Bambi, der älteste deutsche Medienpreis
26. November 2008Der Medienpreis „Bambi“ wurde 1948 geboren. Deutschland erholte sich langsam von den Folgen des zweiten Weltkriegs, die Städte wurden enttrümmert, Kriegsgefangene und Vertriebene kehrten zurück. Mit der Währungsreform zeichnete sich das Wirtschaftswunder der 50er Jahre ab. Das Kino war eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Die Zeitschrift "Filmrevue" machte ein possierliches Porzellanreh aus der Majolika Manufaktur in Karlsruhe zum Filmpreis für die Gewinner einer Leserumfrage.
Ganz zerbrechlich
Damals war das Reh noch nicht goldig, sondern weiß und zudem völlig namenlos. Es gab auch noch keinen großen Starummel, keine Blitzlichtgewitter, nicht einmal eine Feier. Das zerbrechliche Reh wurde den Preisträgern nach Hause gebracht. Und bei dieser Gelegenheit spontan getauft von der damals vierjährigen Tochter der ersten Preisträgerin Marika Rökk.
Ganz begehrt
Mitte der 50er Jahre wurde Bambi dann erstmals öffentlich verliehen an das damalige Film-Traumpaar Maria Schell und O.W. Fischer. Der "Filmrevue"-Verleger Karl Fritz holte Stars aus aller Welt nach Karlsruhe. Bambi wurde berühmt und Ende der 50er Jahre erstmals in Bronze gegossen und vergoldet.
Die Preisverleihung wurde immer glamouröser. Ruth Leuwerik, eine der großen deutschen Kinostars, Gina Lolobrigida, Rock Hudson, oder auch Sofia Loren nahmen das goldene Reh dankend entgegen.Insgesamt neun Bambis gingen im Laufe der Jahre an Sofia Loren. Rekordpreisträger mit 12 Bambis ist der Schauspieler Heinz Rühmann. Alle wollten sie das goldene Reh haben.
Ganz oben
1964 war erstmals der Verleger Franz Burda aus Offenburg Gastgeber des Prominenten-Schaulaufens. Er hatte Zeitschrift und Filmpreis übernommen und hielt unbeabsichtigt eine amüsante Ansprache. Ella Fitzgerald sorgte mit ihrem Auftritt für einen weiteren Höhepunkt des Abends.
Der ursprünglich reine Kinopreis mauserte sich zur Film- und Fernsehauszeichnung und schließlich zum Medienpreis, der auch an Popstars, Sportlegenden oder Politiker verliehen wird.
Ganz feierlich
Der Burda Verlag entführte das goldene Reh an den neuen Konzernstandort München, das Tier sprang ganz mondän nach Monaco oder auch nach Ruhpolding, und
war 1987 schon einmal in Offenburg, der Badischen Heimatstadt von Hubert Burda. Es besuchte Berlin, Hamburg, Stuttgart und zuletzt Düsseldorf. Nun feiert das Reh seinen Sechzigsten in Offenburg. Und da gibt es eine Art Bambi-Klassentreffen: Es sind 60 Preisträger der vergangenen Jahrzehnte eingeladen.