2021: Höchste Inflation seit fast 30 Jahren
19. Januar 2022Nach einem weiteren Preisschub im Dezember kletterte die Inflation nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahresschnitt auf 3,1 Prozent. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit am Mittwoch eine erste Schätzung. Eine höhere Rate war zuletzt 1993 mit 4,5 Prozent gemessen worden. Im Corona-Krisenjahr 2020 lag die Jahresteuerung bei 0,5 Prozent.
Im Dezember verschärfte sich der Preisauftrieb. Die Verbraucherpreise stiegen den Angaben zufolge zum Vorjahresmonat um 5,3 Prozent. Die monatlich gemessene Inflationsrate erreichte damit den höchsten Stand des vergangenen Jahres. Die Wiesbadener Behörde bestätigte auch hier eine erste Schätzung.
Dass die Teuerung 2021 so hoch ausfällt liegt, hat nach Angaben des Bundesamtes eine Reihe von Ursachen. Einerseits sind dies sogenannte Basiseffekte durch vergleichsweise niedrige Preise im stark von pandemiebedingten Nachfrageeinbrüchen geprägten Corona-Jahr 2020. "Hier wirkten sich insbesondere die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 sowie der Preisverfall der Mineralölprodukte im Vorjahr erhöhend auf die aktuelle Gesamtteuerung aus", erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel.
Keine schnelle Entspannung
Die zuletzt stark gestiegenen Teuerungsraten werden inzwischen für viele Menschen zur Belastungsprobe: Jeder neunte Deutsche kann nach eigenen Angaben kaum noch seine Lebenshaltungskosten bezahlen, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank ergab. Von den Befragten aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2500 Euro gaben sogar 17 Prozent an, sie seien wegen gestiegener Preise kaum noch in der Lage, die regelmäßigen Ausgaben zu stemmen.
Verbraucher und Unternehmen müssen sich nach Einschätzung des Ifo-Institutes auf weitere Preiserhöhungen einstellen. "Die Unternehmen geben die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren weiter", sagte der Konjunkturexperte des Münchner Ifo-Institutes, Timo Wollmershäuser.
Keine Lohn-Preis-Spirale
Die Unternehmen geben laut Info die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren weiter. Selbst wenn sich der Anstieg der Energiepreise in den kommenden Monaten nicht fortsetzten sollte und die Börsenpreise für Erdgas, Strom und Rohöl unverändert blieben, sorge das noch eine Weile für hohe Inflationsraten.
Die Lohnkosten dürften die Inflation nicht zusätzlich antreiben. "Die bisherigen Lohnverhandlungen deuten auf keine Lohn-Preis-Spirale hin. Wir erwarten, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp zweieinhalb Prozent zulegen", sagte Wollmershäuser. Das wäre so stark wie im Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Krise.
dk/hb (dpa, rtr)