1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
SportGlobal

100 Tage vor Olympia in Paris: Vorfreude und Sorgen

16. April 2024

Das Olympische Feuer für die Olympischen Spiele in Paris ist entzündet. 100 Tage vor dem Großereignis sind die Gefühle gemischt: zwischen Vorfreude, Sicherheitsbedenken und politischen Fragen.

https://p.dw.com/p/4eqnD
Schauspielerin in der Rolle einer Hohepriesterin während der Zeremonie zur Entzündung der Olympischen Flamme für die Olympischen Spiele 2024 in Paris
In den Tempelruinen des antiken Olympia wurde die Olympische Flamme entzündetBild: Alkis Konstantinidis/REUTERS

Der Countdown läuft. In den Ruinen des 2600 Jahre alten Hera-Tempels im antiken Olympia im Südwesten Griechenlands wurde an diesem Dienstag (16. April) die Olympische Flamme für die Sommerspiele in Paris entzündet. 

Vom 26. Juli bis 11. August werden in der französischen Hauptstadt 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Ländern in 32 Sportarten starten. An diesem Mittwoch (17. April) sind es noch genau 100 Tage bis zum Beginn der Olympischen Spiele in Paris.

Wie steht es um die Sicherheitsvorkehrungen?

Auch wenn die französischen Sicherheitsbehörden nach Regierungsangaben aktuell keine konkrete Terrorgefahr für die Olympischen Spiele sehen, werden die Sicherheitskräfte rund um das Sportgroßereignis vom 26. Juli bis 11. August höchst wachsam sein. Bis zu 45.000 Polizisten und Gendarmen werden täglich im Einsatz sein. Hinzu kommen 18.000 Soldaten und rund 20.000 private Sicherheitskräfte.

Außerdem werden mehr als 2000 ausländische Polizisten die Spiele bewachen, unter anderem auch Beamte der deutschen Bundespolizei. Nach dem Anschlag islamistischer Terroristen in Moskau Ende März mit mehr als 140 Toten war auch in Frankreich die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen worden.

Nahe dem Eiffelturm werden Zuschauertribünen für die Olympischen Spiele errichtet.
Nahe dem Eiffelturm werden Zuschauertribünen für die Olympischen Spiele errichtetBild: Guillaume Baptiste/AFP/Getty Images

Bereits die Eröffnungsfeier wird eine riesige logistische Herausforderung für die Sicherheitskräfte: Rund 160 Boote sollen Athletinnen und Athleten über den Fluss Seine sechs Kilometer weit durch das Zentrum der Stadt fahren. Mehr als 300.000 Besucher werden dazu erwartet.

"Wir können das machen, und wir werden das machen", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Sollte sich eine akute terroristische Bedrohung ergeben, habe man jedoch alternative Pläne in der Schublade, so Macron, etwa eine Eröffnungsfeier im Stadion.

Wie ist die Olympia-Stimmung?

Die unsichere politische Weltlage - vor allem der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten - trübt die Vorfreude auf die Olympischen Spiele. Dennoch erwartet Paris einen Ansturm von mehr als 15 Millionen Gästen. Rund 7,9 Millionen der fast zehn Millionen Eintrittskarten für die einzelnen Olympia-Veranstaltungen sind bereits verkauft.

Die Infrastruktur der französischen Hauptstadt wird an ihre Grenzen geraten. Clement Beaune, bis zur Regierungsumbildung im Januar 2024 französischer Verkehrsminister, bezeichnete die Pläne, den Verkehr zu organisieren, im vergangenen Herbst als "hardcore". Tatsächlich wird es zahlreiche Sicherheitsabsperrungen und Umleitungen geben, besonders rund um den Eiffelturm und die Place de la Concorde im Zentrum der Stadt. Einige Metro-Stationen bleiben geschlossen.

Zudem sind die Tickets für die U-Bahn in der Zeit der Spiele doppelt so teuer wie normal - was die Olympia-Begeisterung der Einheimischen nicht steigern dürfte. In einer Umfrage bezeichneten kürzlich 44 Prozent der Pariserinnen und Pariser die Olympischen Spiele als "schlechte Sache".

Wie groß wird das deutsche Team in Paris sein?

Die Zeit der Olympia-Qualifikationen endet offiziell erst am 23. Juni. So hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) einen Olympiastart unter anderem noch vom Abschneiden bei der Europameisterschaft in Rom (7. bis 12. Juni) abhängig gemacht.

Bis zum 8. Juli muss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Aktiven gemeldet haben, die in Paris starten werden. Der DOSB rechnet mit mehr als 400 deutschen Athletinnen und Athleten. Damit würde das deutsche "Team D" in Paris erneut zu den größten Mannschaften zählen.

Einzug des deutschen Teams bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2021 in Tokio.
Der DOSB hofft in Paris auf mehr Medaillen deutscher Sportlerinnen und Sportler als in Tokio Bild: Dylan Martinez/Getty Images

Bei den Spielen in Tokio 2021 waren 415 Deutsche dabei. Sie kehrten mit zehnmal Gold, elfmal Silber und 16-mal Bronze zurück. Es war die schlechteste Medaillenausbeute seit der Wiedervereinigung 1990. Der DOSB hofft auf eine bessere Bilanz in Paris. "Ich glaube, dass das Team D eine gute Rolle spielen wird und die ein oder andere Überraschung möglich ist", sagt der deutsche Chef de Mission, Olaf Tabor.

Wie ist der Stand in Sachen Olympiateilnahme Aktiver aus Russland und Belarus? 

Im vergangenen Dezember hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Weg für einen Start von Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus freigemacht - mit Einschränkungen. Sie dürfen nur unter neutraler Flagge in Paris dabei sein. Mannschaften sind nicht zugelassen.

Die Nationalhymnen Russlands und Belarus' werden nicht gespielt, ebenso sind nationale Symbole und Fahnen untersagt. Von der Eröffnungsfeier sind die Aktiven beider Länder ausgeschlossen. Außerdem dürfen sie keine Verbindung zur Armee und den Sicherheitsorganen haben und nicht aktiv ihre Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gezeigt haben.

Nach Angaben des IOC haben sich bislang erst zwölf russische und fünf belarussische Aktive für Paris qualifiziert, die Zahlen könnten noch auf 36 (Russland) und 22 (Belarus) steigen. In Tokio 2021 waren noch 330 Russen und 104 Belarussen gestartet. In einem offenen Brief an das IOC forderte die Ukraine in der vergangenen Woche einmal mehr den kompletten Olympia-Ausschluss Russlands und Belarus‘.

Wie steht das IOC und sein deutscher Präsident Thomas Bach 100 Tage vor den Spielen da?

"Ja, es ist möglich, hart gegeneinander zu wetteifern und gleichzeitig friedlich miteinander unter einem Dach zu leben," sagte Thomas Bach im antiken Olympia, als das Olympische Feuer für die Spiele in Paris entzündet wurde. Bach wird nicht müde, den völkerverbindenden Effekt des Sports zu betonen - auch mit Blick auf die Spiele in diesem Sommer. Dabei durchlebt er selbst aktuell unruhige Zeiten.

IOC-Präsident Thomas Bach spricht bei einer Sitzung der IOC-Exekutive, im Hintergrund die Olympische Fahne mit den fünf Ringen.
Hängt Thomas Bach noch vier weitere Jahre als IOC-Präsident an? Bild: Laurent Gillieron/dpa/KEYSTONE/picture alliance

Wegen der IOC-Entscheidungen zu Russland und Belarus wird Bach von unterschiedlichen Seiten angefeindet. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums warf dem IOC-Chef "Rassismus und Neonazismus" vor. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erklärte hingegen, das IOC habe dem Kreml "grünes Licht gegeben, Olympia Waffe zu benutzen". Und die Gesellschaft für bedrohte Völker, eine Nichtregierungsorganisation aus Deutschland, bezeichnete Bach als "lernunfähigen Dinosaurier".

Das IOC stellt sich vor seinen Präsidenten und weist die Kritik an ihm zurück. Bachs Amtszeit endet eigentlich 2025, die Sommerspiele in Paris wären damit seine letzten als IOC-Chef. Einige IOC-Mitglieder haben vorgeschlagen, die Statuten zu ändern, damit Bach vier weitere Jahre IOC-Präsident bleiben kann. Der 70-Jährige will nach eigenen Worten erst nach den Spielen in Paris darüber entscheiden.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter