60 Jahre Bundesrepublik Deutschland
22. Mai 2009Es ging feierlich zu im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt. 1400 Gäste aus Politik und Gesellschaft, darunter 150 Bürger, waren gekommen, um Bundespräsident Horst Köhler zu hören, der in seiner Rede die Leistungen der Deutschen würdigte. "Die Deutschen in Ost und West wollten nach 1945 fast alle ein besseres Deutschland schaffen; friedlich, demokratisch, gerecht. 40 Jahre lang mussten sie getrennte Wege gehen."
Die Bürger im Westen hätten Glück gehabt, fuhr Köhler fort. Sie seien beim Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens von den Westmächten unterstützt und ermutigt worden. Den Deutschen im Osten dagegen sei das Staats- und Gesellschaftsmodell der sowjetischen Besatzungsmacht aufgezwungen worden.
"Ein Leuchtfeuer der Freiheit"
Das Grundgesetz sei ein Leuchtfeuer der Freiheit geworden und habe den Deutschen in der DDR Hoffnung gegeben, sagte Köhler. Die Deutschen im Westen hätten sich damit für sich und für die Bürger der DDR das Versprechen gegeben, dass sie Deutschland auf der Grundlage von Freiheit und Menschenwürde wieder aufbauen wollten, dass sie eine Demokratie errichten und ihr Land in die Familie der freien Völker zurückführen wollten. "Wir Deutsche haben dieses Versprechen eingehalten", betonte Köhler.
Aus der Geschichte gelernt
In den letzten 60 Jahren seien die Deutschen zu einer offenen und weltoffenen Gesellschaft geworden, die sich überall auf der Welt Ansehen erworben habe. "Wir haben Lehren aus unserer Geschichte gezogen und werden deshalb Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit immer entgegentreten." Heute werde Deutschland wegen seiner Leistungsfähigkeit, seiner Zuverlässigkeit, seiner Hilfsbereitschaft und Friedfertigkeit geschätzt. Köhler betonte, dass Deutschland es ohne die Hilfe der Nachbarn, und vor allem der Vereinigten Staaten nie gelungen wäre, sich wieder in die Staatengemeinschaft zu integrieren. Im Rückblick auf die letzten 60 Jahre könne Deutschland stolz sein auf das Erreichte.
Zuversicht in der Krise
Die Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik hatten am Freitagmorgen (22.05.2009) mit einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom begonnen. Schöner und treffender könne man den Geist, den das Grundgesetz atme, nicht zur Geltung bringen, als durch einen Gottesdienst, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Wolfgang Huber, unterstrich, die Kirchen stünden dem demokratischen Rechtsstaat in kritischer Solidarität zur Seite. Sie stünden auch den Menschen bei, die gerade in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise politische Verantwortung trügen.
Der Staatsakt zum 60-jährigen Bestehen des Grundgesetzes fand einen Tag vor dem eigentlichen Jubiläum statt, da an diesem Tag der neue Bundespräsident gewählt wird. Horst Köhler stellt sich erneut zur Wahl. Gegen ihn tritt wie vor fünf Jahren die SPD-Kandidatin Gesine Schwan an. In Berlin wird dieser Tag außerdem mit einem großen Bürgerfest gefeiert.
Zur Feier neue Beleuchtung für das Reichstagsgebäude
Seit Freitagabend erstrahlt der Berliner Reichstag außerdem in ganz neuem Glanz. Mit einem Feuerwerk wurde die neue Fassadenbeleuchtung des Reichstagsgebäudes eingeweiht. Die aus 400 Leuchten bestehende Illumination soll den Parlamentssitz künftig jeden Abend für etwa vier Stunden in warmes, weißes Licht tauchen und Skulpturen und Fensterbögen stärker hervorheben.
Das Konzept des Hamburger Künstlers Michael Batz war in einem Wettbewerb ausgewählt worden. Initiiert wurde die neue Beleuchtung von den Stiftungen "Lebendige Stadt" und "Zukunft Berlin" sowie den Sparkassen, die auch die Installationskosten von einer Million Euro übernahmen.
Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Hajo Felten/fw