25 Jahre Forschung in der Arktis
Seit einem Vierteljahrhundert erforschen Wissenschaftler der deutschen Koldewey-Station die Auswirkungen des Klimawandels auf die Arktis. Sie sind Zeugen einer unberührten Natur - aber auch beängstigender Entwicklungen.
Forschung im Nirgendwo
Eine Ansammlung bunter Häuser auf Spitzbergen, einer norwegischen Inselgruppe mitten im Arktischen Ozean, ist die Heimat einiger ausgewählter Forscher, Wissenschaftler und Techniker. Im Sommer leben hier in Ny-Alesund rund 200 Menschen aus elf verschiedenen Ländern, im Winter schrumpft die Population auf 30. Der kleine Ort gilt als das wichtigste internationale Zentrum für Arktis-Forschung.
Die Anfänge im "Blauen Haus"
Seit dem 10. August 1991 ist ein kleines blaues Haus mit rotem Dach Teil der internationalen Siedlung an der Arktis. Deutsche Meeresbiologen und Klimaforscher vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) gründeten hier die erste nicht-norwegische Forschungsbasis: die Koldewey-Station.
Pioniere der Arktis-Forschung
Benannt ist die deutsche Station nach Carl Koldewey, der 1868 die erste deutsche Expedition in die Arktis leitete - und bedeutende Erkenntnisse mit nach Hause brachte. Seinem Vorbild wollen die fünf Mitarbeiter im "Blauen Haus" folgen. 2003 schlossen sie sich mit französischen Wissenschaftlern zusammen. Die gemeinsame Forschungsbasis nennt sich inzwischen AWIPEV.
Alltag unter Ausnahmebedingungen
Bei ihrer Arbeit müssen sich die Forscher den harschen Bedingungen der Arktis anpassen. Nur 1200 Kilometer südlich des Nordpols liegt bis Ende Mai Schnee, die Temperaturen sind selbst im Hochsommer eisig. Aufwärmen kann sich die internationale Einwohnerschaft im historischen Mellageret Kafe - einem Café an einem alten Bahngleis.
Breites Forschungsspektrum
Als sie ihre Arbeit vor 25 Jahren begannen, erforschten die deutschen Wissenschaftler des AWI zunächst die Ozonschicht der Arktis. Kurze Zeit später hatte sich die Station etabliert, und sie konnten auch mit chemischen, biologischen und geophysikalischen Messungen beginnen ...
Zeichen des Klimawandels
... um immer genauer beobachten zu können, welche Auswirkungen der Klimawandel auf das Leben in der Arktis hat - zum Beispiel durch die Versauerung der Ozeane. Aus der Atmosphäre gelangt mehr und mehr Kohlenstoffdioxid in den Arktischen Ozean und lässt den pH-Wert steigen. Dadurch können sich Algen nicht mehr voll entwickeln, und Fische sowie andere Meerestiere verlieren ihre Lebensgrundlage.
Das Eis schmilzt auf Spitzbergen
Die Forscher beobachten darüber hinaus einen massiven Rückgang der Gletscher und des Meereises auf Spitzbergen. Inzwischen wissen sie: Der Klimawandel betrifft die Arktis fast zwei Mal so stark wie den Rest der Welt.
Flora und Fauna im Wandel
Das führt auch dazu, dass immer mehr Tiere und Pflanzen aus südlicheren Regionen in die Gewässer um Ny-Alesund einwandern und die einheimischen Spezies verdrängen. Einige Arten scheinen sich im arktischen Eis um Spitzbergen allerdings noch sehr wohl zu fühlen.
Regen im Schnee
Ein weiteres Signal des Klimawandels können die Forscher vor allem im Winter beobachten: Regen. Dadurch entsteht eine meterdicke Eisschicht, unter der die Tiere kaum mehr Futter finden. Wenn die Rentiere den Schnee nicht wegkratzen können, um an das Gras darunter zu gelangen, verhungern sie.