Moskau schickt 300 Militärberater nach Bangui
23. Dezember 2020Vor den für Sonntag geplanten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Zentralafrikanischen Republik hat Russland nach eigenen Angaben 300 zusätzliche Militärausbilder in das Land entsandt. Auf eine entsprechende Anfrage der Regierung in Bangui habe man "sofort reagiert", teilte das Außenministerium in Moskau mit. Die Opposition und bewaffnete Gruppen versuchten mit Unterstützung von externen Kräften, die Lage zu destabilisieren. Neben Russland hat auch Ruanda Militärangehörige entsandt.
Die russischen Ausbilder sollen demnach das "militärische Personal der nationalen Armee" der Zentralafrikanischen Republik trainieren. Grundlage sei ein bestehendes Kooperationsabkommen. Man habe den Ausschuss des UN-Sicherheitsrates über die Entsendung informiert, hieß es in Moskau. "Wir rufen alle konstruktiven politischen Kräfte in der Zentralafrikanischen Republik zum Dialog und zur friedlichen Lösung von Streitfragen im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die allgemeinen Wahlen auf", hieß es in der Mitteilung des Moskauer Ministeriums. Am Montag hatte Russland noch Angaben der Regierung in Bangui bestritten, wonach hunderte russische Soldaten in die Zentralafrikanische Republik verlegt worden seien.
Die Entsendung der russischen Militärs folgt auf eine verbale Attacke der Regierung in Bangui gegen Ex-Staatschef François Bozizé. Ihm wird vorgeworfen, im Vorfeld der Wahlen am Sonntag gemeinsam mit Rebellen einen Putsch zu planen. Bozizé weist diese Anschuldigung zurück.
Rebellenvorstoß auf Stadt Bambari
Nach Angaben von Vertretern der Regierung und der Vereinten Nationen gelang es einer Rebellengruppe, die wichtige Stadt Bambari zu besetzen. Bürgermeister Abel Matchipata sagte einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP, die viertgrößte Stadt des Landes sei unter Kontrolle bewaffneter Gruppen. "Gewalt gegenüber Einwohnern wurde nicht ausgeübt." Nach Angaben der Vereinten Nationen hatte es zuvor ein zweistündiges Feuergefecht mit Blauhelmsoldaten und Soldaten der Armee gegeben. Die Rebellengruppen werfen Präsident Faustin Archange Touadéra vor, die Wahlen manipulieren zu wollen.
Der christliche Präsident Bozizé war 2013 von der überwiegend muslimischen Rebellengruppe der Séléka gestürzt worden. Bei den folgenden Kämpfen zwischen Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit wurden Tausende Menschen getötet. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks flohen rund 1,3 Millionen Zentralafrikaner vor den Kämpfen. Bewaffnete Gruppen kontrollieren zwei Drittel des Landes. Das rohstoffreiche, aber sehr arme Land ist seit Jahren von Konflikten und Umstürzen gebeutelt.
Bozizé kehrte vor einem Jahr aus dem Exil zurück. Er wollte bei der Wahl am Sonntag gegen Touadéra antreten und galt als dessen Hauptkonkurrent. Das Verfassungsgericht untersagte aber seine Kandidatur. Bozizé - der 2003 durch einen Putsch an die Macht kam - steht unter UN-Sanktionen unter anderem wegen der mutmaßlichen Unterstützung von Milizen.
kle/ehl (afp, ape, dpa, DW)