Gesellschaft unter der Lupe: Filmfestival Max Ophüls Preis
Homosexualität in China, Kampf um Frauenrechte in der Schweiz, Nazivergangenheit - das 43. Filmfestival Max Ophüls Preis packt brisante Themen an.
Kampf um begehrte Rohstoffe
Im Ost-Kongo gibt es den Rohstoff Coltan - nicht mehr wegzudenken aus der Herstellung von Handys oder Computern. "Coltan Fieber - Connecting People" erzählt von Yves Ndagano, einem ehemaligen Kindersoldaten und Schürfer einer Coltan-Mine, der an die Orte seiner Kindheit zurückkehrt, wo er auch zum Mörder gemacht wurde. Mit Hilfe einer Holzpuppe erzählt er und heilt zugleich seine Traumata.
Filmnachwuchs stellt sich vor
Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist seit 1980 das wichtigste Forum für den Filmnachwuchs aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. In diesem Jahr läuft der Wettbewerb mit den Spiel-, Dokumentar- oder Kurzfilmen coronabedingt teils online und teils in den Kinos. Max Ophüls (1902-1957), der Namensgeber des Festivals, war ein gefeierter Theater- und Filmregisseur aus Saarbrücken.
Tragischer Clown
Als Clown "Bip" trat der Pantomime Marcel Marceau auf. Er trug stets Ringelshirt und Hut. Weniger bekannt ist, dass dieser stille Künstler ein tragisches Schicksal erlebt hat. Sein Vater wurde in Auschwitz ermordet. Marceau selbst schmuggelte jüdische Kinder über die Grenze in die Schweiz. Die Doku "Die Kunst der Stille" erzählt seine Geschichte und blickt auf das Lebenswerk des Clowns.
Düstere Zukunft
Der Spielfilm "Everything will Change" wirft einen dystopischen Blick auf das Jahr 2054. Als Ben zufällig das Foto einer Giraffe entdeckt, beginnt er nachzuforschen, um was für ein Tier es sich handelt. Er stößt auf ein Archiv voller Tier- und Naturschönheiten, die es in seiner Zeit nicht mehr gibt. Denn der Planet hat in den 2020er Jahren die ökologische Wende nicht geschafft.
Tabuthema Homosexualität
Ebenfalls im Spielfilm-Wettbewerb läuft "Moneyboys". Im Mittelpunkt steht der junge Chinese Fei, der sich prostituiert und von seinem Zuhälter misshandelt wird. Seine Familie lebt zwar von Feis Geld, will aber von seiner Homosexualität nichts wissen. Regisseur C.B. YI hat in Wien studiert, unter anderem an der Filmakademie bei Michael Haneke und Christian Berger.
Frauen auf See
Im Wettbewerb um den besten Dokumentarfilm läuft "Stories from the Sea". Der Film porträtiert Menschen, die zur See fahren: Jessica ist auf einem Containerschiff zwischen Casablanca, Barcelona, Marseille und Haifa unterwegs. Die Witwe Amparo genießt den Glamour und die Gesellschaft auf einem Kreuzfahrtschiff, und eine Gruppe junger Menschen ist auf Segelschiffen unterwegs.
Geschichtsarbeit
Der Großvater mit Hakenkreuz am Revers - für den Film "Nestwärme" macht sich der Regisseur Eric Esser auf die Suche nach der NS-Vergangenheit seiner Familie. Der nette Opa verwandelt sich in einen Nazi, das Wühlen in der Erinnerung sorgt für Unruhe im "Nest". Ebenfalls im Dokumentarfilmwettbewerb zu sehen.
Alltagsheldinnen
"Les Nouvelles Èves" (die neuen Evas) handelt von Frauenschicksalen. 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz begleiten sechs Regisseurinnen sechs Frauen: darunter eine Seniorin, eine Professorin, eine Opernsängerin und eine Studentin. Alle sechs Porträts handeln vom schwierigen Kampf gegen Genderungleichheiten und Rollenzuschreibungen.
Selbstzweifel
"Return" heißt ein Kurzfilm im Wettbewerb, der in Damaskus im Jahr 2013 spielt. Darin kehrt der syrische Soldat Husam zu seiner Familie zurück. Dort will niemand etwas von seinen Zweifeln wissen, davon, dass die Menschen, für die er kämpft, korrupt und kriminell sind. Er will nicht der Held sein, den seine Mutter in ihm sieht.
Fluchtgeschichte
"Neverinland" ist ein Kurzfilm über vier Geflüchtete, die in ihrer Unterkunft ausharren, bis sie ihren Asylbescheid erhalten. Als einer von ihnen zu einer Kostümparty eingeladen wird, verkleiden sie sich so, wie sie sich selbst gerne sehen würden. Das Filmfestival Max Ophüls Preis läuft vom 16.-26. Januar 2022 in Saarbrücken.