendig für die wehrhafte Demokratie. "Erinnern schafft Zukunft", sagte er bei der Verlegung der "Stolpersteine" in Memmingen: "Ganz gleich, welche Form der Erinnerung wir wählen: Erst durch den Namen und Informationen über das Leben werden sie auch Vorübergehenden ins Bewusstsein kommen. Und mit ihren Namen auch das größte Unrecht, das unter deutschem Namen jemals geschehen ist", so Spaenle.
"Jeder Stein ist einer zu viel"
Demnig hatte Mitte der 1990er-Jahre in Berlin die ersten "Stolpersteine" verlegt, damals glaubte er, dass es vielleicht 1000 Exemplare werden würden. Dass es inzwischen so viele sind, sei "aber letztlich kein Grund zur Freude", denn eigentlich sei jeder Stein ein Stein zu viel, sagte Demnig in einem früheren Interview mit der Nachrichtenagentur KNA.
ehl/qu (dpa, kna)