25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda: Verarbeitung in der Kunst
In nur 100 Tagen wurden im April 1994 in Ruanda bis zu eine Million Menschen getötet - und die Welt schaute zu. Auch 25 Jahre nach dem Völkermord sitzt das Trauma tief. Die Kunst will erinnern - und nach vorne blicken.
Black Earth Rising
In der britischen Netflix-Serie wühlt Kate in den Wirren ihrer Vergangenheit. Sie will diejenigen hinter Gitter bringen, die für den Völkermord in ihrem Heimatland verantwortlich sind - doch damit begibt sie sich in große Gefahr. Eine dramatische Aufarbeitung des Genozids - und seiner Nachwirkungen bis heute, untermalt von Leonard Cohens düsterem Titel "You want it darker" als Soundtrack.
Hotel Ruanda
Paul Rusesabagina leitete 1994 das Hôtel des Mille Collines in Kigali. Während des Genozids bot er dort mehr als 1200 Menschen Schutz und bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. 2004 wurde die Geschichte in "Hotel Ruanda" verfilmt. Das verstörende Drama war nicht nur für drei Oscars nominiert, sondern rief auch einer breiten Öffentlichkeit die Gräueltaten des Völkermordes wieder ins Gedächtnis.
Handschlag mit dem Teufel
Roméo Dallaire (Bild) war Kommandeur der UN-Mission in Ruanda vor und während des Genozids. In seinem Buch "Handschlag mit dem Teufel" gibt er der internationalen Gemeinschaft eine Mitschuld an der Katastrophe von 1994. Unerlässlich forderte der Kanadier ein Eingreifen, um das Morden zu stoppen. Doch seine Hilferufe und die der Ruander wurden nicht erhört. 2007 wurde sein Buch verfilmt.
Hate Radio
Das Radio wurde von den Génocidaires, die den Völkermord in Ruanda verübt haben, gezielt als Propagandainstrument benutzt, um ihre Hass-Botschaften im ganzen Land zu verbreiten. Der Sender RTLM bezeichnete die Tutsi und die gemäßigten Hutu als "Kakerlaken". Erschreckend authentisch inszeniert der Schweizer Milo Rau in seinem Theaterstück "Hate Radio" einen Tag im Studio des berüchtigten Senders.
"Wir möchten Ihnen mitteilen, dass wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden"
Auch die Kirche trägt Mitschuld am Völkermord in Ruanda. Diesen dramatisch-förmlichen Satz aus dem Brief eines Tutsi-Pastors an einen Kirchenobersten, der mit den Génocidaires kollaborierte, wählte US-Journalist Phillip Gourevitch als Titel für sein Buch. In Ruanda sammelte er Berichte von Überlebenden. Durch sie versucht er, die psychologischen Nachwirkungen des Völkermordes zu verstehen.
Shooting Dogs
Wie schnell aus einer vermeintlich heilen Welt die Hölle auf Erden wurde, zeigt "Shooting Dogs". Auf einem Schulgelände in Kigali suchen Hunderte Schutz vor den mordenden Milizen, die direkt vor den Toren warten. Die UN-Blauhelme können sie zunächst schützen. Doch dann werden Amerikaner und Europäer evakuiert. Die Ruander bleiben zurück - und das Töten beginnt.
Aschenblüte
"Ich wurde gerettet, damit ich erzählen kann", heißt es im Untertitel von Immaculée Ilibagizas Buch "Aschenblüte". Drei Monate lang versteckte sie sich im Haus eines Pfarrers. Als sie ihr Versteck verlässt, ist fast ihre gesamte Familie tot. Sie selbst ist überzeugt, dass ihr Glaube ihr das Leben gerettet hat. Eine bewegende Geschichte über Mord, Trauma und Vergebung.
Rwandan Records
Auch 25 Jahre nach dem Völkermord bleibt Ruanda untrennbar mit dem dunkelsten Kapitel seiner Geschichte verbunden. Doch viele Ruander wollen auch nach vorne blicken - so auch der Rapper Eric1key und das Projekt "Rwandan Records". Ihr Ziel: Erinnern aber "keine Opferperspektiven, sondern selbstbewusste Menschen" zu Wort kommen lassen. Nach Shows in Berlin sollen auch Auftritte in Ruanda folgen.