68. Berlinale: Ehrenbär für Willem Dafoe
Er ist einer wandlungsfähigsten Darsteller des US-Kinos: Willem Dafoe. Für sein Lebenswerk hat der 1955 in Appleton/Wisconsin geborene Schauspieler jetzt den Goldenen Ehrenbären der Berlinale bekommen.
Wandlungsfähig: Willem Dafoe
2007 war Dafoe Mitglied der Berlinale-Jury, auch darüber hinaus war der US-Amerikaner schon öfters Gast des Festivals. Das ist kein Zufall, spielt Dafoe doch nicht selten Rollen in Filmen wagemutiger US-Regisseure - Werke, die von der Berlinale gern eingeladen werden. Dafoe ist kein Darsteller des Blockbuster-Kinos aus Hollywood, obwohl er auch dort schon Rollen übernommen hat.
Kassenflop zu Karrierebeginn
Sein Debüt vor den Kameras gab Dafoe in einem der größten Flops der Filmgeschichte: dem Monumentalwestern "Heaven's Gate" (1980). Geschadet hat ihm das nicht. 1985 spielte er in dem Polizeithriller "To Live and Die in L.A." (Bild) einen windigen Geldfälscher. Der Film von William Friedkin ist das älteste von zehn Werken, die jetzt zu Ehren des Darstellers bei der Berlinale gezeigt werden.
Oscar-Nominierung für "Platoon"
Ein Jahr später sollte Dafoes Karriere durchstarten. In Oliver Stones kritischem Vietnam-Film "Platoon" spielt er einen US-Soldaten, der schon mehrere Jahre in dem südostasiatischen Land im Einsatz ist. Der Auftritt Dafoes in dem Kriegsfilm geriet so überzeugend, dass die Oscar-Akademie in Los Angeles den Mimen für einen Oscar nominierte. Zwei weitere sollten im Laufe seiner Karriere folgen.
Heilsbringer in "The Last Temptation of Christ"
Zwei Jahre später überraschte Dafoe Fans und Publikum mit einer außergewöhnlichen Rolle. Der Darsteller, der schon einige Schurken auf der Leinwand mit Leben erfüllt hatte, trat als Jesus Christus auf. In Martin Scorseses "The Last Temptation of Christ" zeigt Dafoe in der Titelrolle, dass er auch eine solche historische Figur überzeugend spielen kann.
Rassismus-Drama "Mississippi Burning"
Ebenfalls 1988 drehte Dafoe mit dem britischen Regisseur Alan Parker in den USA den Film "Mississippi Burning". Dafoe kämpft darin als junger FBI-Agent gegen Rassismus und den Ku-Klux-Klan. Ein Film, der angesichts der anhaltenden Diskussionen um Rassismus und Chancengleichheit in der Ära Trump noch von großer Aktualität ist.
Dafoe spielt einen "deutschen" Vampir
In den 1990er Jahren verließ den Schauspieler phasenweise das Glück bei seiner Rollenauswahl. Dafoe wurde in dieser Zeit auch zweimal für den Anti-Oscar "Goldene Himbeere" nominiert. Doch die Krise währte nicht lange. Im Jahr 2000 brillierte Dafoe als deutscher Stummfilm-Schauspieler Max Schreck ("Nosferatu") im Film "Shadow of the Vampire". Dafür erhielt Dafoe seine zweite Oscar-Nominierung.
Fleißig: Dafoe dreht bis zu drei Filme pro Jahr
Auch in den folgenden Jahren drehte Dafoe jeweils zwei bis drei Filme pro Jahr, arbeitete mit wichtigen amerikanischen und europäischen Regisseuren zusammen. "Taxi Driver"-Autor Paul Schrader setzte Dafoe 2002 in seinem Film "Autofocus" ein. Der Darsteller überzeugt in der Rolle eines charismatischen Verführers - eine Studie über Sexsucht und Hedonismus.
Dafoe kann auch lustig
Zu Beginn des neuen Jahrtausends war Dafoe auch in einer erfolgreichen Blockbuster-Serie zu sehen: Er mimte in den Spider-Man-Filmen den Bösewicht. Gleichzeitig zeigte er in Wes Andersons "Die Tiefseetaucher" eine weitere Facette seines Könnens. Willem Dafoe steht auch in dieser hintergründig-verspielten Komödie seinen Mann.
Nach Christus nun Antichrist
Dafoe, der auch in Europa einen ausgezeichneten Ruf hat, war im Jahr 2009 einer der beiden Hauptdarsteller in Lars von Triers Skandalfilm "Antichrist". Der Psychothriller erschreckt mit zahlreichen Gewalt- und Sexszenen und sorgte für heftige Diskussionen. Unumstritten: die Leistungen der Schauspieler Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe.
Galavorstellung mit "The Hunter"
Viel gelobt wurde Willem Dafoe zwei Jahre später nach seinem Auftritt als einsamer Jäger in dem Thriller "The Hunter". Der Film ging im deutschen Kinoalltag ein wenig unter - vielleicht auch deshalb hat die Berlinale "The Hunter" ausgewählt und zeigt ihn nun anlässlich der feierlichen Verleihung des Ehrenbären an Dafoe.
Dafoe spielt einen Regisseur
Einen großen Filmemacher spielte Willem Dafoe im Jahre 2014: den Italiener Pier Paolo Pasolini. In der Filmbiografie von Regisseur Abel Ferrara verblüfft Willem Dafoe mit seiner sensiblen, zurückgenommenen Darstellung des großen Regisseurs, Dichters und Intellektuellen, der 1975 am Strand von Ostia ermordet wurde.