11 Höhepunkte des Filmfestivals Venedig
27. August 20191. Der Eröffnungsfilm
Diese Ehre gebührt in diesem Jahr dem Japaner Hirokazu Kore-eda. Der Regisseur war zuletzt 2018 bei den Filmfestspielen in Cannes für seinen Film "Shoplifters" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Nun präsentiert er zum Venedig-Auftakt seinen ersten außerhalb der Heimat gedrehten Film: "La Vérité" ("Die Wahrheit"). 2018 entstand in Paris mit Stars wie Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ethan Hawke eine intime Familiengeschichte. Hirokazu Kore-edas Filme werden dafür gerühmt, mit einfachen Mitteln intensive Geschichten über ganz normale Menschen in besonders herausfordernden Situationen zu erzählen.
2. 21 Filme im Wettbewerb
Hirokazu Kore-eda stellt sich im Wettbewerb um den Goldenen Löwen der Konkurrenz. Unter den 20 Mitstreitern sind lediglich zwei Regisseurinnen, die Australierin Shannon Murphy und Haifaa al-Mansour aus Saudi-Arabien. Unter den männlichen Kollegen sind viele prominente Namen - und ein echtes Regie-Schwergewicht: Roman Polanski. Der Regisseur zeigt in Venedig seinen lang erwarteten Film über die Dreyfus-Affäre "J'accuse (Ich klage an)". Andere prominente Namen in diesem Jahr: der Chilene Pablo Larraín, der Schwede Roy Andersson, die Franzosen Olivier Assayas und Robert Guédiguian sowie der Kanadier Atom Egoyan.
3. Hollywood, die Amerikaner und Netflix
Und auch das US-Kino ist im Löwen-Wettbewerb stark vertreten, vor und hinter den Kameras. Als Regisseure sind Steven Soderbergh, Todd Phillips, James Gray und Noah Baumbach dabei. In ihren prominent besetzten Filmen spielen u.a. die Stars Brad Pitt, Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Meryl Streep, Gary Oldman, Antonio Banderas und Scarlett Johansson mit.
Die meisten dieser Stars werden in den kommenden Tagen am Lido erwartet. Mit großer Spannung fiebert die Filmwelt vor allem Soderberghs neuem Film "The Laundromat" entgegen, der die Geschichte der "Panama Papers" erzählt. Wie auch der Streifen "Marriage Story" von Baumbach über scheidungsgestresste Mitdreißiger wurde "The Laundromat" von Netflix mitproduziert.
4. Heimspiel: die Italiener
Wie in Cannes die Franzosen und bei der Berlinale die Deutschen rücken bei den Filmfestspielen in Venedig natürlich auch die Italiener in den Mittelpunkt der cineastischen Welt. Insgesamt sechs italienische Filme bzw. Co-Produktionen konkurrieren in diesem Jahr um den Löwen. Zum letzten Mal gewann 1998 in italienischer Spielfilm den Hauptpreis des Festivals. Vor sechs Jahren wurde überraschend der italienische Regisseur Gianfranco Rosi mit dem Goldenen Löwen für seinen Dokumentarfilm "Das andere Rom" ausgezeichnet.
5. Jury-Präsidentin aus Argentinien
Auch wenn im Wettbewerb in diesem Jahr nur zwei Regisseurinnen mitmischen - zumindest an der Spitze der internationalen Jury steht eine Frau. Die Argentinierin Lucrecia Martel entscheidet, wer am Ende den begehrten Löwen bekommt. Mit den großen Festivals kennt sich Martel gut aus. Obwohl sie bisher erst vier Spielfilme realisieren konnte, war sie mit ihren Arbeiten bereits zweimal in Cannes und einmal in Venedig vertreten. Auch internationale Jury-Erfahrung bringt die 1966 geborene Martel mit. 2006 durfte sie in Cannes mitentscheiden, zwei Jahre später war sie schon einmal in der Venedig-Jury.
6. Die Deutschen in Venedig
Deutsche Regisseurinnen und Regisseure haben es 2019 nicht in die Auswahl der möglichen Löwen-Kandidaten geschafft. Zumindest zwei Filme entstanden aber mit deutschen Geldern. "The Perfect Candidate" von Haifaa al-Mansour ist eine Co-Produktion mit Saudi-Arabien und erzählt von einer Ärztin in Riad und ihrem Kampf gegen Bürokratie und für Fortschritt in ihrem direkten Umfeld. Der Film des Schweden Roy Andersson "About Endlessness" wurde mit schwedischen, norwegischen und deutschen Fördergeldern produziert und zeigt verschiedene absurd-verspielte Episoden, in denen u.a. Adolf Hitler auftaucht.
In der Neben-Sektion "Orizzonti" präsentiert die junge Katrin Gebbe zur Eröffnung "Pelikanblut", der von einer konfliktreichen Beziehung einer Mutter zu ihrer Adoptivtochter erzählt.
7. Die Ehrenpreisträger 2019
Wer am Ende aus den Händen von Jury-Präsidentin Lucrecia Martel den Goldenen Löwen bekommt, entscheidet sich erst am Abend des 7. September. Zwei Preisträger stehen dagegen bereits fest. Der spanische Regisseur Pedro Almodóvar und die britische Schauspielerin Julie Andrews werden mit dem Ehren-Löwen für das Lebenswerk ausgezeichnet.
Almodóvars neuer Film "Leid und Herrlichkeit" läuft derzeit weltweit noch in vielen Kinos. Julie Andrews wurde 1964 als "Mary Poppins" im gleichnamigen Film weltberühmt. Für die Verkörperung der Titelrolle hatte sie ein Jahr später einen Oscar gewonnen.
8. Klassiker am klassischen Ort: Venezia Classici
Wie alle großen Festivals der Welt zeigt auch Venedig in diesem Jahr wieder eine Reihe von Filmklassikern in restaurierter Form. Im digitalen Zeitalter sind diese Reihen mit den großen Werken der Filmgeschichte, die vor dem Zerfall bedroht sind, inzwischen ein wichtiger Bestandteil des Festivalzirkusses.
In diesem Jahr werden in der norditalienischen Stadt unter anderem die Wiederaufführungen von Klassikern wie "Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz" von Luis Buñuel, "Die Strategie der Spinne" von Bernardo Bertolucci und "New York, New York" von Martin Scorsese zu bestaunen sein.
9. Pre-Opening mit "Ekstase"
Seit ein paar Jahren ist es Ritual, schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung eine ganz besondere Perle der Kinogeschichte zu präsentieren. Am 27. August 2019 wurde am Lido der Film "Ekstase" (1933) des tschechischen Regisseurs Gustav Machatý mit dem späteren Hollywood-Star Hedy Lamarr gezeigt. Auch dieser Film wurde sorgfältig und aufwendig restauriert und erlebt nun eine "zweite" Premiere in Venedig. Dort feierte "Ekstase", der damals wegen einiger Nackt-Szenen einen Skandal auslöste, 1934 Weltpremiere.
10. Serien in den Nebenreihen
Venedig bietet auch 2019 wieder mehr als Wettbewerb, Klassiker und Ehrenpreise für verdiente Filmschaffende. In mehreren Neben-Sektionen dürfen vor allem junge und noch weniger etablierte Filmregisseurinnen und -regisseure ihre Arbeiten zeigen. Dazu kommen Sondervorführungen, Dokumentarfilme und auch ein paar Serien. So kann man auch einen ersten Blick auf "The New Pope" werfen, der an den Serienerfolg "The Young Pope" von 2016 anschließt. Jude Law ist wieder in der Hauptrolle zu sehen, inszeniert hat das Ganze Italiens Star-Regisseur Paolo Sorrentino.
11. Zum Schluss kommt Mick Jagger
Am 7. September schließt das Festival dann mit dem Thriller "The Burnt Orange Heresy" des Italieners Giuseppe Capotondi, der mit einem ganz besonderen Clou aufwartet. In einer Hauptrolle ist Mick Jagger zu sehen, der in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder von der Rolling-Stones-Bühne zu Dreharbeiten beim Film wechselte. Jagger spielt in dem Thriller einen reichen Kunstsammler, der es auf ein Bild eines legendären Malers abgesehen hat und dabei auch vor illegalen Mitteln nicht zurückschreckt.