40 Jahre Centre Pompidou
Es ist eine Kulturmaschine. Das Centre Pompidou hat das Stadtzentrum von Paris verändert. Anfangs wurde es abgelehnt, heute ist es neben dem Eiffelturm eine der Hauptattraktionen mit jährlich drei Millionen Besuchern.
Die neue Mitte von Paris
Das 4. Arrondissement liegt mitten im Zentrum von Paris. Es war schon immer ein Knotenpunkt. Die alten Markthallen sorgten seit dem 19. Jahrhundert für die Verpflegung der Pariser. In den 1970er Jahren wurden sie abgerissen, genauso wie viele Wohnhäuser des Viertels Beaubourg. An ihrer Stelle entstanden die Shopping Mall "Les Halles" und das Centre Pompidou (hinten im Bild).
Georges Pompidou
Nur wenige Monate nach der Wahl zum Staatspräsidenten 1969 ordnet Georges Pompidou (Bild) den Bau eines Kulturzentrums an. Einzigartig auf der Welt soll es sein und alle Künste unter einem Dach vereinen. So will Pompidou Schwellenängste abbauen. Wer einmal drin ist, kann sich neben Literatur auch noch Kunst und Kino widmen.
Revolutionärer Entwurf
Pompidou veranstaltet zum ersten Mal in Frankreich eine internationale Ausschreibung: Jurymitglied ist u.a. Oscar Niemeyer. 681 Projekte werden eingereicht. Der Brite Richard Rogers und der Italiener Renzo Piano (Bild) fallen mit ihrem Vorschlag auf. Ihr Centre Pompidou soll kein Tempel der Hochkultur, sondern ein Gebäude für alle sein. Diese demokratische Idee soll das gesamte Gebäude prägen.
Bauphase
Sieben Jahre dauerte die Bauzeit: 1970-1977. Mitten in der Stadt gab es eine 18.000 Quadratmeter große unbebaute Fläche, denn ein Großteil des baufälligen Stadtviertels Beaubourg war bereits in den 1960ern abgerissen worden. Das Centre Pompidou entstand auf einem ehemaligen Parkplatz.
Stahl und Glas
Das Funktionale wird nicht versteckt, sondern betont, indem die Rohre sogar noch bunt angemalt wurden. Die Architektur basiert auf einer einfachen Idee: Ein Metallrahmen, sichtbar innen und außen, hält die Konstruktion. Die Fassade wird zusätzlich durch Querstreben verstärkt. So konnten die Architekten die Zwischenräume mit Glaswänden füllen. Jede der sechs Etagen hat viele Fenster und Ausblicke.
Bauen ohne Beton
Die ungewöhnliche Architektur mit ihren Rohren und Stangen sorgte anfangs für Ärger. Die Franzosen fanden das Centre Pompidou hässlich und nannten es "Notre Dame der Rohre" oder "Ölraffinerie". Jede Etage hat eine Aussichtsplattform und verfügt über einen großartigen Ausblick auf die Stadt. Markant sind aber vor allem die dicken, bunten Rohre, die eher an ein Kraftwerk als an ein Museum erinnern.
Rolltreppe mit Aussicht
Selten macht eine Fahrt mit einer Rolltreppe mehr Spaß als im Centre Pompidou. Sie führt außen an der Fassade entlang und verbindet die fünf Etagen. Der Clou: Im Innenraum geht kein Raum verloren und die transparente Rolltreppe ermöglicht einen tollen Blick auf die Stadt. Oben angekommen liegt dem Besucher Paris zu Füßen.
Lebendiger Platz
Den Architekten Piano und Rogers war der Vorplatz genauso wichtig wie der Innenraum. Er soll ein urbaner, aber fußgängerfreundlicher Ort sein, der Platz für Straßenkunst und Flaneure schafft. Hier stellt sich die Stadt selber aus. Auch das gehört zum demokratischen Ansatz: Jeder darf sich selbst verwirklichen.
Sammlung zeitgenössischer Kunst
Georges Pompidou wollte der Kunstmetropole New York das Wasser abgraben. Deshalb ließ er im Centre Pompidou dauerhaft auch ein Museum für Moderne Kunst unterbringen. Für Konservatoren war es eine unlösbare Aufgabe, Kunst in Räumen ohne Wände und mit viel Tageslicht zu präsentieren. Deshalb musste ein Museum im Museum gebaut werden - mit Gängen und geschlossenen Räumen.
Bildung für alle
Die Idee war es, Kultur möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Auf 15.000 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen, befindet sich eine Präsenzbibliothek, die täglich von bis zu 4.000 Besuchern genutzt wird. Alle Bücher sind einsehbar, es gibt keine Archive. 2.200 Personen können sich dort gleichzeitig aufhalten und lesen, recherchieren oder Sprachen lernen.
Kino und Photographie
Über drei Millionen Besucher kommen jährlich, das Centre Pompidou ist damit eine der meist besuchten Sehenswürdigkeit von Paris. Als eines der ersten Kulturzentren in Europa hat es seit 40 Jahren bis 22 Uhr geöffnet. Im Untergeschoss befinden sich neben zwei Kinosälen auch die Fotogalerie, die rund 100.000 Abzüge verwaltet.
Zweites Centre Pompidou in Frankreich
2010 eröffnet das Centre Pompidou eine Zweigstelle in Metz. Architekt ist der Japaner Shigeru Ban. Die meisten Kunstwerke kommen aus dem Mutterhaus in Paris. Picasso, Matisse oder Miró sind nun auch in der 120.000 Einwohner-Stadt in Lothringen zu sehen. Nach der Demokratisierung der Kultur soll es nun auch eine Dezentralisierung von Kultur geben.
Außenstelle in Spanien
Das Centre Pompidou Málaga ist in einem Gebäude untergebracht, über dem sich ein vom französischen Konzeptkünstler Daniel Buren gestalteter, bunter Glaswürfel erhebt. Früher war hier ein Einkaufszentrum beheimatet. Als dieses pleite ging, suchte man nach neuen Nutzungsmöglichkeiten und kam mit dem Centre Pompidou ins Geschäft. Der Vertrag läuft vorerst nur bis 2020, kann aber verlängert werden.