17 Schwule stehen in Kairo vor Gericht
2. Oktober 2017In Ägypten stehen 17 Männer wegen Homosexualität vor Gericht. Ihnen wird unmoralisches Verhalten, Ausschweifungen sowie die Förderung von Homosexualität vorgeworfen. Die Anhörung vor einem Richter in Kairo fand hinter verschlossenen Türen statt. Ein Anklagevertreter sagte in Kairo, die Männer seien in flagranti in einer Wohnung erwischt und festgenommen worden.
Menschenrechtsgruppen widersprechen dieser Darstellung. Vielmehr habe die Polizei die Männer in der vergangenen Woche völlig willkürlich in Straßen und Cafés festgenommen, als Teil einer Anti-Homosexuellen-Kampagne. Sechs der Verdächtigen waren im vergangenen Monat festgenommen worden, nachdem sie bei einem Konzert der libanesischen Popgruppe "Mashrou' Leila" in Kairo die Regenbogenflagge - ein internationales Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung - geschwenkt hatten.
"Mashrou' Leila" zählt zu den erfolgreichsten arabischen Bands. Ihr Sänger Hamed Sinno gehört zu den wenigen Prominenten in der arabischen Welt, die offen über ihre Homosexualität sprechen.
Die Repressionen nehmen zu
Bei Menschenrechtlern wächst die Sorge über das zunehmend repressive Vorgehen der Justiz gegen sexuelle Minderheiten. Homosexualität ist in Ägypten zwar nicht gesetzlich verboten, ist aber ein gesellschaftliches Tabu. In der Vergangenheit wurden angebliche Homosexuelle deshalb zum Beispiel wegen Verachtung des Islam oder der Förderung von Ausschweifungen verurteilt und auch eingesperrt.
Erst am Samstag hatte der Oberste Rat für Presseregulierung, ein staatliches Organ, die "Propagierung von Homosexualität" in den Medien verboten. Es handle sich um eine "schändliche Krankheit, die verborgen werden muss", erklärte das Gremium.
rb/cw (afp, dpa)