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Der Prado wird 200

Jochen Kürten
18. November 2019

Am 19. November 1819 öffnete der Prado erstmals seine Pforten. Heute ist das Museum im Herzen der spanischen Hauptstadt Madrid ein Publikumsmagnet für Kunstliebhaber aus aller Welt. Im Jubiläumsjahr wird groß gefeiert.

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Eingang zum Prado Muesum in Madrid
Bild: picture-alliance/imagebroker/W. Bahnmüller

Gefeiert wird der 200. Geburtstag im Prado schon eine ganze Weile. Eigentlich ging es schon 2018 los, mit großen Sonderschauen zum Jubiläum. Dass es sich die spanische Königsfamilie im November vor einem Jahr nicht nehmen ließ, das bekannteste Museum des Landes zum Auftakt einer Sonderausstellung zu beehren, war eine Selbstverständlichkeit. Damals war der Kunsttempel ja eigentlich erst 199 Jahre alt, doch die Besucher sollten schon mal eingestimmt werden auf ein großes Jahr.

"Museo del Prado 1819 - 2019. Ein Ort der Erinnerung" hieß die bis März 2019 laufende Schau zum Jubiläum, gezeigt wurden Meisterwerke von Velázquez und Goya bis hin zu Picasso und Eduardo Arroyo.

Alles begann mit 300 Gemälden

Auf alte Meister stößt man im Prado zuallererst -  das war freilich nicht immer so. 1818 wurde das damalige Museum für Naturwissenschaften, zwischen 1785 und 1787 vom Hofarchitekten Juan de Villanueva im Auftrag von Karl III. erbaut, zum neuen Gemälde- und Skulpturenmuseum auserkoren. Statt Wissenschaft nun also Kunst. König Ferdinand VII. hatte den Anstoß zum Museumswandel gegeben, er wollte dem Pariser Vorbild Louvre nacheifern. 

Hieronymus Bosch El Prado Museum in Madrid Spanien König Felipe Königin Letizia Prinzessin Beatrix
Immer wieder gibt es im Prado königlichen Besuch: hier Spaniens Königspaar Felipe und Letizia mit der niederländischen Prinzessin Beatrix 2016 bei der Hieronymus-Bosch-AusstellungBild: picture-alliance/dpa/J. J. Guillen

Malerei und Bildhauerei standen damals im Mittelpunkt der Sammlung. Mit knapp über 300 Gemälden hatte man begonnen, mit spanischen vor allem. Im Laufe der Zeit wurde die Ausstellung dann kontinuierlich erweitert. In den 1980er Jahren des letzten Jahrhunderts fiel dann die Entscheidung, "Altes" von "Neuem" zu trennen: Die Kunstwerke jüngeren Datums, also beispielsweise von Größen wie Picasso, Dalí oder auch Antoni Tàpies, zogen ins "Museo Reina Sofía". Im Prado zurück blieben die Alten Meister. Aber was heißt schon "Alte Meister"? Es ist die Essenz der Kunstgeschichte, auf die man im Prado hauptsächlich trifft -  beginnend mit dem 12. Jahrhundert bis hin zum 18. Jahrhundert.

Sammlung wuchs unaufhörlich 

Außer Gemälden und etwa 700 Skulpturen umfasst die Prado-Sammlung heute Zeichnungen, Drucke, Münzen und Medaillen sowie rund 2000 andere Kunstgegenstände. Highlights für die Besucher sind natürlich die rund 8600 Gemälde. Auf fast alle großen Genies der Kunstgeschichte trifft man hier. Die Spanier sind so gut vertreten wie sonst nirgendwo auf der Welt, Allen voran Goya, Velázquez und der eigentlich aus Griechenland stammende El Greco.Die italienische Malerei ist mit Fra Angelico, Botticelli und Mantegna, Tizian und Tintoretto üppig vertreten. Der deutschsprachige Raum mit Memling und Dürer. Auch die großen Holländer findet man mit Hauptwerken in Madrid, Rembrandt  und Rubens, aber auch Brueghel und Hieronymus Bosch sind jeweils mit Meisterwerken zu sehen. 

Gemälde Adoration of the Magi von Hans Memling im Prado Museum AUSSCHNITT
Viele Gemälde laden zum Betrachten der meisterlichen Details ein: Ausschnitt von Hans Memlings "Die Anbetung der Heiligen drei Könige"Bild: picture-alliance//HIP/AUSSCHNITT

Im Prado hängt fast nur "Spitzenware"

Überhaupt: Im Prado trifft man auf die wichtigsten Werke all dieser Künstler: "Im Vergleich zum Louvre oder zur Eremitage in Sankt Petersburg ist der Prado zwar kleiner, aber dafür findet sich hier nur die Crème de la Crème der Kunst", sagte der spanische Kunsthistoriker Javier Sardón zu Beginn des Jubiläumsjahres. Der Prado muss den Vergleich mit dem Louvre in Paris, einst Vorbild des spanischen Museums, kaum scheuen. Restlos erschöpft wird jeder Besucher der Dutzenden von Räumen im weitläufigen Prado sein, wenn er alles durchwandert und nicht nur schnell an den zahlreichen Kunstwerken vorbeihetzt.

hier schauen sich Besucher Gemälde u.a. von Velázquez an
Spanier im Mittelpunkt - Gemälde von Velázquez und Co sind PublikumsmagneteBild: picture-alliance/dpa/A. Garcia

Etwas weniger als drei Millionen Besucher zählt der Prado Jahr für Jahr. Die magische Drei-Millionen-Grenze wurde 2016 sogar übertroffen; damals zog eine große Hieronymus-Bosch-Ausstellung die Massen an. Und auch 2019 kann man davon ausgehen, dass die Drei-Millionen-Marke geknackt wird, dafür sollten die zahlreichen Sonderausstellungen im Jubiläumsjahr sorgen.

Sonderausstellungen im Jubiläumsjahr 

Eine große Ausstellung mit Zeichnungen von Goya läuft noch bis Februar 2020, ebenso eine mit Bildern der Malerinnen Sofonisba Anguissola und Lavinia Fontana. Beide lebten im 16. Jahrhundert und widerlegten die Stereotypen ihrer Zeit, die die kreativen und künstlerischen Fähigkeiten von Frauen in Frage stellten. Fontana machte sogar Karriere als Hofmalerin von Papst Clemens VIII. und Paulus V.   Die Ausstellung mit Skulpturen des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti (1901-1966) schließlich dürfte als Beleg dafür dienen, dass man sich im Prado nicht "nur" alter Kunst widmet . 

Prado Muesum in Madrid
Noch bis Ende des Jahres dauern die Feierlichkeiten zum 200. Bestehen des Prado-Museums anBild: picture-alliance/dpa/Ballesteros

Schließlich dürfte natürlich auch der 2007 eingeweihte Erweiterungsbau mit zum anhaltenden Besucherstrom im Prado beigetragen haben. Er entstand nach Plänen des Pritzker-Preisträgers Rafael Moneo. Vom historischen Altbau zum inzwischen auch schon zwölf Jahre alten Neubau gelangt der Besucher durch eine unterirdische Verbindung. Die Ausstellungsfläche verdoppelte sich damals.

Mit Google ein Blick auf 14 Highlights

Und wie jedes große Weltmuseum bemüht sich auch der Prado,  jüngere Besucher zu gewinnen. Das mag besonders wichtig sein, wenn es sich - wie beim "Museo del Prado" - um einen Kunsttempel für dezidiert Alte Kunst geht. Vor zehn Jahren wurde daher die Zusammenarbeit mit dem US-Tech-Riesen "Google" intensiviert: 14 der berühmtesten Gemälde des Prado wurden digital erschlossen, so dass sie nun haargenau und in allergrößtem Maßstab aus der Ferne betrachtet werden können.

Aber natürlich ersetzt das nicht den Anblick eines Goya-Meisterwerks aus allernächster Nähe - auch im 200. Jubiläumsjahr nicht.