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Gambia: 69 tote Kinder durch Hustensäfte

9. Oktober 2022

Ursache des Dramas in dem westafrikanischen Land waren laut ersten Labortests zu hohe Glykol-Anteile in den Erkältungsmitteln. Diese stammten aus Indien, das als "Apotheke der Welt" nun um seinen Ruf bangen muss.

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In Gambias Hauptstadt Banjul gesammelte Husten- und Erkältungssäfte, von denen Gefahr ausgehen könnte
In Gambias Hauptstadt Banjul gesammelte Husten- und Erkältungssäfte, von denen Gefahr ausgehen könnte Bild: MILAN BERCKMANS/AFP

Die Zahl der Todesfälle bei Kindern infolge der Einnahme von verunreinigten Husten- und Erkältungssäften in Gambia ist laut dem Gesundheitsministerium auf 69 gestiegen. Am Samstag entzog Adama Barrow, der Präsident des westafrikanischen Landes, dem in Verdacht stehenden indischen Pharmahersteller Maiden Pharmaceuticals Limited die Lizenz zum Verkauf seiner Arzneimittel.

Akute Nierenschäden

Die in Gambia vertriebenen Husten- und Erkältungssäfte stehen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Verdacht, akutes Nierenversagen auszulösen. Erste Laboranalysen hätten zu hohe Mengen toxischer Substanzen ergeben. So seien in vier Hustensäften "inakzeptable" Mengen an Diethylenglykol und Ethylenglykol endeckt worden, die zu akuten Nierenschäden führen können. Diethylenglykol und Ethylenglykol werden in Frostschutzmitteln, Bremsflüssigkeiten und anderen industriellen Anwendungen verwendet, aber auch als billigere Alternative in einigen pharmazeutischen Produkten.

Gambias Staatschef Adama Barrow
Gambias Staatschef Barrow hat dem Hersteller Maiden Pharmaceuticals den Verkauf seiner Medikamente verbotenBild: MUHAMADOU BITTAYE/AFP

Bei den Toten in dem westafrikanischen Land handelt es sich um Jungen und Mädchen, die unter fünf Jahre alt waren. Die WHO untersucht nach eigenen Angaben den Vorfall in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma und indischen Behörden. Es sei nicht auszuschließen, dass die fraglichen Medikamente auch in weiteren Ländern verwendet wurden. Maiden Pharmaceuticals teilte mit, man sei über die Situation in Gambia geschockt und verwies auf Qualitätstests durch indische Gesundheitsbehörden Anfang Oktober. Endgültige Laborergebnisse stünden jedoch noch aus. 

Schon im Juli Alarm geschlagen

Mediziner in Gambia hatten bereits im Juli Alarm geschlagen, nachdem Dutzende von Kindern an Nierenproblemen erkrankt waren. Die Fälle irritierten die Mediziner, bis sich ein Muster herauskristallisierte: Dutzende von Patienten, die jünger als fünf Jahre waren, erkrankten drei bis fünf Tage nach der Einnahme eines Paracetamol-Sirups.

Ein Mitarbeiter des gambischen Roten Kreuzes überprüft Säcke mit sichergestellten Arzneimitteln
Ein Mitarbeiter des gambischen Roten Kreuzes überprüft Säcke mit sichergestellten ArzneimittelnBild: MILAN BERCKMANS/AFP

Der Fall ist ein heftiger Schlag für Indiens Image als "Apotheke der Welt", die kostengünstige Medikamente in alle Kontinente, insbesondere nach Afrika, liefert. Anil Vij, Gesundheitsminister des Bundesstaates Haryana, in dem Maiden seine Fabriken hat, warnte vor "strikten Maßnahmen, falls nach den Tests irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte".

sti/se (afp, dpa, kna)