Neue Vertreibungen besonders im Jemen
11. Mai 2016Eine noch nie dagewesene Zahl sogenannter "Binnenflüchtlinge" haben Hilfsorganisationen in einer neuen Studie beklagt: Durch Kriege und Gewalt seien jetzt insgesamt 40,8 Millionen Menschen innerhalb ihrer eigenen Länder entwurzelt, berichteten das Beobachtungszentrum für Binnenvertriebene (IDMC) in Genf und der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC). Demnach war 2015 das vierte Jahr in Folge mit jeweils neuen Rekorddaten.
Arabische Revolten und der IS
Die Zahl der nun mehr als 40 Millionen sei in Folge des Arabischen Frühlings 2011 und des Aufstiegs der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in die Höhe geschnellt, sagte Generalsekretär Jan Egeland vom NRC, der als Ko-Autor mitwirkte. Es gebe jetzt bereits doppelt so viele Binnenflüchtlinge wie Flüchtlinge, die im Ausland Schutz und Asyl suchten.
Global gebe es 2015 etwa 8,6 Millionen neue Fälle von Binnenvertriebenen, im Schnitt 24.000 pro Tag, analysierte das IDMC (Internal Displacement Monitoring Centre). Die Hälfte davon stamme aus dem Nahen Osten, die meisten mit 2,2 Millionen seien innerhalb des Jemen auf der Flucht. Dort eskalierten immer wieder die Schlachten zwischen Huthi-Rebellen und der von Saudi-Arabien durch Luftangriffe unterstützten Regierung.
Große Vertreibungen werden auch aus Syrien und dem Irak gemeldet, neben Afghanistan, der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria, dem Südsudan, Kolumbien und der Ukraine. "Während sich die Aufmerksamkeit der Welt auf den Flüchtlingsstrom aus der Region heraus gerichtet hat, wurden Millionen innerhalb der Länder des Nahen Ostens verdrängt", beklagte der Nahost-Leiter des NRC, Casten Hansen.
Der IS und Naturkatastrophen
Als aktuelle Hauptursache der Fluchtbewegungen nennen die Experten die marodierenden Legionäre des IS und ihr Terror-Kalifat in Teilen Iraks und Syriens. Zugleich schätzen IDMC und NRC die Zahl der Menschen, die 2015 vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Dürren flüchteten, auf mehr als 19 Millionen. Betroffen seien vor allem Indien, China und Nepal.
SC/wl (afp, epd, rtr, dpa)