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Was kann 5G?

8. April 2019

Glaubt man den Ankündigungen, wird die fünfte Generation des mobilen Internets unsere Welt endgültig in die Zukunft befördern. Was kann die neue Technik? Und warum haben plötzlich alle Angst vor Spionage?

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Illustration 5G Mobilfunknetz

Erinnert sich noch jemand an die Euphorie, die der schnelle Mobilfunkstandard 4G (LTE) auslöste? Wahrscheinlich nicht, denn die Einführung ab 2010 war ein langer, schleichender Prozess. Erst fehlten LTE-fähige Handys, dann haperte es an der Netzabdeckung. Apps für das mobile Streamen von Musik und Videos gab es auch noch nicht. Nach ein paar Jahren aber hatten sich alle so daran gewöhnt, Spotify, Netflix und Videochat auch auf dem Handy zu nutzen, dass die Vorgängerverbindung 3G gleichbedeutend wurde mit "kein Netz". Bei 5G wird es ähnlich sein.

5G bezeichnet einen technischen Standard, es ist aber auch ein Marketing-Schlagwort, das zum Geldausgeben animieren soll. Das ist nicht abwertend gemeint. Jede neue Technologie braucht für den Durchbruch eine kritische Masse – also Kunden, die die Investitionen in neue Geräte, Netze und Dienste rechtfertigen. Erst wenn alle mit dabei sind, kann es wirklich losgehen mit 5G und den anderen großen Schlagworten "Industrie 4.0" und "Internet der Dinge".

Hauptsache schnell?

Privatkunden, also normale Smartphone-Nutzer, werden vor allem mit dem Versprechen sagenhafter Geschwindigkeit gelockt: 5G werde 100-mal schneller sein als die Vorgängertechnik. In Zukunft reichen also die paar Sekunden völlig aus, um ganze Filme herunterzuladen. Irgendwann wird es dann auch neue, noch datenhungrigere Dienste geben, wahrscheinlich etwas mit Augmented oder Virtual Reality.

Für Firmen ist die Download-Geschwindigkeit nicht einmal das Hauptargument für 5G. Wichtiger ist ihnen, dass Geräte nur mit minimalen Verzögerungen (Latenzen) miteinander kommunizieren, etwa beim autonomen Fahren oder in der Telemedizin. Auch die Möglichkeit, eigene 5G-Firmennetze einzurichten, ist für sie interessant - entweder komplett autark auf extra dafür reservierten Frequenzen oder über die Mobilfunkanbieter, die ihnen mit einer Technik namens Slicing ihr eigenes Scheibchen vom 5G-Netz reservieren.

Firmengeheimnisse im Netz

All das ist Voraussetzung für die "Industrie 4.0" genannte Produktion der Zukunft: Roboter sausen kabellos durch Werkshallen, Maschinen kommunizieren drahtlos mit Werkstücken, und ganze Anlagen können aus der Ferne überwacht und gewartet werden. Zugriff auf das Netz bedeutet dann auch Zugriff auf Firmengeheimnisse.

In Zukunft wird wahrscheinlich jedes elektrische Gerät auch netzfähig sein. Ob die Prognose von 50 Milliarden internetfähigen Geräten im kommenden Jahr eintrifft, ist dabei nicht entscheidend. Aber im "Internet der Dinge" tummeln sich eben nicht nur Smartphones, Tablets und Computer, sondern auch Fitness-Tracker, Pulsmesser, selbstfahrende Autos, Smart-Lautsprecher, Smart-Home-Lichtschalter, Rauchmelder, Babyphones und natürlich auch Kühlschränke, die sich selbst nachfüllen.

5G schreibt also die bisherige Entwicklung nicht nur fort, sondern verstärkt sie, indem es neue Anwendungen erst möglich macht. Und je mehr Menschen, Firmen und Geräte 5G nutzen, desto mehr wird das Netz zu einer kritischen Infrastruktur, die geschützt werden muss: vor Hackern, Saboteuren und Spionen.

Andreas Becker
Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.