Metallica feiern 40 Jahre Bandgeschichte
28. Oktober 2021Die Rockwelt dankt es dem gebürtigen Dänen Lars Ulrich bis heute, dass er sich 1981 im Alter von 16 Jahren eine Zeitungsanzeige geleistet hat, in der es hieß: "Schlagzeuger sucht andere Metal-Musiker zum Jammen. Einflüsse: Tygers of Pan Tang, Diamond Head, Iron Maiden."
Ein gewisser James Hetfield aus Kalifornien lädt Ulrich zum Vorspielen ein und ist nicht überzeugt: "Leider war er nicht der Richtige für uns, also hauten wir ab und ließen ihn auf der Rechnung für den Proberaum sitzen," erzählt Hetfield Jahre später der Musikzeitschrift "Rolling Stone".
Doch Lars Ulrich gibt nicht auf. Er schafft es, einen Platz auf einem Metal-Sampler ("Metal Massacre") zu ergattern und ködert Hetfield damit. Am 28. Oktober 1981 wird Metallica gegründet. Ihr erster gemeinsamer Song "Hit the Light" - ein unfassbar schnelles Geballer - landet tatsächlich auf dem Sampler.
Pioniere des Thrash-Metal
Die Anfänge sind holprig; erst nach mehreren personellen Wechseln steht die Truppe. Als Ulrich, Hetfield und Gitarrist Dave Mustaine schließlich den Bassisten Cliff Burton kennenlernen, wollen sie ihn so unbedingt in der Band haben, dass sie einwilligen, allesamt zu Burton nach San Francisco zu ziehen.
Man kennt diese Bands aus England, Iron Maiden, Venom oder Motörhead, die unter "New Wave of British Heavy Metal" laufen. Das ist schon hart und schnell. Die Jungs aus den USA aber wollen mehr. Mit dem Sound ihrer britischen Idole im Kopf entfesseln Bands wie Metallica, Anthrax, Exodus oder Slayer eine brutale Musik - schneller, energetischer und aggressiver als die Musik aus England. Mit diesem "Thrash Metal" versetzen sie dem, was in den frühen 80ern "Hardrock" genannt wird, einen kräftigen Faustschlag - "to thrash" heißt auf deutsch "dreschen".
Der Weg in den Rock-Olymp
Und so dreschen sich die vier durch die Musikszene der US-amerikanischen Westküste und werden zum Underground-Geheimtipp. 1983 kommt das erste Album "Kill 'em All" raus, weitere folgen. Gitarrist Dave Mustaine muss wegen seines Alkoholkonsums die Band verlassen - wobei seine Kollegen auch nicht gerade zurückhaltend sind. Zeitweise trägt die Band den Spitznamen "Alcoholica".
1986 erscheint "Master of Puppets" - und Metallica landet im Rock-Olymp. Mit der Platte im Gepäck gehen sie auf Europa-Tour. Der Bus der Band verunglückt, der Unfall kost Cliff Burton das Leben. Bis heute gedenken Metallica bei ihren Konzerten ihrem alten Bassisten.
Trotz des Verlustes geht es weiter mit der Band. Der Song "One" erscheint 1990. Das mehr als sieben Minuten lange Stück wird erstmals mit einem Video versehen und kommt in die MTV-Rotation. Es gibt einen ersten Grammy für die "beste Metal Performance". 1991 erscheint das Album "Metallica", wegen seines Covers auch "The Black Album" genannt. Darauf unter anderem die Songs "Enter Sandman" und "Nothing Else Matters" - beides Top Ten-Hits.
Zwischen Metal und Mainstream
Produzent Bob Rock hat für die Aufnahmen die komplette Band verrückt gemacht. Ein Jahr lang sind sie im Studio, was bei dreien der Musiker schließlich zur Ehescheidung führt. Die Band wird für all die Strapazen belohnt: "Metallica" erobert die Charts in zehn Ländern, darunter auch in den USA. Die Platte schafft den Spagat zwischen Mainstream und Metal. Die Musik ist immer noch schwer verdaulich, schnell und technisch versiert, aber sie ist auch hymnischer, grooviger und manchmal sogar weicher. So kommt es, dass mit "Nothing Else Matters" erstmals eine Metal-Hymne im Mainstream-Radio läuft.
Einer der besten Songs aller Zeiten
30 Jahre später verdrückt James Hetfield ein Tränchen, als Elton John sagt, "Nothing Else Matters" sei einer der besten Songs, die jemals geschrieben wurden. Wenn ein Mann wie Elton John, ein britischer Superstar, ein Pop-Gott, ein Sir, von der Queen zum Ritter geschlagen - wenn solch ein Mann einen Rocksong so toll findet, dass er ihn covert, ist das schon eine große Ehre. Da kann auch der Chef der härtesten Rockband der Welt mal feuchte Augen bekommen.
Klar, dass dieses Cover mit dem US-Star Miley Cyrus, Elton John, Metallica-Bassmann Robert Trujillo und Red Hot Chili Peppers-Drummer Chad Smith unbedingt auf die Jubiläums-Ausgabe des 1991er "Black Album" gehört.
The Metallica Blacklist
Metallica haben sich nämlich zum Geburtstag ein Album geschenkt, auf dem sie eine bunte Mischung verschiedenster Bands, Musiker und Musikerinnen aus ebenso verschiedenen Genres die Songs ihres legendären "Black Album" spielen lassen - das Ganze nennt sich "The Metallica Blacklist". In einem Case mit vier CDs befinden sich 53 Versionen der Songs, die dem Original 1991 mehr als 30 Millionen Plattenverkäufe beschert haben. Neben Elton John und Miley Cyrus bringen Depeche Mode-Sänger Dave Gahan und der Pianist Igor Levit zwei der insgesamt zwölf "Nothing Else Matters" - Versionen.
Neben Weezer versuchen sich unter anderem der Latino-Barde Juanes oder auch Pop- und R&B-Sängerin Alessia Cara an "Enter Sandman". Als eine sehr lustige Mischung aus mexikanischem Hip Hop, Dancehall und Rock kommt eine Version von "Sad But True" daher, das australische Punktrio "The Chats" hat sich artgerecht "Holier Than You" vorgenommen. Kamasi Washington verjazzt "My Friend Of Misery" - und Volbeat und Portugal. The Man spielen "Don't Tread On Me".
Die Sammlung ist sicher nicht in einem durchzuhören, aber immerhin verkürzt sie die Zeit zum nächsten echten Metallica-Album. Das dürfte auch kommen - das letzte Werk "Hardwired... To Self-Destruct" ist fünf Jahre her.
Mittlerweile gibt die Band nach dem Corona-bedingten Stillstand wieder erste Konzerte. Auch Großes ist geplant - zum Beispiel ein Auftritt am Hockenheimring in Deutschland im Juni 2022. Gitarrist Kirk Hammett hat jedenfalls schon klargemacht, dass Stillstand keine Option mehr ist: "Ich sehe keine Anzeichen, warum wir einen Gang runterschalten sollten."