Gashändler Uniper schreibt gigantische Verluste
3. November 2022Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper hat in den ersten neun Monaten einen Rekordverlust von rund 40 Milliarden Euro eingefahren - einer der größten jemals ausgewiesenen Nettoverluste eines börsennotierten Unternehmens weltweit. Darin enthalten seien Kosten für Gas-Ersatzmengen von zehn Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Daneben haben erwartete künftige Verluste aus Bewertungseffekten in Höhe von 31 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Uniper hatte bereits in der vergangenen Woche einige vorläufige Zahlen vorgelegt und vor weiteren Belastungen in zweistelliger Milliardenhöhe gewarnt. Der Konzern muss wegen des russischen Gas-Lieferstopps am Markt teuren Ersatz beschaffen.
Betteln um den Staatseinstieg
"Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, kauft Uniper seit einiger Zeit Gasmengen zu deutlich höheren Preisen ein und hat dadurch bekanntlich erhebliche Verluste angehäuft, denn die Gasersatzbeschaffungskosten werden nicht auf die Verbraucher umgelegt", sagte Finanzchefin Tiina Tuomela. "Dass dies massive Spuren in unserem Finanzergebnis hinterlässt, hat sich schon in den Halbjahreszahlen abgezeichnet." Die Umsetzung des Stabilisierungspakets habe höchste Priorität. Die staatliche KFW Bank hat dem Konzern nach eigenen Angaben Kreditlinien in Höhe von 18 Milliarden Euro eingeräumt. Bis Ende Oktober seien rund 14 Milliarden Euro davon genutzt worden.
Laut Berechnungen der Analysten vom Bankhaus Metzler entsprechen die gebildeten Rückstellungen einem durchschnittlichen täglichen Verlust von 60 Millionen Euro in den nächsten anderthalb Jahren, also bis zum Ende der Heizperiode des Winters 2023/2024. Im August lagen die Verluste zwischenzeitlich bei mehr als 100 Millionen Euro am Tag. Die gebildeten Rückstellungen für zukünftige Verluste unterliegen den Angaben des Unternehmens zufolge der Annahme, dass kein weiteres Gas aus Russland kommt. Außerdem wurde ein bestimmter Preis für die Ersatzbeschaffung angelegt, den Uniper aber nicht nannte. Auch eine Gasumlage oder ein ähnliches staatlich eingeführtes Instrument wird nicht angenommen. Sollte der Konzern einen Teil seiner Verluste weitergeben können, könnten sich die Verluste reduzieren.
Wegen der Liquiditätsprobleme hatten sich der Konzern, die deutsche Regierung, und Unipers bisheriger Mehrheitsaktionär Fortum aus Finnland vor einem Monat auf eine Verstaatlichung von Uniper verständigt. Dabei ist unter anderem eine Kapitalerhöhung sowie der Erwerb der Uniper-Anteile von Fortum vorgesehen. Anschließend soll der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen. Die Abstimmung mit der Bundesregierung für das Stabilisierungspaket sei in der finalen Phase, hieß es nun. Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in der zweiten Dezember-Hälfte zustimmen.
hb/tko (rtr,dpa)